Im Dorfmuseum in der Zehntscheuer der ehemaligen Calwer Kreisgemeinde Deckenpfronn kann diese Ofenwand aus alten Tagen besichtigt werden. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Kunstvolle Ofenplatten zu Feuerschutz-Zwecken hergestellt / Verordnung des Herzogs

Kunstvoll gestaltete Ofenplatten stellten im Oberamt Calw zwischen 1760 und 1880 vor allem Häfner in Simmozheim und Neubulach her.

Simmozheim/Neubulach. In den alten Bauernhäusern, vor allem des Calwer Waldes und insbesondere im reichen Würzbach, gab es sie – teils auch aus Wildberg, Weil der Stadt und Holzgerlingen bezogen – einst recht häufig. Inzwischen sind sie aber an den Originalplätzen verschwunden und fast nur noch in Heimatmuseen zu finden.

Chronist schwärmt von den Tontafeln

Ausgelöst hat die Entstehung derartiger Zierwände Herzog Karl Eugen von Württemberg. Seine Verordnung bestimmte, dass aus Brandschutzgründen hinter Öfen massive Wände stehen mussten. Ersatzweise reichte eine Wandverkleidung aus Tontafeln, um die Vorschrift zu erfüllen.

Darauf stellten sich die Häfner ein und brannten statt oder neben Schmalzhäfen, irdenen Bettflaschen, Mostkrügen oder Sauerkrauttöpfen die kleinen, quadratischen Platten mit etwa 20 Zentimetern Seitenlänge. Zu so einer Ofenwand gehörten 80 bis 180 dieser Kacheln.

Wilhelm Mönch schwärmt in seiner vor 100 Jahren erschienenen "Heimatkunde vom Oberamt Calw" regelrecht von den bunt gestalteten Tontafeln mit Ofensprüchen. Er schreibt: "Die damaligen Häfner, wahre Künstler in ihrem Fache, verstanden es, die Tontafeln durch Farbengebung, Verzierungen und Ofensprüche so zu beleben, dass die Plättchen nicht nur eine Feuerwand bildeten, sondern auch zur Ausschmückung der Stube beitrugen."

Sie wurden nicht mit dem Pinsel, sondern dem sogenannten Malhorn gestaltet. Geschickt und fantasiereich träufelten die Häfner aus dem Ausflussrohr eines Kännchens ihre Sprüche und Figuren auf. Dann wurde die aufgebrachte Glasur gebrannt.

Festgehalten wurde auf diese Weise vielerlei wie Lebensweisheiten, religiöse Aussagen, Reime, Rätsel, Lustiges und Ernstes, oft auch ein einfaches Bild.

Eine kulturhistorische Betrachtung um den Simmozheimer Häfner und Ofenwandbauer Johann Georg Dompert (1788-1853) hat Karl Baral aus Simmozheim im – noch beim Kreisgeschichtsverein Calw erhältlichen – Heft 2 von 1991 der Reihe "Einst & Heute" veröffentlicht. Er kommt dabei zu folgendem Schluss: "Vor eineinhalb Jahrhunderten war J. G. Dompert gewiß kein Künstler, der, weitberühmt, im heutigen Sinne seine Arbeit verrichtete, sondern ein Handwerksmeister, der durch die Gestaltung von Ofenwandplättchen mittels interessanter Sprüchlein und die solide Verarbeitung des einheimischen Tons bekannt geworden war." Vermutlich auch Vorfahren und gesichert Nachkommen Domperts, darunter der von 1819 bis 1889 lebende, gleichnamige Sohn, der auch Schultheiß von Simmozheim war, pflegten das Häfner-Handwerk und stellten Ofenplatten her.