Die Veranstalter waren überrascht über den Andrang, von links: Verena Kaiser, Klaus Mayer, Hans-Peter Sapel und Gertrud Zimmermann. Am Ende gingen die Tische aus. Foto: Mittelstaedt Foto: Schwarzwälder-Bote

Erste Literaturnobelpreisträgerin hält auch die Veranstalter in Atem / Am Ende gehen die Tische aus

Von Harald Mittelstaedt

St. Georgen. "Das hatten wir noch nie", stellten Verena Kaiser und Gertrud Zimmermann angesichts des gewaltigen Andrangs zum 19. Lesecafé staunend fest.

Zahlreiche Helfer hatten ordentlich damit zu tun, um für weit mehr als 100 Besucher nachzustuhlen. Am Ende gingen gar die Tische aus.

Sicher zurecht sah Verena Kaiser als Sprecherin der evangelischen Erwachsenenbildung in dem großen Interesse eine Würdigung der Arbeit des gesamten Teams. Sichtlich beeindruckt begrüßte sie die Gäste etwas verspätet zur Veranstaltung über das Leben und Werk der schwedischen Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf. Zu der beliebten Veranstaltung gehören sowohl musikalische Gestaltung als auch Kaffee und Kuchen in der Pause. Für themengerechte Musik sorgten Carolin Luy und Sabine Porsch am Klavier. Diese hatte laut Kaiser die Stücke passend ausgewählt. Einige der angebotenen Kuchen wurden zudem nach schwedischen Rezepten gebacken. Auch eine schwedische Flagge deutete auf die Herkunft der bekannten Schriftstellerin hin. Deren Weg zeichneten Verena Kaiser, Gertrud Zimmermann, Klaus Mayer und Hanspeter Sapel gewohnt souverän auf. Von den Anfangsschwierigkeiten mit ihrem ersten Roman "Gösta Berling" über das anspruchsvolle Werk "Jerusalem" bis hin zum wohl bekanntesten Produkt der Schriftstellerin "Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen" stellte das Lesecafé-Team die Werke Lagerlöfs vor.

Dass der Weg zur weltweit anerkannten Schriftstellerin nicht einfach war, wurde ebenfalls ausführlich dargestellt. So scheute die durch ein angeborenes Hüftleiden leicht hinkende Selma nicht nur Tanzveranstaltungen, sondern hatte auch eine gewisse Angst vor Großstädten und Auslandsreisen. Dennoch besuchte Selma gegen den Wunsch ihres Vaters im Jahr 1881 das Mädchengymnasium in Stockholm und absolvierte von 1882 bis 1885 eine Ausbildung zur Volksschullehrerin. Diese übte sie eher unfreiwillig bis 1895 aus, da der erhoffte finanzielle Erfolg ihres ersten Romans "Gösta Berling" ausblieb. Die schon mit sieben Jahren ersehnte Anerkennung als Gedicht- und Romanschreiberin erreichte sie dann mit den Werken "Jerusalem", für das sie eigens nach Palästina reiste sowie im Besonderen mit der Geschichte über den kleinen Nils Holgersson. Gekrönt wurde ihr Wirken im Jahr 1907 mit der Ehrendoktorwürde der Philosophie von der Universität Uppsala. Am 10. Dezember 1909 erhielt Selma Lagerlöf als erste Frau den Literaturnobelpreis verliehen.

Die etwa 130 Besucher des Lesecafés waren sehr angetan von der Veranstaltung, bei der zum Beitrag "Christuslegenden – Die heilige Nacht" kunstvolle Scherenschnitte gezeigt wurden.