Für Tobias Fritzsche und Olga Melissopoulou von der Schwarzwaldseele ist Yoga eine Lebenseinstellung. Foto: Seiss Foto: Schwarzwälder-Bote

Silvesterinterview: Jeder Mensch ist etwas Besonderes: "Komm in den Zustand, in dem du einfach bist."

Selbstverantwortung, Durchhaltevermögen, tägliche Disziplin – das sind Attribute, die zum Yoga gehören sollten. Als Erfolgserlebnis wartet dann ein Zustand der Entspannung, der Einheit und der Authentizität: Ein guter Vorsatz für das neue Jahr.

St. Georgen. Vor drei Jahren, im November 2013, hat Tobias Fritzsche die Schwarzwaldseele aus zwei Intentionen heraus eröffnet. Zum einen, um Menschen zu unterstützen, in ihrem Leben aufzuräumen, denn Yoga fange damit an, sagt er. Zum anderen, weil ihn sein persönlicher Weg dahin geführt hat.

Er habe durch seine Yoga-Lehrer-Ausbildung festgestellt, dass es das ist, wo sich sein Herz wohlfühle. Eine Tätigkeit, bei der er mit Liebe, Leidenschaft und Freude dabei ist.

Begonnen hat die Reise durch Rückenschmerzen und das Lesen in einem Yoga-Buch, erzählt er. Seine Schwester habe ihm dann ihre Yoga-Lehrerin in Offenburg empfohlen. Gemeinsam seien sie den Fragen nachgegangen, "Wer bin ich?" oder "Was ist Glück?" Als sie ihm vorgeschlagen hat, selbst eine Ausbildung zum Yoga-Lehrer zu machen, habe er es körperlich gefühlt, dass die Entscheidung richtig sei, ohne davor das Kundalini Yoga jemals gemacht zu haben, beschreibt er. "Ich wurde gefunden."

Seit Februar 2016 ist neben Tobias Fritzsche auch Olga Melissopoulou bei der Schwarzwaldseele. Bei einer Yoga-Ausbildung in Frankreich haben die beiden sich kennengelernt. Dies eröffne mehr Möglichkeiten in der Angebotsgestaltung, sagt Fritzsche. So können sie mehr in die Tiefe gehen, männliche und weibliche Aspekte aufnehmen und auch ein breiteres Angebot aufstellen. Zudem mache es zu zweit mehr Spaß und mehr Freude.

Erstmalig haben Fritzsche und Melissopoulou dieses Jahr die "Seelenreise" angeboten. An sechs Samstagen und einem Intensivwochenende hat die Seminarreihe zur Selbstentfaltung stattgefunden. Ziel sei es, zur Selbstliebe, Selbstverantwortung und letztendlich zur eigenen Authentizität zu finden, erläutert der Yoga-Lehrer. Den Weg zu sich selbst zu finden, so wie man wirklich ist, losgelöst von den bestehenden Wertvorstellungen.

Tiefer gehen und die Menschen begleiten

Im Jahr 2017 sollen dann auch Yoga-Lehrer-Ausbildungen nach Kundalini in der Schwarzwaldseele angeboten werden. Zudem will das Duo tiefer gehen, die Menschen noch mehr und noch intensiver auf ihrem Weg begleiten.

Nach Außen hin werde Yoga oft als Konsumgut verkauft, bei dem gesagt wird: "Du brauchst diese Yoga-Hose, dieses Oberteil und diese Matte, dann bist du der perfekte Yogi", beschreibt Fritzsche das Phänomen. Das Ziel sei es aber, in einen Zustand zu kommen, in dem man so sei, wie man ist, auf dessen Weg einem Emotionen begegnen sollten. "Komm in den Zustand, in dem du einfach bist", fasst der Yoga-Lehrer die Kunst zusammen. Selbstverantwortung spiele dabei eine große Rolle.

Es gehe darum, den Diamanten in einem herauszuschälen, hinter die Probleme zu schauen, einen Lösungsweg zu finden und als Persönlichkeit und Charakter im Leben zu wachsen, betont er. Darum, zum ursprünglichen Kern zurück zu finden, alle Facetten eines Menschen, wie Energie, Körper und Verstand zu einer Einheit zu formen. "Yoga ist für mich die Befreiung des wahren selbst", erläutert Fritzsche, dessen spiritueller Name Nam Terath Singh lautet. Beim in sich gehen passiere viel, so der Kundalini-Lehrer. Man werde einerseits durch die Übungen körperlich beweglicher, dasselbe gelte aber auch für die Persönlichkeit. Er vermisse den Mut der Menschen, die mehr und mehr als Roboter lebten, so Fritzsche. Diesen wolle er gemeinsam mit den Personen finden und sie auf ihrem Weg begleiten. Man müsse nur den Mut haben, hinzuschauen und Dinge zu ändern, erläutert er und ergänzt: "Es ist nichts Neues, dass wir unsere DNA ändern können" – aktiv und mit Disziplin.

Insbesondere in der besinnlichen Zeit im Dezember, zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel fragten sich viele Menschen, wie sie zur Ruhe finden, sich vom Stress erholen können. "Wir haben viele einfache Werkzeuge, die wirklich jeder im Alltag nutzen kann", erläutert Melissopoulou. Insbesondere mit der eigenen Atmung könne man viel bewirken, wenn man eine bewusste Beziehung zu ihr aufbaue, so die Griechin weiter. Denn die Atmung sei der erste und wichtigste Schritt zur inneren Ruhe. Eine bewusste Atmung trage dazu bei, seine Gedanken kontrollieren zu können, erzählt Fritzsche.

Durch Disziplin zum eigenen Glück finden

Das erklärte Ziel solle es aber sein, Körper und Geist so einzustellen, dass der eigene Dauerzustand möglichst entspannt sei. Dies erfordere – wie beim Sport – tägliche Disziplin weiß Fritzsche. Disziplin dafür, das eigene Glück zu schmieden und Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.

Die beiden beschreiben es so, dass das Leben Herausforderungen stelle, die man meistern müsse. Wichtig dabei sei es, aus den Wertevorstellungen von "gut und schlecht" herauszukommen. Es sei wichtig, sich Gefühlen zu öffnen, denn Angst oder Stress wollen ebenso etwas unterrichten, auf Probleme hinweisen, wie Freude auch, sagt Melissopoulou.

Herausforderungen aktiv angehen und meistern

"Wir sind hier, um zu lernen", sagt sie, und um durchzuhalten. Vorsätze für das neue Jahr sollten also nicht nur aufgeschrieben, sondern aktiv angegangen und umgesetzt werden, auch wenn sie eine Herausforderung darstellen und Durchhaltevermögen erfordern. Der wichtigste Schritt zum Glück sei aber die Selbstverpflichtung, die Verpflichtung dazu, das Glück überhaupt zuzulassen, wissen die beiden Yoga-Lehrer. "Wir sollten mit Offenheit das annehmen, was das Leben ist und was es uns bringt."