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Pastoralreferent Benedikt Müller ist sich sicher: Der Glaube hilft beim Loslassen / Kirchenvertreter sprechen über den Umgang mit dem Tod

Der Tod gehört zum Leben dazu, dennoch blenden ihnen viele Menschen aus. Im Glauben allerdings ist er ein zentrales Thema. Wie die Menschen und sie selbst damit umgehen, erzählen zwei Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche.

St.Georgen. "Der Tod verändert das Leben derer, die zurückbleiben", sagt Benedikt Müller. Er ist Pastoralreferent der katholischen Kirche St. Georg. Als Seelsorger ist er für Menschen da, die jemanden "verloren" haben. Er habe schon oft erlebt, dass der Tod für das Leben, das wir geschenkt bekommen haben, dankbar mache.

Dennoch bestätigt er: "Die Beschäftigung mit dem Tod ist unangenehm." Es komme im Leben zwar immer wieder vor, dass Menschen Abschied nehmen oder Dinge loslassen müssten – aber eben nicht mit dieser endgültigen Realität, die der Tod mit sich bringe. "Man hat es nicht selbst in der Hand", sagt er. Den Menschen falle es oft schwer, die Tatsache, dass das Leben begrenzt ist, zu akzeptieren.

Auch der evangelische Pfarrer Roland Scharfenberg wird in seinem Amt immer wieder mit dem Tod konfrontiert. Als persönlicher Sterbebegleiter ist er schon mit vielen Menschen den Weg bis zum Tod mitgegangen. "Das geht immer auch zu Herzen und nicht spurlos an einem vorbei", gibt der Pfarrer der Peterzeller Petrusgemeinde zu. Er spricht viel mit den Sterbenden, liest ihnen oft aus der Bibel vor. Es gehöre aber auch dazu, zuzuhören, was den Menschen auf dem Herzen liegt, ihnen Trost mitzugeben und Worte des Glaubens auszusprechen.

Es gebe viele Menschen, die sich bewusst auf den Tod vorbereiten, erläutert Scharfenberg. Dazu zähle unter anderem, sich zu versöhnen und auch, mit Gott ins Reine zu kommen. Menschen, die mit Schuldgefühlen zu ihm kämen, versuche er, Aufmunterung zuzusprechen und ein Stück weit auch die Last zu nehmen. "Es gibt Vergebung bei Gott", sagt er ihnen dann.

Der Pfarrer erzählt von einer älteren Frau, die bereits zu Lebzeiten vorgesorgt hat. Sie habe ihren Lebenslauf bei ihm abgegeben und auch die Kirchenlieder, die bei ihrer Trauerfeier gesungen werden sollen. "Sie lebt immer noch fröhlich, hat das aber geklärt."

Pastoralreferent Benedikt Müller macht seit knapp zehn Jahren Beerdigungsdienst. Er beschreibt diesen als große Herausforderung. Immer wieder werde ihm dadurch auch bewusst, wie schnell der Tod kommen kann. "Das bringt den Blick noch mal mehr auf den Wert des Lebens", sagt er. "Jetzt gilt’s, aktiv zu sein, Freude zu haben, sein Leben zu gestalten und anderen zu helfen", führt er sich dann vor Augen.

Pfarrer Scharfenberg: Gläubigen fällt das Sterben leichter

Symbolisch spricht der Pastoralreferent von einem Hoffnungslicht, das im Dunkel und im Schmerz des Todes angezündet werde. "Da ist eine Zukunft, die wir uns nicht wirklich vorstellen können", schildert Müller. Aber diese Zukunft werde durch Gott eröffnet und in Gemeinschaft mit Gott geführt. Der Tod habe also nicht das letzte Wort. "Es gibt ein Leben nach dem Tod", ist sich auch Pfarrer Scharfenberg sicher. Daran glauben die Menschen und danach richten sie ihr Leben aus, schildert er.

Der Glaube, so sind sich Pastoralreferent Müller und Pfarrer Scharfenberg einig, helfe dabei, loszulassen und mit mehr Gelassenheit an das Thema heranzugehen als jemand, der nicht glaubt. Obwohl Pfarrer Scharfenberg kein Freund von Pauschalisierungen ist, denkt er, dass Menschen, die darauf vertrauen, dass der Gott, der sie jetzt schon begleitet, auch nach dem Tod noch da ist, das Sterben leichter fällt.

"Gläubige haben eine tröstliche Botschaft. ›Die Würde des Menschen gilt im Leben wie im Tod und über den Tod hinaus‹", erläutert Benedikt Müller. Die Menschen wüssten, dass der Gott, mit dem sie ihr Leben gestaltet haben, sie auch im Tod nicht verlassen werde und ihnen darüber hinaus neues Leben schenke, ist sich der Pastoralreferent sicher: "Gott vollendet das Leben des Verstorbenen."