Der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei (Zweiter von links) hat keine Berührungsängste mit dem Jugendgemeinderat St. Georgen (von links): Michael Gausmann, Alexander Kieninger, Naemi Winzer, Julia Bokarev, Markus Esterle, Thomas Baier, Peter Obergfell und Yannik Jäger. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

CDU-Bundestagsabgeordneter Thorsten Frei steht dem Jugendgemeinderat Rede und Antwort

Von Hans-Jürgen Kommert

St.  Georgen. Bei der Podiumsdiskussion, die anlässlich der Bundestagswahl mit dem Jugendgemeinderat stattfand, hatte Thorsten Frei versprochen, wiederzukommen. Dies hat er nun eingelöst.

Auch jetzt zeigte sich, dass die Jugendlichen überaus interessiert sind. So wusste Thomas Baier durchaus, dass Frei den Auswärtigen Ausschuss des Bundestags leitet. "Kann man dann eine Meinung zum Nahost-Konflikt haben?", wollte er wissen. Zunächst äußerte sich der CDU-Abgeordnete aber über die Ukraine – "die ist nämlich hier", klärte er auf. "Die Sache um Gaza ist ein elendsalter Konflikt", wusste er. Extremismus herrsche auf beiden Seiten. "Hier in Deutschland würde man die Hamas als Terrororganisation verfolgen", machte er den Jugendlichen klar. Er sehe momentan nur eine Möglichkeit: die Zwei-Staaten-Lösung. Andere Staaten könnten höchstens deeskalierend einwirken.

Wie man sich die Einsätze der Bundeswehr dabei vorstellen kann, war ebenfalls Gegenstand der Fragen. "In erster Linie ist in allen Konflikten Diplomatie gefragt, fast immer auch humanitäre Hilfe. Letztes Mittel ist immer ein militärischer Einsatz. Wir haben ein Interesse daran, dass rundherum Frieden herrscht", betonte Frei. Der Kosovo sei ein Beispiel dafür, dass es positive Einsätze der Bundeswehr gebe. "Man kann nicht einfach schnell irgendwo einmarschieren – und dann genauso schnell wieder raus gehen, wie das unsere amerikanischen Freunde so gerne machen", monierte er.

Im Falle Gaza müsse die Staatengemeinschaft den größtmöglichen Druck aufbauen, das gehe am besten über wirtschaftliche Sanktionen. Man müsse aber auch sehen, dass auch Israel ein sehr kleines Land sei, das von Mächten umgeben sei, die diesem Staat alles andere als wohl gesonnen seien.

"G8 fördert das analytische Denken"

Ein ganz anderes, eigentlich eher landespolitisches Thema beschäftigt Michael Gausmann, das "G8". Hier komme immer mehr auch die Ganztagsschule ins Kalkül, spätestens mit der Ausbildung habe man dann gar keine Zeit mehr für Verein oder Ehrenamt. "Wir haben hier unter Schmerzen etwas eingeführt, was einfach Deutschland an unsere Umgebung heranführt und eine kürzere Erstausbildungszeit ermöglicht", nannte Frei Gründe dafür.

Dies biete jungen Menschen auch die Möglichkeit, beispielsweise ein Auslandsjahr zu machen. Aus dem Lehrplan habe man einen Bildungsplan geformt, der andere Unterrichtsformen begünstige. Strategisch-analytisches Denken werde gefördert. Dazu bestehe weiterhin die Möglichkeit, G9 über die berufsbildenden Gymnasien zu erhalten.

"Haben Sie Angela Merkel eigentlich zum Geburtstag gratuliert", wollten gleich einige wissen. Er sei gerade aus dem Kosovo zurück gekommen, habe ihr aber über die neuen Medien gratuliert, "als sicher einer von tausenden", sagte er schmunzelnd. Er sei der Meinung, die Kanzlerin mache einen enorm guten Job. Nicht umsonst sei Deutschland so stark aus der Wirtschaftskrise heraus gekommen. Er finde auch, dass die Kanzlerin ganz gut sei, "aber mich stört etwas ihre Ansicht zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften", stellte Baier fest. Hier machte Frei eine ganz persönliche Aussage: Er habe mit allen möglichen Gleichstellungen kein Problem – außer mit dem Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partner. "Weil es für beide gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nie möglich wäre, selbst ein Kind zu zeugen", setzte er ein Ausrufezeichen.

"Wie viel Freizeit haben Sie eigentlich", wollte Julia Bokarev wissen. Es sei wenig, machte er deutlich. Eine Achtzig-Stunden-Woche sei normal, "wobei ich da nicht ständig voll angespannt arbeiten muss, sondern manchmal nur nicht frei verfügbar bin", sagte er einschränkend. Freizeit sei auch eine Frage der Definition. Um sich fit zu halten, laufe er recht regelmäßig Halbmarathons und jeden Morgen ab sechs Uhr zehn bis zwölf Kilometer. 23 Sitzungswochen gelte es in Berlin abzuleisten, dazwischen kämen Auslandsreisen zur zivilen Krisenprävention – und die Arbeit im Wahlkreis.

"Meinen Sie, Ihr Handy wurde ausgespäht?"

"Meinen Sie, ihr Handy wurde auch schon ausgespäht?", wollte Yannik Jäger wissen. "Ich halte das für durchaus möglich, wenn nicht von den Amerikanern, dann von anderen Geheimdiensten. Deshalb sei er aber nicht bereit, einen unförmigen Kasten herum zu schleppen, der womöglich sicherer sei. "Und eine E-Mail ist eigentlich so, als verschicke man eine Postkarte", zeigte er die Sicherheit im Netz auf. "Beantworten Sie eigentlich alle E-Mails?", kam dann die prompte Rückfrage. "Soweit sie eher persönlich sind, ja", lautete die Antwort. Manchmal allerdings dauere das etwas. Eher reingerutscht als gezielt geplant sei seine Politikkarriere gelaufen, gab er auf Anfrage zu.

Ebenfalls eine heikle Frage kam am Ende von Simon Kühn: Was kann man gegen den Strom an Flüchtlingen tun? "Da kann man nur versuchen, die Verhältnisse in den entsprechenden Ländern zu verbessern", bekannte Frei. Und dabei sei es egal, ob es um die wirtschaftlichen oder politischen Verhältnisse gehe. Momentan sei die Lage noch nicht so problematisch wie in den 90er-Jahren. Auch St. Georgen habe einige Dutzend Flüchtlinge aufgenommen "und gilt dabei in Sachen Integration als Vorbild im Kreisgebiet", wusste er. Man hoffe, dass Asylverfahren beschleunigt würden – und immer die Richtigen treffe. So sei er überzeugt, dass die ehemaligen jugoslawischen Länder mittlerweile sicher sind. "Es geht dabei immer um Menschen", machte er den jungen Leuten abschließend klar.

Markus Esterle freute sich mit den jungen Leuten, dass der Abgeordnete sein Versprechen eingehalten und sich so viel Zeit für sie genommen habe. Frei meinte, bei passender Gelegenheit komme er gerne wieder – es sei auch für ihn "ein schöner Termin" gewesen.