Viel Spaß hatten die Besucher der Veranstaltung "Lernen lernen". Michael Kary vermittelte unterhaltsam die wichtigsten Informationen zu Lernmethoden und -typen. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Michael Kary vermittelt überaus unterhaltsam die Grundsätze des effektiven Gehirntrainings

Von Stephan Hübner

Viel zu lachen gab es bei Michael Kary vom Verein "LVB Lernen" im Theater im Deutschen Haus. Zum Thema "Lernen lernen" sprach er auf Einladung des Fördervereins der Robert-Gerwig-Schule unter anderem über Lerntypen und -methoden.

St. Georgen. Er glaube von Herzen an individuelle Förderung, so Kary. Die habe ihm als schwerem Legastheniker geholfen, das Abitur mit Deutsch-LK zu bestehen. Das Gehirn sei dynamisch, es könne durch Denken wachsen – oder schrumpfen, wenn man damit aufhöre. "Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Wer aufhört fällt zurück."

Die rechte Gehirnhälfte sei oberflächlich, frei nach dem Motto "Pi mal Daumen – passt scho", die linke logisch. Ein Blick ins Kinderzimmer bereits zeige, in welche Richtung das Kind gehe. Michael Kary riet, Kritik positiv zu formulieren, also nie Angst zu erwähnen, sondern das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Kinder nähmen eigene Fehler viel schlimmer wahr. Es sei daher an den Eltern, das zu relativieren. Kinder stießen auch recht schnell an Grenzen, was nur Frustration bringe.

Ein emotional berührender Lernstoff sei die Datenautobahn ins Langzeitgedächtnis. Kary beschrieb Beschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses und warnte vor Überforderung. Also zum Beispiel zu viele Vokabeln in zu kurzer Zeit zu lernen. Wichtig sei Wiederholung, da das Gehirn alles, was es nicht brauche, wieder rausschmeiße. Man solle Kinder nicht direkt nach dem Lernen mit Fernsehen oder Computerspielen belohnen, da das Gelernte emotional überlagere. Besser seien Ruhepausen, Sporttreiben oder Bücherlesen.

Ordentliche, strukturierte Heftführung habe zudem großen positiven Einfluss aufs Lernen. Gut sei eine Hausaufgaben-Reflexion. Das Kind solle überlegen, was einfach und schwer war – und das mit Smileys oder einem Blitz markieren, um später problematische Teile leicht zu finden.

Die richtige Kategorisierung des Stoffs sei enorm wichtig. Englische Vokabeln lerne man viel leichter, wenn man sie in Kategorien wie "Ochsenfrosch- und Katzenverben" einteile. Einmaleins-Zahlenreihen könnte man beispielsweise auch neben dem Badspiegel aufhängen, so dass das Kind beim Zähneputzen draufschauen könne. Kary empfahl auch E-Learning-Plattformen wie bettermarks, skoyo oder sofatutor.

Sehr lustig war die Erläuterung der Lerntypen. Besucher erfuhren, dass der logisch-abstrakte Typ Rollenspiele total ätzend findet, dafür aber Frontalunterricht aber gut. Und dass er ein Einzeller ist und Strukturen braucht.

Der sicherheitsliebende Lerntyp lerne am liebsten Regeln, gerate in Panik, wenn sich der Vertretungsplan ändere und mache gern 40 Mal die selbe Aufgabe.

Der emotionale Lerntyp habe es in der Schule am Schwersten, entwickle früh Abneigung gegen Lernstoff und sei unglaublich von Lob abhängig. "Mit Bestrafung erreichen sie bei diesem Lerntyp nichts." Wenn Eltern die nötige Geduld nicht hätten, sei es besser, das Lernen aus der Familie auszugliedern.

"Schlachtfelder im Heft" habe der kreativ-chaotische Lerner. Er sei der Held der guten Vorsätze, gesellig und schwätze gern.

Kary riet allgemein von materieller Belohnung ab. Emotionale Belohnungen, glückliche Kindheitserinnerungen, machten mehr Sinn. Relativ unnötig sei es, Jahresendnoten zu belohnen, da die Leistung weit weg vom Lohn sei. Sinnvoller sei, direkt nach einer Leistung zu belohnen.