Die Sommerschulkinder mit den Kepplers, ihren Lehrerinnen – und natürlich den Tieren Foto: Lilly Zeller

In der Sommerschule auf dem Keppler-Hof in Unteriflingen frischen 25 Kinder nicht nur ihre Mathe- und Deutschkenntnisse auf – sie lernen ganz nebenbei auch, wie man Kühe melkt und Kälbchen versorgt.

Zwischen Kuhstall und Eselweide sitzen 25 Kinder in einem Klassenzimmer auf dem Keppler-Hof. Eigentlich beginnt die Schule erst kommende Woche, doch diese Schüler lernen schon ein paar Tage früher wieder Mathe und Deutsch – und haben dabei sichtlich Spaß.

An 80 Standorten in Baden-Württemberg hat eine Woche vor dem regulärem Schulstart die Sommerschule begonnen. Diese wird vom Kultusministerium Baden-Württemberg gefördert und ist für die Teilnehmer kostenlos. Die Kinder sollen in der Woche Defizite aufarbeiten, Neues erlernen, aber auch ihre sozialen Kompetenzen weiterentwickeln.

Etwas anderer Stundenplan

Der Stundenplan auf dem Keppler-Hof in Unteriflingen sieht also etwas anders aus. Neben Mathe und Deutsch steht täglich auch ein „Warm-Up“ bei den Tieren auf dem Programm. Dabei werden die Kinder in Gruppen eingeteilt und unterstützen Claudia und Daniel Keppler bei ihrer täglichen Arbeit mit den Tieren.

Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Tasja Haug und Alexandra Schatz helfen die Kinder beim Melken der Kühe und füttern die Kälber und Esel. „Die Kinder profitieren sehr von der Sommerschule“, sagt Schatz mit einem Lächeln. Man sehe von Tag zu Tag, wie die Kinder mehr Selbstbewusstsein entwickeln. Auch seien sie zu Beginn des neuen Schuljahrs schon fit und motiviert, erklärt Schatz.

Die Kinder haben auch die Esel schnell ins Herz geschlossen. Foto: Lilly Zeller

Nach dem ersten Tag der Eingewöhnung wollen die meisten Kinder bereits gerne auf den Eseln reiten und kuscheln mit den neugeborenen Kälbern. Auf die Frage, was ihnen am besten gefällt, antworten gleich mehrere Kinder strahlend: „Alles.“

Doch die Teilnehmer schließen nicht nur die Tiere schnell in ihre Herzen. Auch untereinander entwickeln sich Freundschaften. „Das Besondere ist, dass die Kinder von fünf verschiedenen Schulen aus dem Umkreis stammen. Sie lernen sich hier kennen und treffen sich dann häufig auf den weiterführenden Schulen wieder“, erklärt Schatz. So habe die Sommerschule auch langfristig positive Auswirkungen.

Nachdem die Kinder am Vormittag beim Füttern geholfen und danach in der Lernzeit ihre Mathe- und Deutschkenntnisse aufgefrischt haben, werden nachmittags verschiedene Themen der Landwirtschaft behandelt. Je nachdem, was an Arbeit anfällt, erfahren die Kinder viel über Milch, Getreide, Kartoffeln oder Obst.

Frische Kartoffelchips

Dabei ernten sie zum Beispiel Kartoffeln, die sie mit Hilfe der Kepplers zu Chips weiter verarbeiten und schließlich zum Nachttisch essen dürfen. Häufig ist den Kindern überhaupt nicht bewusst, dass die Tiere auch in ihrem Alltag vorkommen. Zum Beispiel, um auszurechnen, welches Kälbchen wie viel Milch bekommt.

Auch das ist Mathe: Welches Kälbchen bekommt wie viel Milch? Foto: Lilly Zeller

„Mir gefallen die Kälbchen am besten“, sagt ein Mädchen. Besonders das erst zwei Tage alte, von den Kindern „Aaron“ getaufte Kälbchen hat es vielen angetan. Doch auch der zahme Hahn wird gerne auf den Arm genommen und gestreichelt.

In der Kreativzeit nach dem Mittagessen wird künstlerisches Schaffen mit Mathematik verbunden. Die Kinder malen die Tiere mithilfe eines Rastersystems und dürfen ihre Kunstwerke am Ende der Sommerschulwoche als Andenken mit nach Hause nehmen. Das pädagogische Konzept der Familie Keppler funktioniert so gut, dass ein Junge am Ende sagt: „Ich wünschte, Schule wäre immer so.“