Die "wilde Hilde", mit 88 Jahren sein ältester Fan, begrüßte Thomas Godoj persönlich. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: DSDS-Star rockt Simmozheimer Schützenhaus / Weibliche Fans hingerissen

Von Axel H. Kunert

Simmozheim. Zuerst einmal: Dass Thomas Godoj die TV-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) 2008 gewonnen hat, das darf man getrost wieder vergessen. Mit dem wahren Thomas Godoj hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Außer vielleicht: Diese Stimme bläst einen von der ersten Sekunde an weg. So war es zumindest am Samstagabend in der Schießhalle des Simmozheimer Schützenvereins, wo Godoj das vorletzte Konzert seiner "V’Stärker Aus"-Tour gab. Und so wird’s auch damals bei der DSDS-Challenge gewesen sein. Aber danach kaufte sich der deutsch-polnische Singer-Songwriter nach zweimal Gold-, einmal Platin-Status für seine damaligen Mainstream-Alben aus diesem Pop-Zirkus frei – im wahrsten Sinne des Wortes. Um nur noch die Musik zu machen, die er will. Und vor allem: um auf deutsch zu singen, wie er es am liebsten mag. Für Godoj – deshalb muss man das erklären – eine harte Zäsur, der ihm den Bann des Mainstream eingebracht hat. Der seine Songs heute weder im Radio, noch im TV mehr spielt. Zu Unrecht.

Florian Maurer hat ein glückliches Händchen

Es gehört zum großen Geschick der Simmozheimer Schützen – und vor allem ihres Jugendleiters Florian Maurer – solche verborgenen Juwelen im Musik-Business zu erkennen. Und die Gunst der Umstände zu nutzen, solch herausragende Musiker in den Nordschwarzwald zu holen. Das war 2013 beim 50-jährigen Vereinsjubiläum mit Gregor Meyle schon so.

Die Stimme von Thomas Godoj hat was erlebt. Diese Stimme kann etwas erzählen. Und sie macht natürlich vor allem die weiblichen Fans quer durch alle Generationen geradezu närrisch. Wie sonst sollte man erklären, dass auch ein guter Teil des Simmozheimer Publikums so ziemlich alle Konzerte Godojs überall im Land bereits besucht hat – und ihrem Idol tapfer hinterher reist.

Zwei dieser Fans sind die zwölfjährige Lea und ihre Mama Petra aus Steinheim an der Murr. Sie waren schon vergangene Woche in Stuttgart beim Konzert. "Es ist einfach seine natürliche Art. Und natürlich seine Stimme – einfach zum Dahinschmelzen", strahlt Mama Petra. Nach Simmozheim waren die beiden extrem früh angereist, und tatsächlich holte Godoj sie bereits zum Soundcheck in den Saal – wo sie auch während des Konzerts ganz vorne vor der Bühne sitzen durften.

Das Steak schmeckt und die Leute sind nett

Im Mai will der Musiker ins Studio gehen und sein sechstes Album produzieren, wie er von der Simmozheimer Schützenbühne herunter berichtete. Und dann will er auch nach Simmozheim zurückkommen – weil "das Steak lecker war" im Pulverfässle. Und: "Weil die Leute nett sind." Und sich Godoj von der Begeisterung des Publikums hier gerne mitreißen ließ, seine Späßchen trieb. Die gut im Kontrast standen zu seinen meist ernsten, autobiografischen, oft hoch-poetischen Texten. Dieser Mann ist nicht nur super-cool und hat einen Wahnsinns-Sex-Appeal – er hat auch noch ein unwahrscheinlich sensibles Gespür für Worte. Und ihre Wirkungen. Und dann diese Stimme!

Beim Konzert in Stuttgart, in einem Jugendhaus, war es zu einer Prügelei gekommen. Ein Zitat der Streithähne griff Godoj auf: "Bist du stabil!?" Dann fing er an, mit der Textzeile, sofort unterstützt von seinen Musikern, zu jammen. Im feinsten HipHop: "Bist du stabil, Simmozheim!?" – "Vielleicht wird’s ja ein Hit: Bist du stabil, Simmozheim!" Wenn eines der vielen mitlaufenden Smartphone-Videos auf Youtube landet – unbedingt anschauen. Und mitlachen. Das war das i-Tüpfelchen, das dieses Konzert von Thomas Godoj im Schützenhaus in Simmozheim zur Legende machen wird.