Es dauert nicht lange, bis sich Sophie (Esther Barth) und Bertrand (Hans Herbert Diehl) näher kommen. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Komödie: Das Regionentheater probt für die auf Sonntag verschobene Premiere von "Vier linke Hände"

Von Martin Bernklau

Simmersfeld. Das Leichte ist schwer. Am Theater weiß man das noch besser als sonstwo. Seine Komödie "Vier linke Hände" hat Pierre Chesnot auch auf deutschen Bühnen zu einem der meistgespielten Autoren Frankreichs gemacht. Das Regionentheater hat seine für Donnerstag im Simmersfelder Festspielhaus geplante Premiere des funkelnden Boulevardstücks krankheitshalber auf Sonntag, 18 Uhr, verschieben müssen.

"Steigere das langsamer, halt’ die Spannung noch ein bisschen länger", ruft Regisseur Andreas Jendrusch Hans Herbert Diehl zu, der den Bertrand gibt, einen etwas älteren, etwas schrulligen Professor, alleinstehend. Paris, im August, leer, alle Welt am Meer: Eine Überschwemmung bedroht Bertrands Bücher- und Bastelrefugium. In der Wohnung über ihm hat Sophie ihre Badewanne überlaufen lassen. Nicht einfach mal so. Ausgerechnet an ihrem 40. Geburtstag will sie ihrem Leben ein Ende setzen. Nur eine Freundin hält die frustrierte, von all den Männern enttäuschte Lebedame telefonisch davon ab: Sophie soll den ersten Mann zu verführen versuchen, der ihr begegnet.

Diese Sophie, den lebensmüden Vamp, spielt Esther Barth. Birgit Heintel, die Regionentheater-Produzentin, kennt sie von gemeinsamen Zeiten an der Berliner Schauspielschule Reduta. Nach Engagements am Ost-Kult-Zentrum Tacheles, Zusammenarbeit mit Christoph Schlingensief bei einem Projekt in Duisburg, Stationen in Bautzen und Wien steht die noch nicht ganz 40-jährige jetzt vor allem in Hamburg auf der Bühne.

Der gebürtige Hesse Hans Herbert Diehl hat auch ungefähr das Alter seiner Figur Bertrand. Neben seine Bäckerlehre nahm er einst in Gießen Ballettunterricht und ließ sich dann an der Frankfurter Musikhochschule zum Tänzer ausbilden. Schon bald aber zog es ihn auch zum Schauspiel. Das schweizerische Basel, der Oberrhein waren Schwerpunkte seiner Engagements, aber auch die Kinder- und Jugendtheater in Heilbronn und Speyer.

Sein Bertrand, dieser Einzelgänger, der seine Ruhe haben will, an seinen Marionetten bastelt und mit den Frauen sowieso fertig ist, stürmt also wütend hinauf in Sophies Wohnung, woher das Wasser kommt. Eine praktische Drehbühne hat sich das Regionentheater da zimmern lassen, vorne Sophies, hinten Bertrands Wohnung und umgekehrt. Das so gegensätzliche Duo, in praktischen wie in Herzensdingen eher ungeschickt – daher die "Vier linken Hände" - kommt sich dann doch schnell näher.

Er ruiniert sich ein paar Finger als hilfsbereiter Renovierer, sie malträtiert ihn mit ihren exotischen Kochkünsten. Nur sehr bedingt hilft der strömende Champagner, die afrikanischen Vorspeisen, indonesische Suppen oder mexikanische Fleischbällchen hinunterzuspülen. Bertrand versucht, den ungenießbaren Fraß dann anders zu entsorgen. So etwas könnte leicht in derben Klamauk ausarten, wären da nicht funkelnde Dialoge, ein trockener Humor und jede Menge raffinierte Situationskomik, die ein genaues Timing erfordern.

Das Zwei-Personen-Stück verlangt auch über anderthalb Stunden hinweg eine fein dosierte Präsenz von Esther Barth und Hans Herbert Diehl. Die tänzerische Leichtigkeit, die er beim Ballett gelernt hat, kann ebenfalls nicht schaden, um den luftigen französischen Esprit von Pierre Chesnot auszuspielen, der auch in der deutschen Fassung erhalten geblieben ist. Esther Barth, in Trier geboren, ist im Französischen so daheim, dass sie auch manchem Wortwitz nachspüren kann, der auf Deutsch nicht ganz so brillant aufblitzen kann wie im Original.

Dankbare Rollen sind der lebensmüde Vamp und der kauzige Professor trotz aller Anstrengung allemal. Damit das Leichte dann auch federleicht daherkommt, feilen und polieren Ester Barth und Hans Herbert Diehl mit Regisseur Andreas Jendrusch schwer auch noch an den kleinsten Nuancen, damit die verschobene Premiere im Simmersfelder Festspielhaus um so mehr glänzen kann.