Die Kirche steht mitten in Langenschiltach auf einem Hang. Gleich im Anschluss befindet sich der Friedhof. Foto: Schultheiß Foto: Schwarzwälder-Bote

Vor 50 Jahren erhielt Langenschiltach eigene Dorfkirche / Zwei Glocken aus Hornberg als Auslöser

Von Jochen Schultheiß

St. Georgen-Langenschiltach. Einen runden Geburtstag feiert in diesen Tagen die Langenschiltacher Dorfkirche. Vor 50 Jahren, am 30. August 1964, wurde das Gotteshaus eingeweiht.

Bis zum Bau des heutigen Gebäudes hatten die Langenschiltacher noch nie eine eigene Kirche besessen. Der Ort gehörte seit jeher zum Kirchspiel der St. Georgener Lorenzkirche. Der Weg dorthin zum sonntäglichen Gottesdienst war Selbstverständlichkeit, auch wenn im Winter bei Eis und Schnee die Strecke oftmals recht beschwerlich war.

Ab den 1950-er-Jahren gab es dann auch in Langenschiltach Gottesdienste, zuerst im Schulzimmer, nach dem Bau des Gemeindehauses dann in den neuen Räumlichkeiten. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche als Mittelpunkt des Gemeindelebens blieb freilich bestehen.

Auch als Schlauchturm der Feuerwehr

Einen recht ungewöhnlichen Anfang nahm schließlich die Realisierung des Kirchenprojekts. Es begann damit, dass die evangelische Kirchengemeinde der Nachbarstadt Hornberg im Jahre 1958 zwei Glocken zum Verkauf anbot. Die Hornberger hatten damals für ihre Kirche ein neues Geläute beschafft und hatten für die beiden Glocken keine Verwendung mehr.

Obwohl es zu diesem Zeitpunkt in Langenschiltach weder einen Glockenturm noch eine Kirche gab, kauften die Langenschiltacher die beiden Hornberger Glocken und stellten sie im Gemeindehaus ab. Erste Pläne sahen einen einfachen Glockenträger neben dem Gemeindehaus vor, der zudem noch als Schlauchturm der Feuerwehr Verwendung finden sollte.

Nach einigem Hin und Her wurden diese Pläne schließlich fallen gelassen. Pfarrer Martin Hauß, seit der Errichtung der Petruspfarrei für Peterzell und Langenschiltach zuständig, trieb nun mutig das große Vorhaben voran, sich nicht länger mit Provisorien behelfen zu müssen, sondern den Bau einer Kirche in Angriff zu nehmen.

Nun ging es zügig voran. Mit Kaufvertrag vom 2. September 1960 wurde das Baugrundstück erworben. Mit der Planung wurde Regierungsbaumeister Berthold Haas aus St. Georgen betraut. Unter mehreren Vorschlägen fiel die Entscheidung für einen auf einem Stahlbetonbock aufgebauten hölzernen Turmhelm und ein Kirchenschiff samt Gemeinderäumen im Untergeschoss.

Altar und Kreuz aus altem Holz

Am 6. Mai 1963 war der erste Spatenstich. Im August wurden in der Karlsruher Gießerei Bachert zwei neue Glocken mit 366 und 200 Kilogramm Gewicht gegossen. Die größte Glocke mit 650 Kilogramm war ja bereits vorhanden, die zweite Hornberger Glocke konnte aus klanglichen Gründen nicht verwendet werden und wurde bei der Glockengießerei in Zahlung gegeben.

Gleich einen dreifachen Festtag brachte der 6. Oktober 1963. Grundsteinlegung, Richtfest und Glockenweihe wurden an diesem Tag gefeiert. Zum Richtschmaus ging es danach ins Gasthaus Grüner Baum.

In den folgenden Monaten wurde fleißig gebaut und gewerkelt. Über 300 Jahre alte Holzbalken wurden aus Konstanz erworben, wo das Gerichtsgebäude eine neue Decke erhielt. Aus diesem alten Holz wurden Altar, Kreuz und Taufgestell gefertigt.

Vor genau 50 Jahren war es soweit. Am 30. August 1964 wurde die neue Dorfkirche eingeweiht. Am Eingang übergab Regierungsbaumeister Haas den Kirchenschlüssel an Oberkirchenrat Katz, der den Einweihungsgottesdienst zelebrierte. Die weltliche Feier fand im Anschluss im Gasthaus Krone statt.

Erst 30 Jahre nach der Einweihung erhielt die Kirche eine Pfeifenorgel, nachdem bis dahin eine Elektroorgel im Einsatz gewesen war. Am 25. September 1994 wurde das Instrument mit 15 eigenständigen Registern aus der Werkstätte Georges Heintz in Schiltach eingeweiht.