Sternträger Carlo (stehend von links), Carolin (Balthasar), Florian (Melchior) und Louis (Caspar) zeigen, wieweit sie die Texte schon draufhaben – noch mit Vorlage. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Sternsinger: St. Georgsgemeinde sendet fünf Gruppen aus / Kinder können so Gleichaltrige unterstützen

Von Hans-Jürgen Kommert

Wenn sich am morgigen Sonntag die Sternsinger in Fünfergruppen wieder auf den Weg machen, um an den Türen ihr Zeichen anzubringen, nachdem sie ihr Lied gesungen haben und ihren Text vortrugen, ist das ein sehr alter Brauch.

St. Georgen. Bereits Mitte des 16. Jahrhunderts, vielleicht bedingt durch die zunehmende Ausbreitung des Protestantismus und dadurch fehlende Gelder für die katholische Kirche, begannen die ersten Sternsingeraktionen. Besonders nach 1560 verbreitete sich das Sternsingen und verband sich dabei mit dem zu dieser Zeit gebräuchlichen Ansingen beim Fest der Heiligen Drei Könige durch Schülerchöre.

Gebietsweise war das Sternsingen nur bestimmten Berufsgruppen erlaubt. In manchen Gegenden gingen arme Kinder und Jugendliche in Eigeninitiative von Haus zu Haus und sammelten Naturalien und Geld für sich und ihre Familien. In Freising bei München wurde das Sternsingen 1784 allerdings verboten, weil die Spenden in Wirtshäusern verprasst wurden. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts aber gibt es in Deutschland, Österreich und Belgien die jetzige, zentral gesteuerte Sternsingeraktion, bei der zumeist Projekte in Entwicklungsländern finanziert werden, die Kindern zugutekommen, ein echtes Kindermissionswerk. In zumeist angemeldeten Familien tragen Caspar, Melchior und Balthasar gemeinsam mit dem Sternträger ihr Lied und den Text vor, beide sind seit Jahrzehnten unverändert. Begleitet und teils gefahren werden sie von einem Erwachsenen.

Auch in St. Georgen sendet die katholische St. Georgs-Gemeinde Sternsinger aus. Dies erfolgt im Rahmen der Heiligen Messe. Sowohl am Sonntag als auch am 6. Januar, dem eigentlichen Dreikönigstag, sind die fünf Gruppen unterwegs, singen, sammeln und signieren. Dann steht über dem Hauseingang das Zeichen der Sternsinger, die Buchstaben C, M, B, eingerahmt von der Jahreszahl. So mancher denkt an die Initialen der Könige. Die drei Buchstaben stehen aber für das lateinische "christus mansionem benedicat", zu Deutsch "Christus segne dieses Haus". In aller Regel erhalten die Sternsinger einen Geldbetrag als Spende für Projekte und die Kinder Süßigkeiten für ihre Dienste. "Wir haben schon im letzten Jahr den Großteil dieser Leckereien an die Tafel gespendet", erzählt Corsin Kleiner, der in der Bergstadt seit einigen Jahren die Aktion koordiniert. Die Kinder hätten in der Regel noch so viel von Nikolaus und Weihnachten, dass sie gar nicht wüssten, wohin damit. Bei der Tafel komme es gut an.

"Respekt für Dich, für mich und für andere"

In diesem Jahr steht die Aktion unter dem Motto "Segen bringen, Segen sein". Dazu gehört "Respekt für Dich, für mich und für andere – in Bolivien und weltweit". Denn Respekt für jeden Menschen, das ist Grundlage der Aktion. Und Bolivien ist in diesem Jahr das beispielhafte Land.

Corsin Kleiner ist mit der Sternsingeraktion aufgewachsen. Als Kind war er selbst Sternsinger, seit mindestens sechs Jahren leitet er diese. Rund 300 Adressen werden die Gruppen in diesen zwei Tagen aufsuchen – ein ambitioniertes Unterfangen. "Die Kinder haben zwar viel Spaß und sind mit Feuereifer dabei – am Ende sind sie aber ziemlich platt", weiß er schmunzelnd.

Florian und Carolin, die zu den Jüngsten gehören, können so ärmeren Kindern helfen, berichten sie. Elisa und Selina Kleiner, die beiden Töchter von Corsin, sind inzwischen aus den Kostümen herausgewachsen. Sie unterstützen den Vater, helfen den Kindern bei der Auswahl der Kostüme, schminken und sind als gute Geister im Hintergrund dabei.

An den beiden Abenden essen die Kinder gemeinsam. Am ersten Abend sind dabei die Gruppen unter sich, am Dreikönigsabend treffen sich seit Jahren alle bei Johannes Hilser im Hotel Schwarzwaldtanne, wo sie ein Abendessen genießen dürfen.

"Dass die Kinder Spaß dran haben, zeigt die Tatsache, dass wir kaum Nachwuchssorgen haben. Zum einen haben wir in diesem Jahr sieben neue Sternsinger, zum anderen aber haben wir hier Teilnehmer, die schon zum sechsten Mal mitlaufen", erzählt Kleiner. Und als es darum ging, am Nachmittag des 11. Januar zum Kindergarten St. Benedikt zu gehen, stritten sich die Kinder beinahe darum, wer dabei sein darf.