Nicht berauschend war die Bürgerbeteiligung an einem Informationsabend zum Stadtentwicklungskonzept in der Stadthalle. Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Informationsabend zum Konzept stößt auf nur geringes Interesse

St. Georgen. Details zum integrativen Stadtentwicklungskonzept gab es beim Bürgerinfoabend. Das Interesse der Adressaten war aber eher dürftig.

"Die Stadt lebt vom Mitmachen" so Bürgermeister Michael Rieger, der zum Mitdenken und Mitmachen einlud. Frage sei, wo St. Georgen 2030 stehen solle. Sehr vieles sei schon in Bewegung, über Vorschläge von Bürgern freue er sich aber weiter. Die könnten sich zudem im Kleinen einbringen. Die Stadt sei die Summe aller Bürger. Jeder der hier einen Euro investiere, tue etwas für deren Werterhalt. Rieger erinnerte an Projekte wie die Sanierung von Rathaus und Tiefgarage.

Als Gründe für das Entwicklungskonzept nannte Dörte Meinerling vom Büro Planbar hoch drei Trends wie eine ältere und buntere Gesellschaft, neue Mobilitätsformen und Freizeitverhalten oder Ressourcenmanagement. Innenstädte mit kurzen Wegen würden verstärkt wiederentdeckt. St. Georgen sei typisch für eine Zeit, in der wichtige Funktionen wie Schulen nach außen verlagert wurden. Das Konzept betrachte alle Bereiche im Zusammenhang, es sei Entscheidungs- und Handlungsgrundlage für den Gemeinderat. Es gehe um das Miteinander von Arbeit und Umwelt, Generationen und Nationen sowie Tradition und Fortschritt.

Sie erinnerte an den Planungsprozess mit Gemeinderatsklausur, Bürgerwerkstätten oder der Bürgerumfrage. Geschätzt wurden dabei überdurchschnittliche Lebensverhältnisse und die Nähe zu Naturraum, bemängelt aber die reizlose, nicht barrierefreie Stadtmitte ohne Begegnungsmöglichkeiten oder dass Qualitäten St. Georgens in der Region fast gänzlich unbekannt sind.

Jeweils elf Leitthemen und Schlüsselprojekte

Es gibt jeweils elf Leitthemen und Schlüsselprojekte. Bei Heimat für Spitzenunternehmen geht es um Fachkräftegewinnung, flexiblere Kinderbetreuung, Qualifizierungsmöglichkeiten für Berufstätige oder Freizeitangebote für Singles oder junge Familien. Bei Gesundheit und Sport werden Mountainbikestrecke oder eine Örtlichkeit gewünscht, an dem lokale Anbieter Produkte verkaufen. Das Stadtfest soll zum überregionalen Event werden.

Unter "Dreiklang der Berge, Wälder und Quellen" ist angedacht, Bachläufe erlebbar zu machen und eine grüne Achse vom Klosterweiher zum Roßberg zu schaffen, dazu die Aufwertung von Stadtgarten und altem Friedhof.

Andere Projekte wünschen die Umsetzung der Energiewende auf lokaler Ebene und die Fortentwicklung des Schulstandorts, besonders der musikalischen Bildung. Der Dreiklang aus Industrie, Kultur und Schwarzwald könne ein Alleinstellungsmerkmal sein, so Meinerling weiter. In Sachen Mobilität ist die Verbesserung des ÖPNV für Ortsteile oder die Gleichberechtigung von Fußgängern, Radlern und Autos in der Kernstadt gewünscht.

Fernsicht im doppelten Sinne sei bei "Wohnen und Bauen" wichtig, inklusive Wohnen für alle Generationen oder Angebote für Studierende. Bürgerbeteiligung sei zu verstetigen, vielleicht auch durch einen Seniorenbeirat. Ein Entwicklungsbeirat soll die Umsetzung des Konzepts Kontrollieren, gegebenenfalls Änderungen vorschlagen und Möglichkeiten für kleinere, kurzfristig umsetzbare Maßnahmen untersuchen.

Bei "Lebenswerte Stadt- und Ortsteile" sind Themenwanderwege oder Lernorte in der Natur angedacht. Wichtigstes Anliegen sei wohl eine lebendige Kernstadt durch deren Sanierung oder den Erhalt stadtbildprägender Industriegebäude.

Projekte mit niedrigerer Priorität sind zum Beispiel die Verschönerung des Bahnhofumfelds oder der Ortseingänge. Hier sei schwer Vorwärtskommen, so Rieger, insbesondere im Bereich Richtung Villingen-Schwenningen. Ohne Privatinitiative bekomme man das nicht hin.

Für kleinere Wünsche wird es sehr eng

Mehrere Besucher sprachen eine Einbahnstraßenregelung für die Gerwigstraße an. Die wird laut Rieger von Experten dringendst abgelehnt, weil sie andere Straßen überlaste. Man dürfe Bereiche nicht totberuhigen und den Edeka nicht abhängen.

Nach dem notwendigen Finanzbedarf gefragt ging Rieger von 20 Millionen fürs Bildungszentrum aus, für die Innenstadt auch von zweistelligen Millionenbeträgen. Da werde es für kleinere Wünsche eng. Nötig sei dann auch mal Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn alles optimal laufe könne man 2020 mit der Innenstadt loslegen.