Pfarrerin Lisa Interschick spricht im Interview mit dem Schwarzwälder Boten auch darüber, wie sie morgen Christi Himmelfahrt feiert. Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Evangelische Pfarrerin spricht über Christi Himmelfahrt, Glauben – und die Firma Grässlin

St. Georgen. Christen weltweit feiern morgen Christi Himmelfahrt, die Rückkehr Jesu zu seinem Vater im Himmel. Aus diesem Anlass spricht Pfarrerin Lisa Interschick darüber, wie gläubig die Menschen in St. Georgen sind, inwieweit Jesus ein Vorbild ist – und was aus christlicher Perspektive zu Entlassungen wie bei Grässlin zu sagen ist.

Das Statistische Bundesamt macht auch Umfragen zu Themen rund um Religion. Zum Beispiel zur Auferstehung Jesu. Knapp zwei Drittel der Befragten glaubt nicht daran. Ist diese Umfrage auch für St. Georgen repräsentativ?

Ich würde sagen, dass St. Georgen zu den Orten in Deutschland gehört, an denen noch mehr Menschen glauben, als es die Statistik zeigt.

Warum?

Es ist eine ziemlich kleine Stadt mit einer starken evangelischen Tradition. Auch die große Anzahl an Freikirchen in St. Georgen zeigt, dass den Menschen der Glaube sehr wichtig ist. Der evangelische Glaube ist hier stark verwurzelt. St. Georgen ist in Hinblick auf die von Ihnen genannte Statistik nicht repräsentativ.

Äußert sich das auch im Alltag?

Für mich äußert sich das zum Beispiel dadurch, dass die meisten der Konfirmanden schon getauft sind. In Freiburg ist es normal, dass bei einer Gruppe von 25 Konfirmanden bis zu neun Konfirmanden noch nicht getauft sind. Hier dagegen ist es eine Ausnahme, wenn mal ein Konfirmand noch nicht getauft ist. Da merkt man, dass der Glaube für einige Eltern noch etwas Selbstverständliches ist. Es besteht noch keine so große Distanz zur Kirche. Ich merke es auch an der Grundschule: Anders als in großen Städten hat das Fach Religion keinen schweren Stand, sondern wird als gleichwertiges Schulfach angesehen. Und unter den Lehrerkollegen ist Glaube auch immer wieder Thema. Manche erzählen vom Gottesdienst oder fragen etwas nach.

"Gottesdienste" ist ein gutes Stichwort: Morgen feiern Sie die Himmelfahrt Jesu. Kann er ein Vorbild für die Menschen in St. Georgen sein?

Ja, unbedingt. Aber so auf St. Georgen zuspitzen würde ich es nicht. Ich würde allgemein sagen, dass Jesus heute ganz stark Vorbild ist, gerade in Hinblick auf Ängste und Bedrohungen, die wir vor 20 Jahren noch nicht hatten. Zum Beispiel, wenn es um das Aufeinandertreffen verschiedener Religionen und zunehmende Gewalt geht. Gerade bei diesen Themen ist Jesus ein ganz starkes Vorbild, weil er Glaubensgrenzen überschreitet und mitten im Gewaltgeschehen Versöhnung lebt. Diese Versöhnungsbereitschaft ist etwas, das wir unbedingt annehmen sollten.

Lassen Sie uns auch über ein Thema sprechen, das manche St. Georgener sehr beschäftigt: Grässlin wird Mitarbeiter entlassen, weil in Mexiko die Produktion billiger sei. Wie bewerten Sie das als Pfarrerin?

Ich kenne die Umstände des Unternehmens Grässlin nicht. Allgemein aber möchte ich sagen, dass Gewinnmaximierung etwas ist, das christlicher Ethik widerspricht. Wer die Evangelien liest, merkt bald, dass das beschriebene Handeln und Leben Jesu nichts mit Leistungsdenken zu tun hat. Ein anderer Punkt ist, dass ich, in Hinblick auf die Frage nach der Bewahrung der Schöpfung, eine Produktion im fernen Ausland nicht befürworten kann.

Zurück zur Religion: Wie feiern Sie Christi Himmelfahrt?

Ich werde in Tennenbronn einen Gottesdienst halten. Wir feiern im Freien zusammen mit der Gemeinde von Lauterbach. Und genau das passt ja auch zu Christi Himmelfahrt, weil wo, wenn nicht unter freiem Himmel, sollte man dieses Fest feiern?

Ihr Wunsch für die Menschen zu Christi Himmelfahrt ist, …

…dass sie spüren, dass Gottes Segen auf der Welt liegt, dass sie den Segen annehmen und weitergeben können.  Die Fragen stellte Alexander Kauffmann

Lisa Interschick (32) studierte nach ihrem Abitur bis 2011 Evangelische Theologie an der Universität Heidelberg. Ihr zweijähriges Lehrvikariat absolvierte sie in Freiburg. Seit 2013 ist sie Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Georgen-Tennenbronn. Zuständig ist sie dort für Familien, Kinder- und Jugendarbeit.

Lisa Interschick (32) studierte nach ihrem Abitur bis 2011 Evangelische Theologie an der Universität Heidelberg. Ihr zweijähriges Lehrvikariat absolvierte sie in Freiburg. Seit 2013 ist sie Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Georgen-Tennenbronn. Zuständig ist sie dort für Familien, Kinder- und Jugendarbeit.