Die vielfache deutsche Meisterin Sabrina Mockenhaupt setzte sich in Bad Liebenzell ungefährdet durch. Foto: Kurt Kalmbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Leichtathletik: Kurzfristige Absage von Philipp Pflieger wegen Verletzung / Deutsche Halbmarathonmeisterschaften in Bad Liebenzell

Seriensiegerin und Publikumsliebling Sabrina Mockenhaupt von der LG Sieg hat es wieder einmal allen gezeigt. Die vielfache deutsche Meisterin hat in Bad Liebenzell die nationale Meisterschaft im Halbmarathon gewonnen.

Nachdem der Paracelsuslauf am Vormittag noch bei fast trockenen Verhältnissen über die Bühne gegangen war, mussten sich die etwa 300 Teilnehmer bei den 40. deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Bad Liebenzell bei ihrem Start um 14 Uhr auf Regen und zunehmenden Nordwind gefasst machen.

Nachdem der Titelverteidiger und Marathonolympiateilnehmer von Rio, Philipp Pflieger, kurzfristig wegen Patellasehnenproblemen sein sicher zugesagtes Kommen zurückziehen musste, konnte man auf ein spannendes Rennen hoffen. Da Topstar Sabrina Mockenhaupt antrat, hatte das in der Kälte ausharrende Publikum in der Kurstadt wenigsten ihren uneingeschränkten Liebling am Start.

Gleich zu Beginn bildete sich eine etwa 15-köpfige Spitzengruppe, aus der mehr und mehr Läufer sich durch das Tempodiktat von Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg) nach hinten verabschieden mussten. Am Ende bildete sich ein internationales Quartett mit den Favoriten Mitku Seboka (LAC Quelle Fürth), Eyob Solomun (SG Wenden) und dem außer Konkurrenz laufenden Marcel Berni aus der Schweiz.

Kollers mutige Führungsarbeit wurde mit Rang drei und persönlicher Bestzeit von 1:05:25 Stunden belohnt. Der Äthiopier Mitku Seboka konnte sich kurz vor Liebenzell vom Eriträer Eyob Solomun lösen und siegte in 1:05:05 Stunden mit 12 Sekunden Vorsprung vor seinem afrikanischen Konkurrenten.

Erster hellhäutiger Athlet war der Schweizer Marcel Berni mit 1:05:26 Stunden. Platz vier in der Meisterschaftswertung ging an den gebürtigen Ukrainer Vitaliy Rybak (Ayyo Team Essen), der mit 1:05:49 Stunden sechs Sekunden vor dem neuen deutschen U23-Meister, Tobias Blum (LG Telis Finanz Regensburg) ins Ziel kam. Mit dem Zweiten der U23, Tim Ramdane (1:07:09), sicherten sich die Regensburger überlegen den Mannschaftssieg vor Dorsten und Karlsruhe.

Nach längerer Verletzungspause und jüngst einem vierwöchigen Trainingsaufenthalt in Flagstaff war Sabrina Mockenhaupt unsicher, ob es für die Europameisterschaftsnorm (1:13:00) reichen würde. Vielleicht ließ sie sich auch deshalb zu einem etwas zu schnellen Anfangstempo verleiten. Nach Ende der zweiten großen Runde betrug ihr Vorsprung auf ihre beiden Verfolgerinnen 56 Sekunden.

Nun schlug die Stunde von Agata Strausa (Lauf Team Haspa Marathon Hamburg). Sie setzte sich von Melina Tränkle (LG Region Karlsruhe) ab, nahm ihrer Begleiterin noch fast eine Minute ab und konnte selbst auf Sabrina Mockenhaupt noch 25 Sekunden gut machen.

Die Siegerländerin holte sich aber in überlegener Manier ihren 41. Deutschen Meistertitel, unterbot mit 1:12:41 Stunden deutlich die Norm und steht damit wohl sicher als derzeit drittschnellste Deutsche am Start bei den Euromeisterschaften in Amsterdam.

Mit ihren 1:13:13 bei ihrem Halbmarathondebüt schaffte auch Agata Strausa die lettische EM-Norm. Sie hatte in Arizona mit Sabrina Mockenhaupt trainiert und war zurecht begeistert von ihrem Rennen. Auch Melina Tränkle war mit 1:14:09 Stunden zufrieden, obwohl sie im Schlussteil ihre persönliche Bestzeit um 25 Sekunden verfehlt hat.

Rang vier erkämpfte sich Regina Högl (LG Region Landshut/1:15:31) vor Tanja Grießbaum (LG Rülzheim), die sich mit ihrer Nettozeit 1:15:33 um 1 Sekunde steigern konnte. Auch bei den Frauen gab es einen deutlichen Teamerfolg für Regensburg. Luisa Boschan (1:15:54/ 6.), Anna-Katharina Plinke (1:17:09/8.) und Carolin Aehling (1:18:29/12.) hatten mehr als 13 Minuten Vorsprung auf München herausgelaufen. 44 Sekunden dahinter folgte schon das zweite Regensburger Team.

Im Vorfeld war klar geworden, dass ein Großteil der deutschen Spitzenläufer eine andere Planung getroffen hatte, nachdem der Termin erst so kurzfristig bekannt gegeben wurde. Die Athleten, die am Start waren, konnten aber fast durchweg ausgezeichnete Zeiten erzielen. Obwohl der Regen bei 6 Grad zeitweise doch hefiger und sehr kalt war, der Nordwind speziell am Ende der Regulastraße kräftig blies, war die schnelle Strecke größtenteils windgeschützt. Bei der frühsommerlichen Wärme der Vortage wären sicher langsamere Zeiten notiert worden.

Das Team um Fritz Sander und Günther Henne, die Stadt Bad Liebenzell, deren Vereine und der Verband haben wieder eine gewohnt bestens organisierte Meisterschaft in der Kurstadt über die Bühne gebracht. Dazu gehörten auch die beiden professionellen Sprecher, speziell Lokalmatador Sebastian Hess konnte wie beim Paracelsuslauf morgens mit viel Insiderwissen brillieren.

Positiv war auch die schnelle Auswertung und die zügige Siegerehrung. Einzig das Fehlen einer Halle für die Ehrungen war ein Negativpunkt. Sicher wäre dann wie bei der Meisterschaft im September kein Stück des exzellenten Kuchens übriggeblieben.