Bei der Veranstaltung "Perspektive Simmozheim 2030" konnten die Besucher ihre Vorstellungen und Wünsche für eine gute Weiterentwicklung der Gemeinde aushängen. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeindeentwicklung: Beratungs- und Planungsfirmen begleiten den Prozess / Gut besuchte Bürgerversammlung als Auftakt

Sie wollen ihren Ort schöner und noch lebenswerter machen. Bei der Bürgerveranstaltung zum Thema "Perspektive Simmozheim 2030" hatten die Teilnehmer für die Weiterentwicklung ihrer Gemeinde bereits jede Menge Vorschläge und Wünsche parat.

Simmozheim. Diese reichten von Tempo 30 im ganzen Ort, einer Boulebahn hinter dem Rathaus und einem Café im Ortskern über den Wunsch nach Carsharing-Angeboten bis hin zu einer direkten Busanbindung sowie einer Radwegverbindung zur Nachbargemeinde Merklingen. Außerdem wurde unter anderem vorgeschlagen, Bauplätze nicht als Geldanlage gelten zu lassen und innerorts zur Verhinderung von Lücken einen Bauzwang einzuführen.

Rathauschef ist überwältigt

"Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen". Dieses Zitat des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry stellte Bürgermeister Stefan Feigl in den Raum. Der Rathauschef zeigte sich überwältigt davon, dass rund 70 Simmozheimer Bürger Interesse an der für die Weiterentwicklung der Gemeinde wichtigen Veranstaltung hatten. Bei einem eineinhalbstündigen Rundgang durch den Ort besichtigten die Teilnehmer acht wichtige Stellen innerhalb der Kommune. Sie betrachteten ihre Gemeinde dabei vorwiegend unter den Aspekten Ortsbild, Versorgung, Wohnen und Gemeinschaftsleben. Bei ersten Diskussionen wurden im Ortskern völlig entgegengesetzte Positionen deutlich. Während die einen für eine Renovierung und Sanierung von Altbauten eintraten, sprachen sich andere für einen Komplettabriss und die Erstellung von Neubauten aus.

Die Besucher hatten Gelegenheit, schon vor Ort über eventuelle Veränderungen und Weiterentwicklungen nachzudenken. Denn eines hatte der Bürgermeister von vornherein klargestellt, als er sagte: "Es ist mir wichtig, sie einzubeziehen. Sie sind diejenigen, die gestalten sollen". Nach der Rückkehr zum Rathaus und einer kleinen Stärkung mit Brezeln und Getränken wurden dann Zukunftsvisionen entworfen. Dazu hatte sich der Gemeinderat Dörte Meinerling von einem Stuttgarter Architektur- und Planungsbüro und Ingo Neumann von der STEG Stadtentwicklung GmbH mit ins Boot geholt. Die erfahrenen Fachleute stellten den Ist-Zustand dar und gaben Anregungen für weitere Entwicklungsmöglichkeiten.

Drei Stellen im Ort standen im Mittelpunkt, deren Entwicklung besonders wichtig ist für die Zukunft der Gäugemeinde: Das Schillerareal, das Auwärter-Areal und das neue Baugebiet "Mittelfeld". "Im Bereich des Schillerareals konnten inzwischen 14 Grund- oder Teilgrundstücke erworben werden", unterstrich Feigl. Für die Weiterentwicklung dieses Bereichs können inzwischen also die Weichen gestellt werden. "Das Mittelfeld ist das letzte große Baugebiet, das erschlossen werden kann", hob Stadtplanerin Meinerling hervor. Sie verwies darauf, dass nach der Bebauung dieses Gebiets durch überwiegend junge Familien die Kindergartenplätze nicht mehr ausreichen würden und dafür rechtzeitig eine Lösung gefunden werden müsse.

Auf dem brachliegenden Auwärter-Areal stehen Flächen für das Gewerbe zur Verfügung. Meinerling hob die Pfunde hervor, mit denen Simmozheim bei seiner weiteren Entwicklung wuchern kann, wie zum Beispiel einer guten Verkehrsanbindung, einem Naherholungsgebiet vor der Haustüre, die sonnige Lage, den typischen Streuobstwiesen und die vielen Brunnen im Ort. Bei der weiteren Entwicklung müsse dem Rechnung getragen werden, dass im Jahr 2035 die Hälfte der Bevölkerung dann nahezu 50 Jahre als sei.

Wohnkonzepte für alte Menschen

Die über 85-Jährigen werden bis 2035 um 270 Prozent zu- nehmen. Man brauche die richtigen Wohnkonzepte dafür, so die Fachfrau. Die Besucher des Abends zeigten großes Interesse an der Zukunft ihrer Gemeinde und führten eine rege Diskussion. "Was können wir uns überhaupt leisten? Wir sollten keine Luftschlösser bauen", meinte ein Bürger. Feigl verwies darauf, dass man zunächst Visionen brauche. Bei der Umsetzung müsse man dann Prioritäten setzen.

Der Zeitplan für die Ausführung der Vorhaben: Nach einer Bürgerumfrage (20. Oktober bis 4. November) folgen eine Gemeinderatsklausur im November sowie eine offene Bürgerwerkstatt am 19. Januar. Es folgen eine Perspektivenwerkstatt am 2. März, der Entwurf eines Gemeindeentwicklungsprozess, die Ab- stimmung zwischen Verwaltung und Gemeinderat sowie der endgültige Beschluss des Ratsgremiums.