Die beiden Künstler sind mit ihren Programm eine Klasse für sich: Martin Maier-Bode und Jens Neutag. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Martin Maier-Bode und Jens Neutag gewähren im Programm "Fertig" Einblicke in das Wesen der Demokratie

Von Harald Mittelstaedt

St. Georgen. Mit ihren Solo-Programmen sind Martin Maier-Bode und Jens Neutag schon eine Klasse für sich. Als Duo sind die hochkarätigen Kabarettisten gar eine Wucht. Theater-Sprecherin Ute Scholz begrüßte die Beiden als langjährige Begleiter des Theaters und freute sich, dass sie mit "Fertig", ihrem neuen gemeinsamen Projekt, feingeschliffenes politisches Kabarett in die Bergstadt brachten. Die zahlreichen Besucher im "Theater im Deutschen Haus" kamen in den Genuss einer anspruchsvollen Schulung in Sachen Demokratie.

Von der über allem stehenden "Miss Mutti" (Angela Merkel) über das Hecheln der Parteien nach Umfragewerten bis zum Vorschlag, für Nichtwähler Plätze im Plenarsaal zu installieren, ließen die Protagonisten auf der Bühne nichts aus.

Als Katastrophe für alle Kabarettisten bezeichnete Maier-Bode das miserable Abschneiden der FDP bei fast allen Wahlen in der Bundesrepublik. Damit seien viele Figuren weggebrochen, die man trefflich karikieren konnte. "Selbst fettarme Milch hat mehr Prozent als das Ergebnis von 1,2 Prozent im Saarland", lästerte er über das politische Desaster. Dass sich Neutag und Maier-Bode in Sträflingskleidung präsentierten, wurde im Verlauf der Veranstaltung mehr und mehr verständlich. "Entweder Knast oder Bildungsvortrag über das Wesen der Demokratie", lautete die Alternative der Gerichtsbarkeit für die Akteure. Ausgangspunkt dafür war ein verhängnisvoller Irrtum.

Statt im Raum 103 bei einer 50er-Geburtstagsfeier landeten die Kabarettisten in Saal 301 und machten bei der Bestattungsfeier für einen Investmentbanker zum Entsetzen der Trauergäste unbeeindruckt ihre Späße.

Die Schilderung einer aberwitzigen Flucht aus dem Dilemma mit einem geklauten Leichenwagen, dem Überfall mit Tankpistole auf eine Tankstelle, sowie der Diebstahl der Trompete eines Militärmusikers brachten die Besucher ein ums andere Mal zum Lachen. Etwas irritiert waren sie, als ein Interviewter bekannte, ihn ganz tief reinzustecken, um dann erleichtert zu hören, dass es sich um einen Wahlschein handelte.

Maier-Bode, meisterhaft als aktiver und passiver Wähler agierend, beendete seine euphorischen Ausflüsse mit dem Appell ans Publikum: "Bitte gehen sie wählen. Ich garantiere, das hat absolut keine Folgen". Leidenschaftlich wehrte sich Maier-Bode gegen die lästigen Versuche Neutags, den Besuchern Basis-Demokratie zu vermitteln. Stattdessen verwies er darauf, dass die Demokratie in Griechenland ihren Ursprung hatte, was angesichts der derzeitigen Situation in diesem Lande zu einem Raunen im Saal führte. Dass Demokratie nicht zwingend auch bei Vereinen praktiziert wird, demonstrierten die Kabarettisten mit dem Ablauf einer Narrenvereins-Hauptversammlung.

Die Schilderung der Zu- und Abgänge im Verein, der Rechtfertigung, den Kassierer auch gleichzeitig die Kasse prüfen zu lassen und sich quasi selbst wiederzuwählen, geriet zu einer wahren Lachnummer.

Nachdem Jens Neutag und Martin Maier-Bode ihren Demokratie-Leitfaden mit schauspielerischer Klasse abgearbeitet hatten, wurden sie mit anhaltendem Beifall verabschiedet. Von zufriedenen Besuchern war zu hören: "Das war politisches Kabarett in Reinkultur".