Der Neuhengstetter Tobias Dahm will zurück auf die große Kugelstoßer-Bühne. Foto: Drechsel

Leichtathletik: Sechs Monate nach seinem Achillessehnenriss will Neuhengstetter Kugelstoßer im Winter wieder durchstarten.

Mühsam und lang ist er – der Rückweg, auf dem sich Tobias Dahm gerade befindet. Nach seinem Achillessehnenriss im Vorbereitungstraining setzt der Neuhengstetter Kugelstoßer alles daran, im kommenden Winter wieder voll angreifen zu können.

Gut sechs Monate ist nun das Sprinttraining her, bei dem die Achillessehne von Tobias Dahm riss. Hinter dem 29-Jährigen liegt schon eine Menge Arbeit. Nach der Operation, bei der die Sehnenenden erfolgreich miteinander verbunden wurden, ging es direkt weiter mit dem Reha-Training. Bis zu zweimal am Tag wurde der Neuhengstetter von Physiotherapeuten behandelt – mit einer frischen Wunde immer eine Sache des Vertrauens. "Ich musste mich ganz darauf verlassen, dass die Physiotherapeuten wissen, was sie tun", sagt Dahm, "ich durfte die Sehne ja nicht belasten und sie haben mit dem Fuß gearbeitet. Eine falsche Bewegung und die Sehne wäre wieder gefatzt."

Bei den Behandlungen geht es hauptsächlich darum, die Mobilität im Fuß des Athleten, der für dne VfL Sindelfingen antritt, wieder herzustellen. Nach einer Operation – zumal an der Achillessehne – ist der Bewegungsradius nicht mehr derselbe, das Gelenk versteift. Um irgendwann aber wieder in den Kugelstoßring zu steigen und weite Stöße zeigen zu können, ist Dahm auf ein starkes und bewegliches Fußgelenk angewiesen.

Inzwischen liegt das Verhältnis von Reha-Training, Übungen beim Physiotherapeuten und Arztbesuche zu spezifischem Kugelstoßtraining bei 50 zu 50. "Die Ärzte sagen, meine Verletzung ist gut geheilt. Man kann aber immer noch nicht sicher sagen, ob ich wieder zu meiner alten Leistungsfähigkeit komme. Aber ich bin zuversichtlich. Für mich kam es nie infrage, aufzuhören", unterstreicht Dahm.

Der Kugelstoßer baut nun die Muskulatur im linken Bein langsam wieder auf. Nur wenige Wochen nach der Operation war vom linken Wadenmuskel beinahe nichts mehr zu sehen, die Kraftdifferenz zwischen links und rechts lag bei 60 Prozent. Nun konnte Dahm sie dank intensivem Krafttraining auf 18 Prozent reduzieren. "Im Trainingsalltag ist die Differenz kaum noch feststellbar, aber ich spüre schon, dass etwas anders ist", sagt der Neuhengstetter.

Den Gedanken, dass seine Achillessehne erneut reißen könnte, versucht er auszublenden: "Angst ist der größte Minimierer von Leistung", betont Dahm. Er verbringt viel Zeit auf einem Gerät zum spezifischen Aufbau von Beinmuskulatur, inzwischen sind auch einige Übungen mit der Freihantel möglich: "Kniebeugen gehen aber noch nicht, da muss ich auf die Beinpresse ausweichen. Meine Beweglichkeit in den Fußgelenken ist noch nicht ausreichend."

Dahm muss geduldig sein, schließlich werden bei einem Achillessehnenriss bis zu zwölf Monate bis zur Genesung veranschlagt. "Es ist ein Prozess, bis mein linkes Bein wieder voll belastbar ist", weiß auch Dahm. So joggt er seit einiger Zeit wieder, auch flottere Runden sind möglich. An Sprints ist aber noch nicht zu denken. "Wenn die Belastung zu hoch ist, spüre ich das sofort im linken Adduktor. Der Muskel merkt die Kraftdifferenz am schnellsten", erklärt Dahm.

Vor Kurzem hat der Neuhengstetter zum ersten Mal nach langen Monaten wieder zur Kugel gegriffen und Standstöße absolviert – immer mit dem Ziel vor Augen, Anfang des nächsten Jahres wieder an Wettkämpfen teilnehmen zu können. Dahm: "Die Europameisterschaften in Berlin sind mein großes Ziel. Ich bin noch nicht an meinem Leistungsmaximum und will nochmal angreifen."