Besonders reizvoll findet es Willy Renner, Schlagzeug-Rhythmen auf der Cajón umzusetzen. Fotos: Renner Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

"Wir machen Musik": Willy Renner ist leidenschaftlicher Jazzmusiker und Ehrenbürger in New Orleans

"Die Kunst des Lernens dauert ein Leben lang an," das ist das Erkenntnismotto von Willy Renner. Das man also eigentlich nie fertig ist, das möchte der Rhythmusmusiker auch seinen Schülern mit auf den Weg geben.

St. Georgen. Er selbst war einer der ersten Schlagzeugschüler an der Jugendmusikschule in der Bergstadt. Obwohl er drei Jahre lang an der Swiss Jazz School in Bern Schlagzeug studiert hat und viel unterwegs war, ist er immer mit seiner Heimatstadt verbunden geblieben.

Die ewige Faszination für die Musik und sein Enthusiasmus haben Renner dazu bewogen, die Musik zum Beruf zu machen. Durch seine Ausbildung, seine Lehrer und Schülerbands hat er früh den Zugang zum Jazz gefunden. "Jazzmusik ist einfach die Wurzel aller Popularmusik."

Seit 1990 unterrichtet er an der Jugendmusikschule St. Georgen-Furtwangen. Mit Bands wie Bluesquamperfect (BQP), dem Schlurf-Quartett, Matthias Jakob "und wo Bedarf besteht", war und ist Renner nach wie vor viel unterwegs.

Im Alter von acht oder neun Jahren hat er angefangen, seine Leidenschaft für das Trommeln zu entwickeln. Der Besuch eines Fastnachtsumzugs sei damals ausschlaggebend gewesen. "Das Trommeln hat mich einfach fasziniert." 1971 hatte er dann seinen ersten öffentlichen Auftritt. "Das war zur damaligen Rathauseinweihung."

Seit etwa zehn Jahren spielt Renner auch auf der Cajón, einem Rhythmus-Instrument. "In den 1980er Jahren hat es den Weg von Südamerika nach Europa gefunden, in den letzten zehn Jahren wurde es bei uns populär," erläutert er.

Als die unplugged Welle anfing, kam er zur Cajón. "Es wird immer schwieriger, große Bands zu verkaufen, die Locations werden kleiner. Da bietet sich akustische Musik besser an." Akustische Musik zu machen gefalle ihm grundsätzlich. "Ich finde es wichtig, stilistisch für viele Richtungen offen zu bleiben," sagt er.

"Die Cajón ist durch ihre Einfachheit eine Herausforderung." Besonders reizvoll sei es für ihn, Schlagzeug-Rhythmen auf der Cajón optimal umzusetzen.

Mit dem Kreuzfahrtschiff zur Ehrenbürgerschaft

Seine Begeisterung und Leidenschaft für die Musik hat sich bezahlt gemacht. "Das war eigentlich Zufall," sagt Renner in Bezug auf seine Ehrenbürgerschaft in New Orleans. Mit "Frl. Mayers Hinterhausjazzer" war er viel unterwegs. "Damals waren wir mit dem Traumschiff, der M.S. Berlin, in der Karibik unterwegs. Im Anschluss ging es weiter nach Baton Rouge, bis nach New Orleans. Es war damals das erste deutsche Kreuzfahrtschiff, das den Mississippi hoch gefahren ist." Daraufhin seien die Mitglieder der Band zu Ehrenbürgern ernannt worden. "Als Jazzmusiker ist New Orleans die Jazzstadt schlechthin. Es herrscht ein tolles Klima. Die Musik liegt in der Luft," schwärmt Renner.

Er unterrichtet Schlagzeug und Cajón, gibt Workshops im Süddeutschen Raum und bietet Lehrerfortbildungen an. In seinen Unterricht integriert er seinen großen Erfahrungsschatz und seine Erlebnisse. Situationsabhängig versucht er seinen Schülern zu vermitteln, wie sie auf der Bühne damit umgehen können.

"Wettbewerbe waren nie mein Ding." Renner ist ein Bühnenmusiker, der den Rhythmus lebt. "Ich möchte die Musiker so ausbilden, dass sie auf der Bühne bestehen können."

Renner hat unzählige Live-Konzerte gespielt, Künstler wie Roberto Blanco oder Toni Marshall begleitet. "Da waren viele tolle Erlebnisse dabei," erzählt er. Es gebe grundsätzlich viele Highlights – egal, ob bei einer kleinen Geburtstagsfeier oder auf einer großen Bühne. "Hauptsache, ich bin auf der Bühne."

Denn auch im kleinen Rahmen müsse eine gute Stimmung erzeugt werden. "Musik hat einzig und allein den Zweck zu unterhalten," weiß der Drummer. "Das ist auch ein Punkt, den ich gerne an meine Schüler weitergeben möchte." Wichtig sei es, Emotionen in sein Spiel zu legen, mit dem Ziel, einen guten Job zu machen.

Er blickt zurück in seine Schulzeit. Damals gab es legendäre Schulbälle. Musiklehrer haben in einer Band gespielt, sind auf Schulbällen und Festen aufgetreten. "Das waren die Heros für uns Junge." Kontakte bestehen bis heute.

"Das was man als Lehrer heute vermisst, sind Eigeninitiative und Enthusiasmus. Früher haben wir selbst Proberäume organisiert." Heute seien viele verwöhnt. Das liege seiner Meinung nach daran, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit alle Möglichkeiten zur Verfügung stünden. "Damals war alles ein bisschen wilder und ungeordneter."

Fehlende Beständigkeit stellt ein Problem dar

"Heute haben wir ein Problem der Beständigkeit." Früher habe man fünf, sieben, zehn Jahre ein Instrument gelernt. Die Zeitspanne werde immer kürzer. "Die Jugend von heute möchte etwas können, aber möglichst wenig dafür tun." Oft laute die Frage: "Wie lange geht es, bis ich das Instrument spielen kann?" erzählt Renner. Das sei ein gesellschaftliches Problem. Zeige, dass heute alles vorgefertigt und ergebnisorientiert sein müsse. "Das geht so aber nicht."

Denn um beruflich Musik zu machen, sei es notwendig, beständig und über lange Zeiträume zu lernen. Zu denken, einmal Erfolg zu haben, der dann das ganze Leben anhalte sei Quatsch. Allein, um an einer Musikhochschule die Aufnahmeprüfung zu bestehen, sei die Voraussetzung, sein Instrument mindestens zehn Jahre lang gespielt zu haben. "Das gibt es sonst in keinem anderen Beruf, dass man so viel Zeit investieren muss."

Um für seine Schüler eine gute Grundlage aufzubauen, legt er großen Wert auf ein gutes Fundament. Technik bedeutet Fleißarbeit, so lautet die Gleichung von Renner. Weil es keine Lehrbücher am Markt gab, die seinen Vorstellungen entsprochen haben, fing er an zu schreiben. "Fundamentale Sachen haben meiner Meinung nach gefehlt. So kam die Idee, selbst etwas zu schreiben." Technikübungen kommen bei ihm mehr zum Tragen. Und die eigene Kreativität wird mehr gefordert. "Es sollen eigene Rhythmen entwickelt werden und nicht nur Vorgefertigtes gespielt werden."

Renner ist vielseitig interessiert. Seit neun Jahren betreibt er Karate. Durch seine Lebensgefährtin ist er zum Kabarett gekommen. Musik ist für Willy Renner nach wie vor ein tolles Hobby. "Es ist förderlich für viele Lernprozesse, präventiv für viele Krankheitsbilder, das ist wissenschaftlich erwiesen." Vorteil daran: Ein Instrument zu erlernen setzt keine Altersschranke. Also kann in jedem Alter damit angefangen werden.