Für Diskussionen sorgt ein weiteres Mal das Thema Windkraft bei einer Sitzung aller Ortschaftsräte in der Mehrzweckhalle in Peterzell. (Symbolfoto) Foto: sb

Standort scheidet wegen zu erhöhter Abstandsflächen aus. Schloßberg wird deutlich kleiner. Viele Vorbehalte.

St. Georgen-Peterzell - Große Diskussionen gab es bei der Sitzung aller Ortschaftsräte in der Mehrzweckhalle zum Thema Windkraft.

Bürgermeister Michael Rieger erinnerte an frühere Beratungen und berichtete von einem Besuch beim Regierungspräsidium, wo eine Erhöhung der Abstandsflächen auf 400 Meter zugestanden wurde. Stadtbaumeister Reinhard Wacker sprach von einem dynamischen Verfahren, bei dem sich alle paar Tage neue Erkenntnisse ergeben. Bei der Vorlage im Gemeinderat nächste Woche werde es schon wieder veränderte Pläne geben. Im Zweifelsfall würden Gebiete eher kleiner. Nächster Schritt sei die öffentliche Auslegung von Mitte August bis Mitte Oktober, bei der jeder weitere Einwendungen bringen könne. Realistisch sei ein fertiger Plan bis Ende des ersten Quartals 2015.

Gottfried Hage und Sabine Mall-Eder vom Büro "Hage + Hoppenstedt Partner" erläuterten Details. Laut Hage gaben 88 Behörden eine Stellungnahme ab, 39 Bürgermeinungen wurden aufgenommen sowie eine Liste mit 468 Unterschriften zur Fläche Oberkirnach. Themen waren unter anderem Artenschutz, Netzanbindung, Gewässergefährdung, Abstände zu Wohnbebauung und Sportflächen, optische Schädigungen oder Landschafts- und Ortsbild. Manches davon war aber nicht für den Flächennutzungsplan relevant. Allerdings entfällt aufgrund erhöhter Abstandsflächen das Gebiet Kesselberg.

Keine Reduzierung gab es laut Mall-Eder im Gebiet Steinwald mit 34,7 Hektar. Das Gebiet Schloßberg schrumpfte deutlich auf 14,5 Hektar, "Schlüpfle/Fohrenbühl" auf 16,8 Hektar. Am Sommerberg sind 6,6, am Brogen ein Hektar und bei "Prechtberg/Fohrenacker" 5,9 Hektar vorgesehen.

Noch 44 Prozent der ursprünglichen Flächen sind eingeplant

Laut Reinhard Wacker sind derzeit noch 44 Prozent der ursprünglichen Flächen eingeplant. Trotzdem zeigten Fotomontagen zum Teil drastische optische Beeinflussungen der Landschaft mit teilweise bis zu fünf Windrädern recht nah beieinander. Allerdings waren potenzielle Anlagen von Nachbargemeinden eingearbeitet. Die Bilder stimmten nachdenklich, so der Bürgermeister. Bei der Diskussion bemängelte Michael Otte, dass Abstandserhöhungen nicht in die Karten eingearbeitet waren. Hage bestätigte das. Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung sollen die Pläne aktualisiert sein. Ein Problem sei auch, dass die Abstandsflächen nicht zu den angegebenen Anlagen passten und die Angabe fehle, für welche Anlagen man welche Abstandsflächen brauche, so Otte. Hage versprach, dies zu prüfen.

Hage: Alle Vorstudien gehen von gleichen Bedingungen aus

Otte wollte auch wissen, ob es sich um reine Willkür handelt, wenn andernorts Abstände von 500 bis 700 Metern bewilligt werden. Laut Hage gehen alle Vorstudien von gleichen Bedingungen aus, genaue Abstände ergebe das Verfahren. Allerdings gebe es in den Bundesländern ganz unterschiedliche Bedingungen. Problem in St. Georgen sei der enge Raum. Kämen hier Abstände für mehrere Anlagen zum Tragen, dann komme kein Flächennutzungsplan zustande.

Dieter Stockburger bekräftigte den Wunsch nach 700 Metern Abstand und kritisierte auch unterschiedliche Abstände. Er sprach von einem "Kuhhandel" und vom Eindruck, sich im Außenbereich wie ein Bürger zweiter Klasse vorzukommen. Auch sei bei den Berechnungen Infraschall nicht berücksichtigt. Er schlug vor, Investoren Wind- und Schallmessungen aufzuerlegen und Nachbarwindräder zu berücksichtigen.

Möglichst schieben, um Investitionsruinen zu vermeiden

Michael Rieger betonte, dass ab 450 Metern eine Verhinderungsplanung angenommen werde, versprach aber, noch einmal mit dem Regierungspräsidium zu reden. Die Aussage sei aber ganz klar, dass 700 Meter undenkbar seien.

Ein Zuhörer sprach von reiner Willkür. Edgar Schmieder schlug vor, das Thema im Gemeinderat so weit wie möglich zu schieben, um dann möglicherweise um Investitionsruinen herum zu kommen. Er zeigte sich überzeugt, dass Windräder in zehn Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig seien.

Rieger machte deutlich, dass ohne einen Flächennutzungsplan auf der gesamten Gemarkung gebaut werden kann, sofern nicht harte Fakten dagegen sprechen. Laut Mall-Eder wären darunter sogar Gebiete mit größerer Windhöffigkeit.

Man sei nicht glücklich, auf der Kommunalebene dieses heiße Eisen anpacken zu müssen, erklärte Ortsvorsteher Peter Fichter. Auch sei es nicht in Ordnung, dass überall andere Kriterien gelten. Allerdings müsse man Grundlagen für ein gewisses Maß an Verlässlichkeit schaffen. Deshalb stimme der Ortschaftsrat von Peterzell dem Plan zu, allerdings mit dem Vorbehalt, dass die Pläne den Zahlen entsprechen. "Nichts zu tun wäre in jedem Fall schlechter."

Aufgrund der unterschiedlichen Abstände stimmte der Ortschaftsrat Stockburg gegen den FNP, sagte Ortsvorsteher Ernst Laufer.

Nein aus Stockburg, ein knappes Ja aus Langenschiltach

Ein knappes Ja gab es laut Ortsvorsteher Wilhelm Müller vom Ortschaftsrat Langenschiltach. Man müsse was tun, sonst werde es wahrscheinlich schlechter.

"Eigentlich wollen alle lieber einen größeren Abstand", erklärte Fritz Weißer, Ortsvorsteher von Oberkirnach. Trotzdem entschied sich der Rat mehrheitlich für den Flächennutzungsplan.

Die Abstimmung für Brigach wurde vertagt, weil Ortsvorsteher Georg Wentz in dieser Sache befangen und seine Stellvertreterin Sandra Armbruster erkrankt war.