Heiter bis stürmisch ging es beim Theaterabend im Simmersfelder Festspielhaus zu – und das nicht nur bei der Liebeserklärung des Herrn Direktor Meltzner (Andreas Jendrusch) an seine Sekretärin Renate (Miriam Kohler). Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Premiere: Regionentheater aus dem Schwarzen Wald begeistert sein Publikum mit Loriot-Sketchen

Simmersfeld. "Ich heiße Erwin Lindemann, bin Rentner und 66 Jahre alt" – Wer kennt ihn nicht, den Klassiker von Loriot, der damit endet, dass der auswendig gelernten Text bei einer Fernsehaufnahme wegen technischer Schwierigkeiten und mehreren Korrekturen des zunehmend genervten Regisseurs oft wiederholt werden muss, bis der Lottogewinner zum Schluss alles durcheinander bringt.

Das war beim ausverkauften Premierenabend des Regionentheater aus dem Schwarzen Wal im Simmersfelder Festspielhaus nicht die einzige Attacke auf das Zwerchfell der Zuschauer, die sich köstlich amüsierten. Die Schauspieler Miriam Kohler aus Berlin, Birgit Heintel aus Altensteig und Andreas Jendrusch aus Tübingen – der dieses Mal Urs Alexander Schleiff die Regie überließ – legten sich bei der zweistündigen Vorstellung sprachlich wie körperlich mächtig ins Zeug, übernahmen ständig neue Rollen, wechselten in Windeseile Hemd und Hose, Schlaf- und Ausgehanzug.

Als Staatsmann Otto Bollmann, der politische Plattitüden absondert und keinen Satz zu Ende bringt oder als Ehemann, der am Feierabend nichts anderes machen will, als still dazusitzen und permanent von seiner besseren Hälfte ermuntert wird spazieren zu gehen oder eine Illustrierte zu lesen, bis er aus der Haut fährt – es gab viele solcher komödiantischen Perlen. Nicht fehlen durfte der Fernsehabend vor einem kaputten Apparat, das übergangslos folgende Bettgespräch im Schlafzimmer, bei der die Frage im Raum steht, ob man nur in eine Trompete oder auch in eine Geige blasen kann und die Angifterei am Frühstückstisch, weil das Ei hart und nicht weichgekocht ist.

Birgit Heintel brachte sich in der "Eheberatung" zur Geltung als verklemmte Ehefrau, die mit ihrem Gatten ein Institut zur Überwindung körperlicher und geistiger Kontaktschwächen aufsucht. Dass die Fachfrau anschließend einen bejubelten erotischen Tanz aufs Parkett hinlegte, war keine Überbrückung bis zur nächsten Szene, sondern einer von vielen überraschenden Einfällen des Regisseurs. Brüller waren die stürmische Liebe des Herrn Direktor zu seiner Sekretärin und die verbale Auseinandersetzung in der Wanne eines Hotelzimmers mit Ganzkörper-Badeanzügen.

Als Miriam Kohler eine kurze Übersicht über den Handlungsablauf von bisher sieben gesendeten Folgen einer Fernsehserie auf dem Landsitz North Colthelstone Hall von Lady Hesketh-Fortescue gab und den zungenbrecherischen Text ohne Hänger über die Bühne brachte, wurde sie vom Publikum mit tosendem Beifall belohnt.

Auch nach vielen Auf- und Abgängen, ständigem Kostüm- und Rollenwechsel, präsentierte sich das Trio so frisch und spielfreudig wie am Anfang. Und so körperlich präsent wie Andreas Jendrusch im letzten der "dramatischen Werke" von Loriot bei dem Versuch, in einem Wartezimmer ein schief hängendes Bild gerade zu rücken.

Zur Inszenierung mit glänzend disponierten Schauspielern des Regionentheaters passte die beschwingte Salonmusik. Der Schlussapplaus mit vielen Verbeugungen der Darsteller – zu denen sich Regisseur Schleiff, Bühnen- und Kostümbildnerin Marlit Mosler und der für Licht und Ton verantwortliche Max Schweizer dazugesellten – ging in rhythmisches Klatschen und begeisterndes Gejohle über.

Wer einen solch heiter-beschwingten, überaus vergnüglichen Theaterabend mit den bekanntesten Bühnenstücken von Loriot im Simmersfelder Festspielhaus verbringen will, sollte sich den nächsten Auftritt des Regionentheaters am Ostersamstag, 15. April, um 20.30 Uhr vormerken. Karten gibt es unter Telefon 07453/ 700 153.