Ganz in der Nähe der Friedhofskapelle und dem bisher einzigen Bereich entsteht derzeit eine neue Abteilung für Hundert Stelen- sowie 30 Erdplätze. Fotos: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Waldfriedhof: Immer mehr Angehörige wählen Stelen oder kleine Urnengräber als letzte Ruhestätte

In früherer Zeit konnte ein Grab nicht groß genug sein. Heute gilt das Gegenteil. Die Mehrzahl der Bestattungen auf dem Waldfriedhof erfolgt heute in Stelen oder unter kleinen Grabplatten. Eine Erweiterung trägt dem jetzt Rechnung.

St. Georgen. "Normale" Urnengräber sind auf dem Waldfriedhof von Anfang an ausgewiesen. Diese benötigen gegenüber den Erdgräbern viel weniger Platz. Beide Gräber-Arten müssen regelmäßig gepflegt oder gar zusätzlich in der warmen Jahreszeit fast täglich gegossen werden. In seltenen Fällen werden die Flächen auch mit Grabplatten komplett abgedeckt.

Keine Großfamilien mehr

Nach wie vor bieten Gärtnereien ihre Dienste an. Doch nicht jeder will oder kann sich das leisten. Die Zeiten der Großfamilien sind längst vorbei. Selbst wenn kein direkter Nachfahre da war, gab es immer Verwandte, die sich um die letzte Ruhestätte kümmerten. Heute ziehen viele junge Menschen wegen der Ausbildung oder der Arbeit weg. Wegen langer Anfahrtswege oder Zeitmangels rückt da ein Grab schnell in den Hintergrund. Bei den Stelen entfällt jegliche Art von Pflege durch die Angehörigen. Selbst das Ablegen von Blumen ist hier eigentlich untersagt. Es ist kein Wunder, wenn sich heu te so viele für diese Grablösung entscheiden.

Es war ein längerer Weg, bis sich die Verantwortlichen dazu durchringen konnten, die ersten Stelen aufzustellen. Vor allem Stadträtin Karola Erchinger (Freie Wähler) hakte schon unter Bürgermeister Wolfgang Schergel – wenn auch erfolglos – regelmäßig nach. Erst unter dessen Nachfolger Michael Rieger wurde eine erste Stelenreihe auf dem Waldfriedhof aufgestellt. Gegenüber befindet sich eine Bestattungsfläche für Urnen, mit kleinen Grabplatten. Ganz in der Nähe entsteht derzeit ein neuer Bereich für Hundert Stelen- sowie 30 Erdplätze. Der Bereich kann jederzeit erweitert werden. Die Arbeiten werden vom städtischen Bauhof erledigt.

Bei einer Feuerbestattung oder Brandbestattung im Krematorium kommt die Asche in eine Bestattungsurne. Das Problem der sogenannten Wachsleichen entsteht dann nicht. Diese bereiteten vor allem im vorderen Bereich des Waldfriedhofs wegen der Erdbeschaffenheit Probleme. Erst durch Belüftungsrohre kam es zum natürlichen Verwesungs-Prozess.

Im Christentum wurde die Feuerbestattung jahrhundertelang abgelehnt. Es herrschte der Glaube an die leibliche Auferstehung der Toten vor. Karl der Große verbot die Verbrennung von Toten. Im Mittelalter diente der Feuertod als Todesstrafe. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkte sich die Forderung nach einer Feuerbestattung aus verschiedensten Gründen, auch wegen der Hygiene.

Die evangelischen Kirchen standen bis Anfang des 20. Jahrhunderts der Feuerbestattung überwiegend ablehnend gegenüber, danach setzte sich eine tolerierende (wenn auch nicht fördernde) Haltung durch. Die katholische Kirche empfiehlt noch heute die Erdbestattung, verbietet ihren Gläubigen jedoch die Feuerbestattung nicht. In der orthodoxen Kirche wird die Feuerbestattung abgelehnt. Im Judentum und Islam ist die Verbrennung grundsätzlich verboten