Lutz Henselmann (rechts) im Gespräch mit dem Dokumentarfilmer Hermann Schlenker. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Hermann Schlenker erzählt im "Forum am Bahnhof" über Abenteuer als Fotograf und Filmemacher in Afghanistan

Von Stephan Hübner

St. Georgen. Einen kurzweiligen Einblick in seine Leidenschaft für Dokumentarfilme und die erste Reise nach Afghanistan gewährte Hermann Schlenker im "Forum am Bahnhof".

Durch den Abend führte Lutz Henselmann, der Schlenker eingehender zu den gezeigten Bildern befragte. Er habe eine Leidenschaft für gute Bilder, so Schlenker. Dafür würde er sich sogar einen Finger abschneiden. Bereits als Kind träumte er von fernen Ländern und verschlang Bücher von Sven Hedin. Schlenker lernte erst Feinmechaniker und Uhrmacher, bevor er bei einem Kameramann in Stuttgart unterkam. Das war sehr harte Arbeit. Einmal schlief er während des Heimgehens ein und prallte gegen einen Laternenmasten.

Schlenker war anfangs Tierfilmer. Über Reisen nach Grönland und Island entstanden ein Film und ein Buch. Dann kam eine Einladung zu einer Reise mit Ethnologen nach Afghanistan. Die machten ihm klar, dass es genauso wichtig sei, aussterbende Naturvölker zu dokumentieren wie aussterbende Tierarten.

Die Reise im Jahr 1962 barg viele Schwierigkeiten. Erst nach sechs Wochen in Kabul hatte man die notwendigen Genehmigungen. Tonaufnahmen waren technisch noch nicht möglich. Seine kleine Aufziehkamera lieferte nur zehn bis 20 Sekunden verlässliche Bilder, Filmrollen reichten nur wenige Minuten. Das angemietete Auto war eine "Schrottlaube", die ständig liegenblieb. Schlenker musste kurzzeitig nach Deutschland zurück weil er an Gelbsucht erkrankt war.

Schaukelige Busfahrt gibt einigen den Rest

Kurios waren Schlenkers Erinnerungen an die Reise. Bei einer schaukeligen Busfahrt gaben mehrere Mitreisende ihren Mageninhalt von sich. In einem Dorf wurde Schlenker in die Familie aufgenommen, um Frauen filmen zu dürfen. Die stellten sich geschickter an als die Männer, so Schlenker. Die Jagdgewehre der Einheimischen waren kompliziert. Vor dem Schuss waren mehrere Schritte nötig. "Manchmal treffen die sogar", sagte Schlenker schmunzelnd.

Schlenker berichtete von regelmäßigen Besuchen der Einwohner, die sich von den Europäern Medizin oder sonstige Linderung ihrer Leiden erhofften. Ein Foto zeigte Schlenker beim Ziehen eines Zahns per Kombizange. Per Pferd rettete er eine Frau von einer Sandbank in einem Fluss.

Schlenker gelangen Fotos und Filmaufnahmen aus dem Alltag der Einwohner. zum Beispiel vom Tanz von Paschtunen beim Nationalfeiertag. Oder beim Brückenbau am Hindukusch, wo zwölf Pferde die drei Zentner schwere Ausrüstung schleppten. Weitere Aufnahmen zeigten Frauen beim Backen und Töpfern oder das den Männern vorbehaltene Eisenschmelzen und Herstellen von Pflugscharen. Die besten Aufnahmen gelangen ihm nach eigener Aussage, wenn er alleine unterwegs war. Dann sei es leichter, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen. Auch sei es immer sein Bestreben gewesen, vor dem Filmen freundschaftliche Kontakte mit der Bevölkerung aufzubauen.

Gegen Ende eines recht langen, aber unterhaltsamen Abends zeigten sich die zahlreichen Besucher sehr begeistert. Sie können sich schon auf weitere Veranstaltungen freuen. Denn Schlenker möchte gerne noch weitere Reiseerfahrungen im "Forum Am Bahnhof" preisgeben.