Heinrich Seebacher ist jetzt Pensionär und verbringt im Ehrenamt noch mehr Zeit im Büro des Verkehrsvereins. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Menschen: Heinrich Seebacher zieht sich nach 51 Jahren nur aus dem Berufsleben bei der Bahn zurück

"Nach fast 51 Jahren habe ich den Ruhestand verdient", sagt Heinrich Seebacher. Dies bezieht sich aber nur auf seine Tätigkeit bei der Bahn. Der Tourismus, Hobbys und bisherige Nebenjobs füllen ihn weiter aus.

St. Georgen. Heinrich Seebacher (65) ist seit diesem Jahr Pensionär. Die totale Umstellung, nicht mehr zur Arbeit zu müssen, ist ihm gut gelungen. Der Kontakt zu den Kollegen besteht noch. "Die haben mich nicht vergessen", freut er sich. Genauso tut es natürlich gut, wenn er in der Stadt darauf angesprochen, wie sehr er am Schalter vermisst wird.

Im Jahr 1965 begann der noch junge Heinrich in Hornberg als sogenannter Jungwerker bei der damaligen Deutschen Bundesbahn. Drei Jahre dauerte die Lehre im "Einfachen Dienst". Nach heutigem Verständnis beschäftigte sich diese mit dem Vertrieb, dem Netz und der Verwaltung, war also verwaltungstechnisch ausgelegt.

Erste Station nach dem Abschluss war im Jahre 1968 die Güterabfertigung in Villingen und noch im gleichen Jahr die Gepäckabfertigung in Singen. Am Hohentwiel wohnte er in einem Eisenbahnerwohnheim, "wo es nie langweilig wurde," wie er sich schmunzelnd erinnert. Als 1969 eine Stelle in St. Georgen frei wurde, wechselte er an seinen Heimort. 1975 erwarb Heinrich Seebacher bahnintern die Mittlere Reife und stieg in den Mittleren Dienst auf. Verkauf und Beratung am Fahrkartenschalter waren fortan seine Aufgabe. Weil er den Kontakt zur Kundschaft sehr gerne hatte, wollte er auf der Karriereleiter nicht mehr weit aufsteigen und blieb dem Bergstadt-Bahnhof treu.

Als er in der Bergstadt begann, gehörten noch die Bahnhöfe in Peterzell und auf der Sommerau, ein Güterbahnhof, das Stellwerk, Schrankenwärter und vieles andere mehr dazu. 70 bis 80 Mitarbeiter waren dafür zuständig. Nacheinander wurde alles wegrationalisiert. Der letzte Bahnhofsvorstand hieß Gerhard Lehmann und ist längst im Ruhestand gestorben. Heute sitzt der direkte Chef in Freiburg. Zum Schluss war der Schalter nur noch ein Ein-Mann-Betrieb. Im Fahrdienst sind es weiterhin vier Beschäftigte.

Doch auch der Schalter in St. Georgen schloss schließlich. Für Heinrich Seebacher gab eine neue Aufgabe, der er sich stellte. Im Jahr 2013 führte die Bahn das Pilotprojekt Videoreisezentrum in Villingen ein. "Es war eine interessante Herausforderung, mit den Kunden am Bildschirm zu kommunizieren." Es gab nur geringfügige Probleme, die gleich behoben waren. Anfangs versorgte ein vierköpfiges Team fünf Bahnhöfe. Mittlerweile sind es zehn. Es handelte sich bundesweit um das erste Videoreisezentrum, das entsprechend großes Medieninteressen fand. Für Heinrich Seebacher bedeutete dies zusätzliche Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit.

Auch als Pensionär ist er St. Georgen treu geblieben. Wenn es die Zeit erlaubt, ist er jetzt aber sehr gerne und oft am Bodensee.