In den Tiefgaragen (hier unterm Rathaus) hinterlässt eindringendes Wasser deutliche Spuren. Foto: Hübner

Michael Rieger: "Wir können von Glück sagen, dass noch nichts passiert ist". Hohe Kosten.

St. Georgen - Dringendst sanierungsbedürftig sind Rathaus, Marktplatz und Tiefgaragen. Bürgermeister Michael Rieger und Stadtbaumeister Reinhard Wacker zeigten bei einem Rundgang die größten Schwachstellen auf.

Im Jahr 1972 ist das Rathaus gut und solide gebaut worden, so Wacker. Aber nach 45 Jahren bestehe Handlungsbedarf. Die Standsicherheit sei zwar gegeben, zum Teil liege über dem Stahl aber nur ein Zentimeter Beton. Der sei nun oft abgesprengt, was den Stahl korrodieren lasse. "Der Beton ist im Eimer", so Rieger.

Laut dem Bürgermeister sind 50 Prozent der Fenster im Rathaus blind. Auch gebe es nur minimalste Wärmedämmung. Nach der vorgehängten Betondecke komme nur ein bisschen Schaumstoff. Zu sehen ist das zum Beispiel im Standesamt bei Christine Kuss. Wacker spricht von Wärmeverlusten von sicher 20 bis 30 Prozent. Zudem seien im Heizraum nicht nur mittelalterlich anmutende Technik zu bewundern, sondern auch frei verlegte Kabel. Regelmäßig sind Reparaturen nötig.

Immer wieder dringe Wasser in Kabelkanäle und Zimmer ein, aus Hähnen kommt aufgrund verstopfter Leitungen kaum noch Wasser. "Wir können von Glück sagen, dass noch nichts passiert ist", so Rieger.

Gebäude durchaus stadtbildprägend

Trotz der Probleme rieten alle Berater laut Rieger dazu, das Haus als solches stehen zu lassen, weil es ein durchaus stadtbildprägendes Gebäude ist. Bei einer Sanierung soll die tragende Konstruktion laut Wacker bestehen bleiben. Rieger stellt klar, dass bei der Sanierung kein Luxus geplant ist, es sich weiterhin um einen Zweckbau handelt.

Ein weiterer Grund für die Sanierung sei die ganz unterschiedliche Funktionsweise eines Rathauses im Vergleich zu früher, so Wacker. Damals als geschlossene Burg gebaut, solle es heute transparent und offen sein. Deshalb müssen alle publikumsintensiven Nutzungen möglichst weit nach unten, der Haupteingang zum Marktplatz hin verlegt werden. Ein Problem ist auch, dass das Bürgermeisterbüro nicht barrierefrei erreichbar und kein Fluchtweg vorhanden ist. Aus letzterem Grund wird der Versammlungsraum im obersten Stockwerk keinen Bestand haben. Und wegen es Brandschutzes müssen die Schränke auf den Fluren weg.

Zum Teil wie eine Tropfsteinhöhle wirkt die Tiefgarage. Von Wänden und Decken tropft Wasser, mancherorts wachsen kleine Stalaktiten. In der Tiefgarage könne man angewandte Geologie beobachten, scherzt Wacker. Und dass der Marktplatz sanierungsbedürftig ist, kann jeder bestätigen, der einmal darüber gelaufen ist.

Aus Kostengründen und damit es für Geschäfte und Anwohner nicht zu belastend wird, soll die Sanierung abschnittsweise erfolgen. Zuerst kommt das Rathaus, dann die Abdichtung des Marktplatzes und dann die Tiefgarage. Ziel sind laut Wacker eine konkrete Planung und der Antrag auf Förderungen bis Herbst diesen Jahres. Wenn alles optimal laufe, sei im Jahr 2019 Baubeginn, so Rieger. Alles in allem dürfte das Projekt zwei Jahre Bauzeit und einen gut zweistelligen Millionenbetrag beanspruchen. Deshalb wirbt Rieger für Verständnis, wenn die Stadt künftig nicht mehr alles finanzieren kann.

Ausgaben und Einnahmen müssten auf den Prüfstand. Man habe schon viel getan für Daseinsfürsorge und Freizeit, aber ohne Innenstadt und Schulen werde der Zug künftig ohne St. Georgen abfahren. Viele Private hätten schon Geld in die Hand genommen. Es gebe immer wieder die Frage, wann die Stadt etwas tue. Rieger warnte trotz scheinbar guter Haushaltslage vor Leichtsinn. Von der Gewerbesteuer bleiben nur etwa 25 Prozent. In den letzten Jahren habe man 40 bis 45 Millionen Euro Kreisumlage gezahlt. Das Geld reiche nicht, um alle Aufgaben zu erfüllen. Die Glasfaserversorgung be anspruche kreditfinanzierte Millionen. Dazu komme die Schulsanierung. Wenn die Stadt mal Nein sage, bedeute das nicht, dass man Dinge nicht schätze, sondern dass es beim besten Willen nicht gehe.