Karl Braun kehrt dem Rathaus bald den Rücken. Der Kämmerer geht in den Ruhestand. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Kämmerer Karl Braun geht nach 34 Jahren in den Ruhestand

"Der Großraum Stuttgart ist eine andere Welt. Ich wollte wieder zurück in den Schwarzwald," blickt Karl Braun zurück. Deshalb bewarb er sich für die Stelle des Stadtkämmerers in St. Georgen. Die Entscheidung des Gemeinderats erwies sich als wahrer Glücksgriff.

St. Georgen. In der Stadtkämmerei endet nach 34 Jahren eine Ära. Karl Braun wird 65 Jahre alt und geht in den Ruhestand. Offizieller Dienstschluss ist der 31. Juli. Er hat in dieser Zeit die Stadt mitgeprägt, wenn auch mehr im Hintergrund.

Karl Braun kümmerte sich unter den Bürgermeistern (Günther Lauffer, acht Jahre, Wolfgang Schergel, 16 Jahre, und Michael Rieger, neun Jahre) um die Finanzierung der laufenden Geschäfte sowie zahlreicher Bauvorhaben. Alles erfolgte auf der Basis eines soliden Verwaltungshandwerks. "Alles andere führt nicht zum Ziel," unterstreicht er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Im Innendienst ist er nach wie vor auch Verantwortlicher in der Personalleitung. Ihm untersteht zudem die Geschäftsstelle des Gemeinderats. Außerdem ist er Chef der Stadtwerke.

Als er im Jahr 1984 in die Bergstadt kam und die Nachfolge von Willi Nohl antrat, war der Dual-Konkurs gerade abgeschlossen, wirkte aber auf die städtischen Finanzen stark nach. Als besondere Leistung sieht er noch heute, dass es gelang, das Technologiezenturm in den ehemaligen Dualkomplex an der Leopoldstraße zu bekommen. St. Georgen hatte noch 14 850 Einwohner. Das Haushaltsvolumen betrug 32,5 Millionen (damals noch) Mark. Die Stadt hatte ohne städtisches Krankenhaus 185 Beschäftigte. Heute leben hier nur noch rund 13 000 Einwohner. Die Zahl der Beschäftigten ist auf 127 geschrumpft, das Haushaltsvolumen hat sich auf 30,7 Millionen Euro erhöht. Ein wichtiger Schritt war aus seiner Sicht der Verkauf des städtischen Krankenhauses und die spätere Rücknahme. Einschneidend, wichtig und richtig sei der Verkauf der Gasversorgung gewesen.

Mit sehr viel Arbeit verbunden war die interne Umstellung auf die neue Buchführung ab dem Jahr 2005 bis 2010. St. Georgen war die erste Kommune in dieser Zeit, die sich zu diesem Schritt entschloss und ist es bis jetzt geblieben.

Besonders gefordert war er als Kämmerer jedes Jahr im Spätsommer und Herbst bei der Erstellung des Haushaltsplanentwurfs. Unterstützt wird diese immer von der modernen Datenverarbeitung. Schon als er seine Tätigkeit angetreten habe, sei St. Georgen auf einem guten Weg gewesen. Roland Milani habe diese für das Haus erfolgreich eingeführt, blickt er zurück. Aber auch Karl Braun selbst kümmerte sich immer darum, die Verwaltungsarbeit modern zu gestalten. Deshalb förderte er die Datenverarbeitung entsprechend weiter.

Den Umzug in die Bergstadt hat er nie bereut, versichert Karl Braun. Hier fand er seine zweite Heimat. Obwohl er in einer überwiegenden Industriestadt lebt, habe er sich immer wohl gefühlt. Dies ist bei seinen Hobbys Radfahren, Wandern und Skilanglauf nicht selbstverständlich.

Ursprünglich stammt er aus Baiersbronn. Im Nordschwarzwald begann 1968 seine dreijährige Ausbildung in der öffentlichen Verwaltung in zwei Gemeinden mit 800 beziehungsweise 400 Einwohnern, aber nur einem Bürgermeister. Es folgte ein Studium an der damaligen Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. 21 Monate diente er bei der Bundeswehr in Fahl/Feldberg bei der Sportfördergruppe. Im Skilanglauf war die Schwäbische Meisterschaft sein größter Erfolg.

Vom Nordschwarzwald übers Schönbuch in die Bergstadt

Sechs Jahre lang war er im Nordschwarzwald in kommunalen Diensten und wurde dann für drei Jahre Kämmerer in Steinbronn im Schönbuch.

Durch Zufall erfuhr er von der freien Stelle in St. Georgen. Mit drei weiteren Kämmerern aus dem Landkreis Böblingen reiste er zur Vorstellung an und erhielt schließlich mit großer Mehrheit die Stelle.

Schnell stellte er fest, dass ihm der badische Menschenschlag sehr zusagte. Diese seien nicht so verbissen wie die Schwaben, sagt er. Außerdem gefiel ihm das offene Rathaus ohne Klingel, in das die Leute ohne Berührungsangst kamen und kommen.

Als Pensionär werde er ganz sicher nicht die chronisch defizitären Haushalte vermissen, meint er schmunzelnd. Fehlen werden ihm die vielfältigen Informationen aus der Vorbereitung und die Gemeinderatsarbeit selbst. Bisher wusste er immer ein halbes Jahr früher als die Öffentlichkeit, was in der Stadt laufen soll.

Künftig will er sich mehr an der frischen Luft bewegen. "Es gibt jede Menge Möglichkeiten, wo andere Urlaub machen, in Pension zu gehen," freut er sich. Mehr Zeit hat Charly, wie er allgemein genannt wird, dann auch für seine Ulla und die beiden Töchter sowie drei Enkelkinder (zwei, ein und ein halbes Jahr alt). Verbunden bleibt er dem Skiverein. Für diesen kümmerte er sich lange Zeit um die Finanzen und war auch in einer Übergangszeit kommissarischer Vorsitzender.

Braun-Nachfolger ist Stephan Fix. Der 33-Jährige leitete bislang die Stadtwerke Elzach und war auch in der Kämmerei tätig. Er kommt im Mai in die Bergstadt.