Rosemarie Ziegler und Hildegard Barth im Ökumenischen Zentrum. Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformation: Hildegard Barth referiert zu diesem Frauen-Thema im Ökumenischen Gemeindezentrum

Die Geburtsstunde der Frauenemanzipation liegt in der Reformationszeit. Nonnen und Mönche verlassen die Klöster.

St. Georgen. Die Evangelische Erwachsenenbildung und der Ökumenische Arbeitskreis St. Georgen hatten im Jubiläumsjahr der Reformation zu einem interessanten Vortrag eingeladen. Es ging um die Frauen der Reformation. Rosemarie Ziegler zeigte sich überrascht über die mehr als 50 Besucher im Ökumenischen Gemeindezentrum, die der Referentin Hildegard Barth zuhören wollten. Grundlage für ihre Informationen war das Buch "Frauen der Reformationszeit" der Pastorin Sonja Domröse. Barth hatte sich mit einigen Frauen näher befasst.

Ursula Weyda fertigte Sendschriften, also Flugblätter und scheute sich nicht, dafür vor Obrigkeiten einzustehen. Jeder sollte in der Bibel lesen können. Das war auch Argula von Grumbach wichtig. Sie bekam im Alter von 15 Jahren eine Bibel geschenkt und befasste sich mit dieser. Sie hat die Verteidigung eines Luther-Anhängers übernommen.

Dieser Jüngling sollte zur Widerrufung gezwungen werden. Von Grumbach verbreitete im Jahr 1522 Schriften an die Deutsche Nation. Das Wort Gottes wird als Glied der Kirche angesehen.

Durch ihre Arbeiten bedingt, wird ihr katholischer Mann Friedrich seines Amtes enthoben, weil er seine Frau nicht daran hinderte, Schriften zu verbreiten. Ein Spottgedicht hierzu verlas Ziegler.

Der Reformator Martin Luther forderte die Mönche und Nonnen auf, die Klöster zu verlassen. Die spektakulärste Flucht war die seiner späteren Frau Katharina von Bora.

Ursula von Münsterberg hat 69 Gründe aufgezeigt, warum sie das Kloster verlassen hat. Dass die Frauen aus dem Kloster fliehen konnten, war nach Luther ein Wunderwerk Gottes.

Philipp Melanchthon, ein Freund und Vertrauter Luthers, ging dazwischen. Er war der Meinung, dass niemand gezwungen werden könne, das Kloster zu verlassen.

Auf einem Bild mit der Jahreszahl 1522 waren drei Eheschließungen mit Nonnen, Mönchen und Geistlichen zu sehen. Luther waren solche Verbindungen wichtig, konnten so doch in solchen Kreisen unehelich geborene Kinder legitimiert und im christlichen Glauben erzogen werden.

Auch Katharina Zell war der gleichen Meinung und hat deswegen an den Bischof geschrieben. Die Mönche und Nonnen entdeckten durch das Eheleben ganz andere Gefühle. Luther sagte: "Der Mann soll sich nicht zu schade sein, sein Kind in die Arme zu nehmen oder die Windeln zu waschen. Auch soll er seine Frau unterstützen." Katharina Zell hat ihrem Mann viel bei seiner Tätigkeit als Pfarrer geholfen. Auch viele Glaubensflüchtlinge fanden bei ihnen Zuflucht.

Als Katharina von Bora das Kloster verließ, war ein anderer Mann für sie vorgesehen. Den wollte sie nicht und sagte: "Dann nehme ich doch lieber den Doktor Luther." Bora pflegte viele Kranke, teilweise mit ansteckenden Krankheiten. Da sie offensichtlich Hygienemaßnahmen aus dem Kloster kannte, blieben sie und ihre Helferinnen gesund.

Eine Heirat mit einer Nonne oder einem Mönch war stets vorteilhaft, denn meist stammten sie aus gutem Hause und waren stets gebildet. Die Zeit von 1521 bis 1550 war die Geburtsstunde der Frauenemanzipation. Obwohl manche durch Heirat aufgestiegen sind, zog es etliche der entlaufenen Nonnen wieder ins Kloster zurück. Melanchthon meinte: "Man kann auch da selig werden." Hildegard Barth ist vom Publikum mit dankbarem Applaus für ihre Recherchen belohnt worden und erhielt von Ziegler einen Frühlingsgruß überreicht.