Fasziniert von den grandiosen Bildern aus dem Film "Ein halbes Jahr im Paradies" von Hermann Schlenker (links) zeigten sich die Zuschauer ebenso wie Lutz Henselmann vom Forum am Bahnhof, der den Abend moderierte. Foto: Mittelstaedt Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Hermann Schlenker präsentiert Film "Ein halbes Jahr im Paradies"

St. Georgen. Wohl mit Fug und Recht kann man Hermann Schlenker als Weltenbummler bezeichnen. Der in Schwenningen geborene Ethnologe und Dokumentarfilmer lässt es sich trotz seiner inzwischen 84 Jahre nicht nehmen, immer wieder von seinen unzähligen Reisen rund um den Erdball zu berichten.

Das Team des Forums am Bahnhof (FAB) konnte den Weltreisenden für eine besondere Vorstellung gewinnen. Lutz Henselmann, Vorstandsmitglied des FAB, moderierte vor zahlreichen Besuchern gekonnt die Vorstellung des Fernsehfilms "Ein halbes Jahr im Paradies" in der Reihe "Interessantes aus der Welt". Der vor über 40 Jahren entstandene Film vermittelte traumhafte Eindrücke von einer Welt, wie sie es heute wohl nicht mehr gibt. In dem halben Jahr mit den gerade mal 170 Bewohnern des polynesischen Nuguria-Atolls gelangen Schlenker damals beeindruckende Bilder vom Leben der Inselbewohner. Diese lebten zu diesem Zeitpunkt auf kleinstem Raum zufrieden auf einer Insel, die man laut Schlenker in 30 Minuten umrunden konnte. Der Film zeichnete sowohl eine Idylle mit weißem Sandstrand, klarem Wasser und prachtvollen und riesigen Palmen, als auch die Mühen bei der Nahrungsmittelbeschaffung auf. Es wurde ersichtlich, dass besonders Kokosnüsse und Palmen für die Nugurianer lebensnotwendig waren. Gerade die Palmenzweige wurden vielseitig verwendet. Sie dienten nicht nur als Dachbedeckungen sondern wurden in mühsamer Arbeit gar zu langen Ketten geflochten und beim Fischfang eingesetzt. Mit erstaunlicher Geschicklichkeit erklommen gewandte Inselbewohner die imposanten Palmen und schlugen weit ausladende Palmzweige ab. Hermann Schlenker berichtete in Wort und Bild von den Lebensgewohnheiten der Insulaner. Staunend bekamen die Besucher mit, wie kochende Frauen heiße Steine in Nussschalen als Tauchsieder einsetzten und damit einen Brei zum Kochen brachten. Schmunzelnd gab er zudem zum Besten, dass er den höchsten Berg auf der Insel erklommen habe. Dieser maß gerade mal zwei Meter.

Schnell hatte sich der Gast mit einem Insulaner angefreundet und viel von ihm gelernt. Der ältere Witwer zeiget ihm beispielsweise, welche Zutaten für den Speisezettel die malerische Lagune vor der Insel bot. Geschickt erlegte er mit einer Lanze große Fische und hechtete mutig nach großen Schildkröten. Diese dienten ihm in seiner eigenen kleinen Lagune zur Vorratsspeicherung. Mit auf dem Speisezettel waren zudem große Wattwürmer und Muschelfleisch. "So hatte ich mir ein Leben in der Südsee immer vorgestellt", äußerte der Dokumentarfilmer. Was sich den Besuchern wie eine beschauliche Idylle darbot, war für Schlenker im Vorfeld eine wahre Odyssee.

Er war alleine acht Monate unterwegs und musste kurz vor dem Ziel zudem sechs Monate warten, bis er endlich das abgelegene Nuguria-Atoll im Südpazifik betreten konnte. Als größte Herausforderung sah der Weltenbummler, stets auf seine drei Zentner schwere Ausrüstung achten zu müssen. Als er seine Mission nach einem halben Jahr erfolgreich beendet hatte, musste er dann noch erfahren, dass sein Auftraggeber inzwischen pleite war und er alleine auf den Kosten sitzen blieb.

Den wissbegierigen Besuchern erzählte Schlenker, dass er diese Episode dennoch nie bereut habe. Allerdings habe er mangels Kommunikationsmöglichkeiten nie mehr Kontakt zu den Inselbewohnern gehabt. Inzwischen sehe Nuguria ganz anders aus, wie er im Internet recherchiert habe.