Stammhaus der EBM-Papst GmbH & Co. KG St. Georgen Fotos: EBM-Papst Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Automobiltechnik derzeit ohne Grenzen / Lüfterproduktion komplett ins Ausland verlagert

Von Dieter Vaas

"Wir sind gesund und bleiben es", sagt Dirk Schallock. Er ist mittlerweile nicht nur Geschäftsführer von EBM-Papst St. Georgen, sondern gehört auch zur Gruppengeschäftsführung. Die Bergstädter haben im abgelaufenen Geschäftsjahr 372 Millionen Euro umgesetzt und damit ein Plus von 5,1 Prozent erreicht.

St. Georgen. Die EBM-Papst Unternehmensgruppe hat das Geschäftsjahr 2015/16 mit einem neuen Rekordumsatz abgeschlossen. Das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Mulfingen/Hohenlohekreis erreichte 1,68 Milliarden Euro (plus sieben Prozent). Die Gruppe hat te weltweit 12  553 Beschäftigte.

Die EBM-Papst St. Georgen, Spezialist für Antriebstechnik, Automotive und Kompaktventilatoren, konnte 335 Millionen Euro umsetzen (plus 5,6 Prozent). Mit der Tochter EBM-Papst Zeitlauf GmbH & Co KG sind es 372 Millionen Euro (plus 5,1). Im nächsten Jahr soll der Umsatz 400 Millionen Euro überschreiten und in zwei, drei Jahren die halbe Milliarde erreichen. In der Wirtschaftskrise war der Umsatz auf 199 Millionen Euro abgesackt. Weltweit beschäftigen die Bergstädter aktuell 3761 Mitarbeiter: St. Georgen rund 1000, Herbolzheim 428, Zeitlauf 284 und Ungarn rund 2050. Das frühere Kerngeschäft Lüfter wurde komplett ins Ausland verlagert. Ein Großteil wird in Ungarn, der Rest in China hergestellt. EBM-Papst ist der letzte Lüfterhersteller in der westlichen Welt und steht unter enormem Kostendruck. Die Konkurrenz sitzt in Japan, Korea, Taiwan und China. In Herbolzheim herrschte deshalb Schwermut, räumt Schallok ein. "Mit Automotiv haben wir dort aber richtig was zu tun", schränkt er ein. Hier ist teilweise auch das Werk 1 dabei. Im Gewerbegebiet Hagenmoos/Engele ist es die Antriebstechnik.

31 Millionen Euro investierte das Bergstadtunternehmen. Der Aufwand lag bei der Forschung und Entwicklung mit 41 Millionen Euro besonders hoch. Dabei handelte es sich auch um Vorleistungen für Produkte, die in Serie gehen.

Bei der Lufttechnik haben sich durch die Wärmedämmung von Gebäuden neue Märkte entwickelt. Wärmetauscher werden von einem Unternehmen bereits komplett in Fensterrahmen eingebaut.

Die Antriebstechni k wächst beständig im zweistelligen Bereich. In der Krise lag der Umsatz bei elf Millionen Euro und hat mittlerweile 105 Millionen erreicht – Tendenz weiter steigend. Die Zugriffskontrolle (Access Control) gewinnt an Bedeutung. Das gilt auch für Zugangskontrollen durch automatische Türen. In Versandzentren der Internethändler kommen Rollen für die Sortierer von EBM-Papst. Die Bahn nutzt im neuen ICE und vielen anderen Zügen für die Türen Zeitlauf-Technik.

Ohne Grenzen ist laut Schallock die Automobiltechnik. Dies beschert viel Wachstum. Das Unternehmen liefert etwa komplette elektrische Ölpumpen, die so einzig in der Welt sind. Für Dieselfahrzeuge wird sich der Harnstoffeinspritzer durchsetzen, sind sich die Bergstädter sicher. In Herbolzheim wird eine Harnstoffpumpe komplett hergestellt. Der Markt wächst, weil die Elektronik nicht das gewünschte Ergebnis liefern kann.

Machten früher die Lüfter 80 Prozent des Geschäfts aus, sind heute die drei Sparten mit jeweils einem Drittel beim Umsatz dabei.

Dirk Schallock bleibt St. Georgen erhalten, auch wenn er in die Gruppengeschäftsführung aufgestiegen ist. Zu seinen zusätzlichen Aufgaben gehören Innovationsprozesse, Strategieprozesse und Internationaler Einkauf.

"Wir werden in Mexiko aktiv", zeigt er auf. In Südosteuropa ist er auf der Suche nach neuen Standorten. In keinem Land sollen zu große Schwerpunkte entstehen, erläutert er mit Blick auf Ungarn. Durch die weiter steigenden Probleme, Fachkräfte zu bekommen, rücken Litauen und Rumänien in den Fokus, weil hier die Nähe zu guten Universitäten besteht.

"Wir wollen weiter kräftig wachsen in der Gruppe", sagt Schallock und visiert bereits die zwei Milliarden an. "Ich mache mir um die Märkte für St. Georgen keine Sorgen", zeigt er sich zuversichtlich. "Wir haben Kompetenzen, die sich jetzt auszahlen". Der US-Markt entwickle sich hervorragend i m Automotivbereich. Das Unternehmen dürfe aber nirgendwo Fehler bei der Produktion machen. Die Anforderung liege mittlerweile bei wenigen Stücken pro Milliarde. Wenn dies nicht stimme, werde es sehr teuer. Die hochautomatisierten Linien bringen die Umsatzsteigerungen. Arbeitsintensives wird ins Ausland verlagert. Es werde ständig rationalisiert, deshalb ist der Personalanstieg in Deutschland unterproportional.