Mesner Heinz-Peter Dieterle geht in den Ruhestand / Als Kirchendiener und Hausmeister vielfältig gefordert

Von Dieter Vaas

St. Georgen. Heinz-Peter Dieterle wird am morgigen Sonntag in der St. Georgskirche offiziell als Mesner verabschiedet. Damit geht weit mehr als ein Kirchendiener in den Ruhestand. 25 Jahre lang war er auch Hausmeister und anderes mehr.

Geboren ist der mittlerweile 65-Jährige in Gremmelsbach. Hier wuchs er auf und ging zur Schule. Drei Klassen und zwei Lehrer gab es. Die Jüngsten mussten nur nachmittags die Schulbank drücken. Und es gab auch noch einen eigenen Pfarrer. Bei der Firma Göhringer erlernte Dieterle in dreieinhalb Jahren das Handwerk des Elektrikers. Im Anschluss "probierte er einiges durch", bis er 1971 zum Maschinenbauer Heinemann nach St. Georgen kam. Von 1987 bis 1989 war er für die Stadt St. Georgen im alten Wasserwerk tätig.

Dieterles Vorgänger als Mesner, Hermann Walter, war zuvor ein Arbeitskollege bei Heinemann. Schon bei dessen Wechsel war die Rede davon, seine Nachfolge anzutreten. "Und plötzlich war es soweit", erinnert er sich. Am 1. April 1990 begann er unter Pfarrer Gunter Storz für die Kirchengemeinde zu arbeiten.

Der liturgische Dienst war für ihn schon aus der Ministrantenzeit ein Begriff. Hinzu kam jetzt die Hausmeistertätigkeit. "Und die wurde immer ein bisschen mehr." Die heute noch aktiven Gruppierungen waren bereits da. Aber mit Pfarrer Paul Dieter Auer kamen zahlreiche Festlichkeiten und Gemeindeveranstaltungen hinzu.

Als Beispiel nennt er das Fronleichnamsfest. Früher war nach der Prozession Schluss. Jetzt wird im Franziskusgarten weiter gefeiert. "Das muss auch organisiert und abgewickelt werden". Ein Blick ins Lager in der Unterkirche zeigt, dass nicht nur an der Fastnacht Gastwirtschafts-Betrieb herrscht. Es gibt aber auch einen Festausschuss, der einiges übernimmt.

Am anstrengendsten ist die Osterzeit. Alles muss gerichtet sein, damit von Palmsonntag bis zum Weißen Sonntag alles seinen gewohnten Gang nehmen kann. Arbeitsreich wird es nochmals von Pfingsten bis Fronleichnam. Dann wird’s wesentlich ruhiger bis nach der Urlaubszeit. "Und dann kommt schon wieder Weihnachten", bilanziert der Kirchendiener und ergänzt: "Eigentlich ist immer entweder Weihnachten oder Ostern und die Arbeit geht nie aus." Was ist sein Lieblingsfest? Spontan kommt: "Mir gefällt es immer. Jedes Hochfest ist etwas Besonderes und nie jedes Jahr gleich." Froh war er über die Unterstützung von verschiedenen Seiten. "Ab und zu brauchst Du drei oder vier Hände." Dafür habe er aber immer freiwillige Helfer gehabt. Die Einführung der Seelsorgeeinheit habe für ihn im Gegensatz zum Pfarrer keine Zusatzbelastung gebracht.

Spätestens um 8 Uhr die Kirche aufschließen

Was durch "weniger Liturgie" eigentlich Luft hätte verschaffen müssen, glich ein Mehr an Hausmeistertätigkeit aus. Da stehen Reinigungsarbeiten ganz vorne. Die Kirchengemeinde beschäftigt keine Putzhilfen. "Nur die Frau Gebele kommt und putzt die Scheiben." Außerdem sind die Räume für die Gruppierungen zu richten. Spätestens um 8 Uhr ist Dieterle da, um die Kirche aufzuschließen. Um 18 Uhr dreht er den Schlüssel wieder um. Ist am Samstag Vorabendmesse wird’s 20 Uhr. Den ganzen Tag über ist er – unterbrochen von einer Mittagspause – im Einsatz. Samstag und Sonntag ist normalerweise weniger Arbeit und die Kirche wird nicht ganz so früh aufgeschlossen. Montags hat der Mesner frei.

Kirche, Pfarr- und Franziskushaus mit weit über tausend Quadratmetern benötigen den Hausmeister. Hinzu kommen die Außenanlagen. "Mähen, kehren und im Herbst muss das Laub weg", zählt er auf. Putzen, Reparieren oder Ersetzen sind weitere Tätigkeiten. Drei-, viermal im Jahr sind außerkirchliche Veranstaltungen zu bewältigen. Keine Arbeit macht dagegen der Sängerbund, der in der Unterkirche probt und auch gemütlich beisammen sitzt.

Dienstag bis Freitag kommen noch Beerdigungen hinzu. Mit dem Messkoffer fährt Dieterle dann los und leistet Dienst im Hintergrund. Er legt für den Pfarrer alles zurecht. Manchmal spielt er dabei auch Ministrant.

Für diese müssen die Gewänder immer gerichtet sein. Sie gibt es in den Farben rot, grün und violett. Jeweils um die 25 davon hat die Kirchengemeinde. Auch auf die Messgewänder des Pfarrers und der Gemeinde achtet der Kirchendiener. Deren Reinigung übernehmen aber Profis.

Das Schönste an seinem Beruf sei, wenn die Liturgie ohne Hindernisse verläuft oder auch, wenn ein Fest ohne Unvorhersehbares über die Bühne geht und alle zufrieden sind. Es gebe auch viele weitere kleine, aber schöne Erlebnisse.

Beerdigungen gehörten zum Leben. Schlimm seien dagegen etwa ein Rohrbruch oder eine defekte Heizung. Zuletzt beanspruchten den Hausmeister die Renovierungs- und Sanierungsarbeiten in und rund um die Kirche.

Insgesamt habe die Arbeit sehr viel Spaß gemacht, und er würde sich jederzeit wieder bewerben, antwortet er auf die entsprechende Frage wie aus der Pistole geschossen. Besonders froh ist er darüber, dass er mit seinen beiden Dienstvorgesetzten – sprich Pfarrern – immer sehr gut ausgekommen ist.

Letzter Arbeitstag ist am 5. Juli, offizieller Rentenbeginn am 1. September. 1973 trat er mit seiner Renate vor den Traualtar. Sie starb aber bereits 1999. Heinz-Peter Dieterle blieb Single, "weil es immer so viel zu tun gab", sagt er heute. Hausmeister spiele er künftig nur noch im Eigenheim auf der Seebauernhöhe, wo er mit seiner Tochter lebt.