Fidelius haut im Theater auf die Pauke. Foto: Mittelstaedt Foto: Schwarzwälder-Bote

Martin Wangler glänzt mit Programm "Zwischen Himmelreich und Höllental" im Theater

Von Harald Mittelstaedt

St. Georgen. Man kann das Bekenntnis aus dem Mund von Martin Wangler, gerne im Theater im Deutschen Haus in St. Georgen aufzutreten, sicher als bare Münze verbuchen. Auch bei seinem zweiten Auftritt nach 2013 mit "Breitnau Calling" verschaffte er dem Theater-Team mit seinem aktuellen Programm "Zwischen Himmelreich und Höllental" nicht nur ein volles Haus, sondern auch ein freudig mitmachendes Publikum.

Der vielseitige Künstler nahm die Besucher als Fidelius Waldvogel mit seinem Kabarett-Programm "Zwischen Himmelreich und Höllental" in der ihm eigenen urigen Art mit auf eine Reise in die höchsten Schwarzwaldwipfel. Dass es der Kabarettist und Schauspieler, der eine feste Rolle in der Heimatserie "Die Fallers" spielt, sowohl mimisch als auch musikalisch drauf hat, bewies er über zwei Stunden lang eindrucksvoll.

Mit Hilfe einer Pauke brach er eine Lanze für seine Schwarzwaldheimat und pries musikalisch mit Akkordeon, Gitarre und dem besonderen Instrument "Furz-Fässle" deren Vorzüge. Speziell für die Nordlichter unter den Besuchern präsentierte er die "Gebrauchsanweisung für den Schwarzwald". "Damit Sie das auch verstehen tun", half Fidelius. Für anhaltendes Gelächter sorgte die ausführliche Beschreibung der Gattung "Homo Schwarzwäldiensis". "Bei uns ist alles kurz und prägnant", stellte Fidelius fest. Das gelte auch für den Sex. Der Schwarzwälder pflege keinerlei Balzverhalten und habe kaum ein Verhältnis zum anderen Geschlecht. "Mir händ nit welle, mir händ miese", entschuldigte er nicht geplante Kontakte.

Zum Brüllen fanden die Besucher den Schwarzwälder Sprachkurs. Als äußerst wichtig bezeichnete Sprachlehrer Fidelius die Silbe "hä". Die meisterhafte Darstellung verschiedener Varianten der Silbe trieb so manchem Besucher Lachtränen in die Augen. Als Steigerung des Wortschatzes bezeichnete Fidelius die zwei Worte "hä nei" sowie den ganzen Satz "wa wit". Dass diese Wortknappheit in der heimischen Tourismus-Branche als Unfreundlichkeit ausgelegt wird, erboste den Ur-Schwarzwälder. Nur widerwillig besuchte er ein "Freundlichkeitsseminar". Ob die mit schelmischem Grinsen vorgetragenen Vorschläge "Pilze suchen ohne Pilzbuch“ oder "Gästeschießen im Schützenhaus" der Annäherung an die Touristen förderlich sei, ließ Fidelius offen. Zumindest gäbe das Pilzsuchen so den besonderen Kick.

Ausführlich befasste er sich mit Klischees über die Schwarzwaldromantik. Auf den Prüfstand kamen besonders die Kirschtorte und der Bollenhut, den Fidelius als sexuelle Komponente hervorhob. Eine besondere Beziehung pflegt der urige Typ zu seiner Kuckucksuhr. Der darin befindliche Kuckuck machte sich unangemeldet immer wieder, auch zu Unzeiten, bemerkbar. Er fand auch nach sorgfältigem Abkleben immer wieder neue Schlupflöcher, um sich bemerkbar zu machen. Zum Vergnügen der Besucher bellte und gackerte er schon auch mal. Wenngleich der fidele Kabarettist ständig einen guten Kontakt zum Publikum hatte, war er doch enttäuscht, dass sich nur drei Besucher unter ihnen als Cego-Spieler outeten. Mit große Hingabe schwelgte Wangler von den Vorzügen des von ihm geliebten Spiels. Im "Flamenco-Klatsch-Rhythmus" nötigte er die Besucher zum Lied "Gstieß, Mund und Geiß macht uns heiß".

Auch die weiteren Beiträge sowie der "Wildschwein-Song" mitten im Publikum sorgten für frenetischen Beifall für eine grandiose Vorstellung. "Es war schee, dass die Landbevölkerung heute aufs Fernsehen verzichtet hat und zu mir kumme isch", schloss der kecke Fidelius.