Was tun, wenn häusliche Pflege notwendig wird. Kann ich das ganz allein, kann ich mir Hilfe holen – und welche Hilfe(n) sind überhaupt möglich? Beim Pflegestammtisch lässt sich so manche Frage beantworten. Foto: Warmuth Foto: Schwarzwälder-Bote

Monika Kelm gibt Betroffenen beim Stammtisch wertvollen Rat und informiert über typische Alterserkrankungen

Von Hans-Jürgen Kommert

St. Georgen. In der Bergstadt gibt es einen "Stammtisch pflegender Angehöriger", der sich mehr oder weniger regelmäßig trifft. Monika Kelm, sie ist beim Pflegedienst Schneiderhan angestellt, steht dabei den Frauen und manchmal auch Männern mit ihrem Rat zur Seite.

"Bis dass der Tod Euch scheide" – oder bis die eigene Kraft ausgeht. Denn oft ist es nicht der Tod, mit dem sich der Ehepartner auseinander setzen muss, vielmehr der Schicksalsschlag eines Schlaganfalles oder einer Demenzerkrankung. Der Partner ist noch da und doch wieder nicht.

Was tun in solchen Fällen? Diese Frage stellt sich manches Mal auch den Kindern. Kann ich das ganz allein, kann ich mir Hilfe holen – und welche Hilfe(n) sind überhaupt möglich.

Zu jedem Treffen besonderes Thema

Zu jedem Treffen bringt Monika Kelm ein besonderes Thema mit, über das sie zu Beginn referiert. Diesmal ist es die "ADM", die Altersbedingte Makuladegeneration, eine Erkrankung der Netzhaut, die zumeist langsam fortschreitet und – wenn sie erkannt wird, zumeist bereits zu einer irreversiblen Schädigung der Sehnerven geführt hat. Monika Kelm erklärt, dass Menschen in Industrienationen häufiger betroffen seien – in Deutschland rechnet man mit etwa zwei Millionen. Mithin ist diese Erkrankung für 32 Prozent aller Neu-Erblindungen verantwortlich, doppelt so viele, wie das Glaukom, der berüchtigte Grüne Star, verursacht. Auch Diabetes-bedingte Erblindung ist nur halb so oft Ursache. Man kann die fortschreitende Erblindung mit sündhaft teuren, zumeist selbst zu bezahlenden Medikamenten, in der Regel nur verzögern, stoppen oder gar rückgängig machen ist nicht möglich, erklärt sie.

Rente reicht in allerwenigsten Fällen

Dann aber wird auch über das Thema Pflege gesprochen. Warum tun sie das selbst und bringen ihren Mann, die Frau, die Mutter oder den Vater nicht ins Pflegeheim? "Haben Sie schon einmal erlebt, wie es den meisten im Pflegeheim geht, wie schnell der geistige Abbau erfolgt?", antworten die Stammtischbesucher auf entsprechende Fragen. Sie alle kennen es, haben so etwas bei Freunden und Bekannten oder im Nachbarschaftskreis erlebt. Und dann sind da die nicht unerheblichen Kosten – die Rente reicht da in den allerwenigsten Fällen. Natürlich springt die Sozialhilfe ein – doch zunächst sind Vermögenswerte dran, soweit vorhanden.

Kranker bekommt plötzlich Bärenkräfte

Eine der Anwesenden hat ihren Mann nach seinem Schlaganfall lange Jahre gepflegt – und ihn nun doch ins Pflegeheim gegeben – er wurde böse und sei manchmal selbst durch Pflegekräfte des Pflegedienstes nicht zu bändigen gewesen. Eine Andere erzählt, dass ihr Mann, der eigentlich wegen seiner Multiplen Sklerose schon bettlägerig sei, plötzlich Bärenkräfte bekommen habe, weil ihm etwas gegen den Strich ging.

Leichter Galgenhumor und etwas Wehmut.

Ein älteres Ehepaar, das die Mutter des Mannes pflegt, lächelt nur milde: Bei der Mutter geht es nur darum, dass sie täglich neue Menschen kennenlernt: "Sie hat mich auch schon als ihren Mann erkannt", erzählt er mit leichtem Galgenhumor und etwas Wehmut.

Für sie alle ist es wichtig, sich im Beisein von Monika Kelm auszutauschen. Da gibt es auch den einen oder anderen Tipp, wohin man den Partner bringen kann, wenn man selbst etwas Ruhe und Abstand braucht. Oder auch, was eine osteuropäische Pflegekraft kostet, was sie bringt – und das diese Frauen halt auch ausgetauscht würden. Nicht alle haben noch den Menschen daheim, den sie pflegten, doch noch immer nehmen sie die Gelegenheit zum Austausch wahr, manchmal braucht es das noch lange danach.

Weitere Informationen: Der nächste Stammtisch findet am Freitag, 22. Mai, ab 19.30 Uhr im Gasthaus Rupertsberg statt.