Michael Berner mit der georgischen Violinistin Lisa Batiashvili bei einem Konzert. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

"Wir machen Musik": Pädagoge Michael Berner sprüht vor Leidenschaft / Queen als Lieblingsband / Abschalten mit der Familie

Emotionen, innige Erlebnisse, Leidenschaft, Inspiration: Dinge, die Michael Berner an der Musik faszinieren, sind vielfältig wie die Klangfarben, die sie zu bieten hat. Praxisorientiert möchte er den Nachwuchs durch gemeinsames Musizieren zur Musik bringen.

St. Georgen. "Das ist ein ganz spannendes Kapitel", sagt Michael Berner – Dirigent des Sinfonieorchesters des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums (TSG) und der Jugendmusikschule St. Georgen-Furtwangen – in Bezug auf seinen eigenen Weg zur Musik. Er sang im Schulchor. Weil eine Bratsche im Schulorchester fehlte, lernte er mit 15 Jahren, das Instrument zu spielen.

Sein Lehrer in Göppingen organisierte ihm Unterricht. "De Buä spielt en Instrument" – Berners Eltern waren stolz. "Es ist super schön, das Musizieren gemeinsam als Gruppe zu erleben." Deshalb hat er sich statt für den Sport für die Musik entschieden.

Mediziner oder Musiker standen zur Berufswahl

Besonders gut an der Bratsche gefalle ihm, dass das Spielen in einem Streichquartett ein sehr inniges Erlebnis sei. "Dadurch, dass die Bratsche die Terz spielt, ist sie entscheidend, ob ein Stück in Dur oder Moll gespielt wird. Daher hat sie eine hohe Bedeutung für den Gesamtklang", erläutert Berner. Um fit zu sein, sei es notwendig, viel auf der Bratsche zu üben. Diese Zeit habe er im Moment nicht. Durch seine Tätigkeiten im Schulleitungsteam des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums, als Verantwortlicher für die Stundenpläne und im Orchester "tritt das ›Selberspielen‹ leider in den Hintergrund".

Während Berners 20-monatigen Zivildienstes standen zwei Möglichkeiten für seine Berufslaufbahn zur Wahl: entweder Mediziner zu werden oder Musik zu machen. Entschieden hat er sich für die Musik.

In Trossingen studierte er Schulmusik. Für sein Studium lernte er Klavier. Chor- und Orchesterleitung waren Bestandteil des Studiums. Er leitete große Projektarbeiten. Unter anderem "Die Jahreszeiten" von Joseph Haydn. Berner war davon fasziniert. "Auch davon, welchen Einfluss Dirigenten auf Ensembles haben." Dann studierte er in Stuttgart Mathematik auf Lehramt. Während seiner Zeit in der Landeshauptstadt leitete er das Paulusorchester. "So konnte ich früh Erfahrungen sammeln", blickt Berner zurück. "Das war unheimlich motivierend und hat mein Interesse geweckt, weiter zu machen."

Seit 15 Jahren betreut Berner das Jugendsinfonieorchester (JSO). Damit habe er eine Menge zu tun. Neben Auftritten organisiert er Konzertreisen. "Das ist schön, aber auch durchaus anstrengend", erläutert er. Die Organisation sei "schon ein Packen Arbeit". Bei Strecken, die normale Reisende im Flieger zurücklegen, fährt die Musikreisegruppe nach Möglichkeit mit dem Bus. Das sei dem Transport der Instrumente geschuldet. Nach China oder in die Dominikanische Republik sind sie aber freilich auch geflogen.

Auf Reisen wird mit dem Orchester der Partnerstadt geprobt. Drei bis sechs Konzerte werden gespielt. Ziel sei es, Land und Leute besser kennenzulernen. Das heimische Ensemble organisiere ein Rahmenprogramm, die Schüler werden in Gastfamilien untergebracht. "Das ist etwas anderes als eine Touri-Reise. Wer kann schon sagen, dass er im Palast des Präsidenten der Dominikanischen Republik gespielt hat?"

Für den Pädagogen und Dirigenten war klar, dass er gerne im Jugendbereich arbeiten wollte. "Das ist einfach schön, zu sehen, was für eine immense Entwicklung die Kinder und Jugendlichen persönlich und auch musikalisch nehmen. Es ist toll, was man bewegen kann."

Begleitung eines Solisten eine Herausforderung

Berner leitet auch das Rotary-Jugendsinfonieorchester. An drei Wochenenden im Jahr treffen sich Mitglieder von Landes- und Bundesjugendorchestern, die Lust haben, ein zusätzliches Projekt zu machen. "Es freut mich, dass ein Haufen erstklassiger junger Leute zusätzlich noch Lust darauf hat."

Im vergangenen Jahr ist das Ensemble mit Lisa Batiashvili aufgetreten. Die georgische Violinistin spielte bei den Berliner Philharmonikern, erläutert Berner. Das Begleiten eines Solisten sei immer eine Herausforderung. Die Souveränität helfe dem Orchester aber eher, als dass es dieses nervös mache.

"Musik ist eine unglaubliche Inspiration für mich und tut seelisch und körperlich unglaublich gut", sagt er. An der Musik begeistern ihn die vielen Klangfarben, die Vielfalt, die Emotionen, die Bilder die erzeugt werden – kurzum: "dass man sich einfach emotional berühren lassen kann."

Das schönste bei Konzerten sei es, wenn man Gänsehaut bekommt oder zu Tränen gerührt wird – wenn man wirklich betroffen ist. Denn: "Musik hat schon die Aufgabe, das Gemüt zu bewegen."

Das möchte er seinen Schülern vermitteln – motivierend aber auch fordernd. Deshalb hat Berner auch Spaß an der Basisarbeit, betont er. "Die Kinder durch gemeinsames Musizieren zur Musik zu bringen und somit eine Grundlage zu bilden, auf der auch große Projekte entstehen können, das macht mich stolz." Er möchte, dass die Kinder und Jugendlichen schöne Erlebnisse mit der Musik verbinden können und ihnen ermöglichen, tolle Erfahrungen zu sammeln. Daher sind Ziele wichtig.

Es sei leichter, darauf hinzuarbeiten, weil man sich rein hängen kann, beschreibt Berner. "Es ist schön, dass man die Musiker im Laien- und Jugendbereich dazu bringen kann, besser zu spielen, als sie es selbst für möglich gehalten hätten." Gerade im Jugendbereich gehe es um das Erleben und in Erinnerung behalten. "Emotionen, die dadurch für die Zuschauer spürbar werden, machen etwaige technische Unsauberkeiten wieder wett", meint er.

Beruflich wie auch privat ist Berner sehr mit Musik verbunden. "Es gibt unendlich viele tolle Stücke, eines davon ist die 1. Sinfonie von Johannes Brahms. Oder auch Beethovens Violin-Konzert. Das verändert sich natürlich im Laufe des Lebens. Je nach Situation und Interesse", erläutert er. Im Auto dürfen es aber auch Hits und Klassiker aus dem Radio sein. "Queen ist meine absolute Lieblingsgruppe, mit dem charismatischen Freddie Mercury", schmunzelt Berner.

Abschalten kann er am besten mit der Familie, zum Beispiel mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Skiurlaub. Draußen an der frischen Luft gemeinsam Zeit verbringen, das gefällt ihm. Er kommt zu dem Schluss: "Neben meiner Familie ist Musik das wichtigste in meinem Leben."

Sie begeistern mit ihrem Können und geben ihre Erfahrungen weiter. Ob als begnadete Musiker, mitreißende Dirigenten oder enthusiastische Lehrer. In unserer Serie "Wir machen Musik" porträtieren wir musisch-kreative Köpfe, die mit ihrem langjährigen Engagement wichtige Akzente in der Region setzen.