Die Blindenwerkstatt beim Naturparkmarkt in St. Georgen. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Firmung: Besuch in Heiligenbronn mit Blindenwerkstatt und Wohngruppe

Von Christine Rösch-Isak

St. Georgen/Tennenbronn. Schülerinnen aus Tennenbronn und St. Georgen haben sich im Rahmen der Firmvorbereitung zu einem Wochenende im Kloster Heiligenbronn gemeldet.

Erste Station war die Blindenwerkstatt der Bürstenbinder- und Korbflechterei. Mit großer Freude zeigten die Blinden den Sehenden, wie sie durchaus ihr Handwerk beherrschen.

Nachdem sich die Gäste im Jugendbereich des Klosters eingerichtet hatten, führte Schwester Johanna durch die Leben-Jesu-Ausstellung im Haus Lebensquell. Der peruanische Künstler Raul Castro Rios hat für die Blinden und Gehörlosen das Leben Jesu in einzigartigen Tonfiguren zur Anschauung oder zum Befühlen geschaffen. Über das Leben im Kloster berichtete die Schwester als jüngste Vertreterin der Franziskanerinnen in Heiligenbronn.

Tags darauf erlebten die Mädchen das Morgengebet der Schwestern um 7.30 Uhr. Erst danach wurde gefrühstückt. Jörn Nagel führte durch die Schule für Gehörlose und erklärte auch, wie es dazu kommt, dass man taub wird. Er hatte für alle Kopfhörer dabei, damit man sich einmal vorstellen konnte, wie es ist, nichts oder kaum etwas zu hören. Er zeigte auch einige Gesten der Gebärdensprache.

Das Schönste an der Schule war nach Meinung der Schülerinnen das "Traumzimmer", ein mit Leder bezogenen Matratzen ausgestatteter Raum, wo man visuelle Effekte erzeugen kann. Anschließend forderte Schwester Johanna auf zur Kloster-Fotorallye.

Mit nur sechs Tasten Blindenschrift schreiben

Die Mädchen besuchten zudem eine Wohngruppe von Sehbehinderten. Erst erzählten die Blinden von sich und ihrer Arbeit in den Werkstätten sowie ihren Lieblingsbeschäftigungen. Diese waren erstaunlicherweise recht vielfältig. Tanzen, Singen, Musizieren und Schwimmen gehörten dazu. Dann waren die Nichtsehenden ganz Ohr, um von ihren Gästen so viel wie möglich zu erfahren. Die blinde Christina zeigte, wie sie auf der Blindenschreibmaschine mit nur sechs Tasten die Blindenschrift, genannt "die Braille", schreiben kann. Der taubblinde Joachim schrieb das Tast-Alphabet, "das Lormen" genannt, in die Hand.

Ein lustiges Missverständnis gab es, als Schwester Johanna die Mädchen zur Vesper einlud. Einige verbanden mit dem Wort das Abendessen und nicht die abendliche Ge betszeit der Ordensschwestern.

Im Abschlussgespräch zeigten sich die Mädchen überrascht, wie gut blinde Menschen mit ihrer Behinderung zurechtkommen. Sie erlebten diese als herzensgute und einfühlsame Menschen, wohl gerade auch, weil sie sich nicht auf ihre Augen verlassen können und ganz auf ihre Ohren angewiesen sind. Da braucht es in der Begegnung mit anderen viel Vertrauen. Die blinde Christina hatte es so ausgedrückt: "Das Äußere eines Menschen ist für uns nicht wichtig, wir hören nur auf seinen Charakter!"