Ann-Kathrin Hinz gibt auf der Bühne des Festspielhauses das Gretchen. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Festspielhaus: Kulturwerkstatt eröffnet Saison mit einer Goethe-Premiere, Rock’n’Roll und einem Kindertag

Faust ist der Hammer, denken nicht nur viele Gymnasiasten. Mit Goethes Drama eröffnen das Regionentheater und die Kulturwerkstatt die Saison im Simmersfelder Festspielhaus. Aber es wird noch mehr geboten an diesem ausgedehnten Wochenende als Weltliteratur.

Simmersfeld. Flo Klausmann kennen die Simmersfelder vom Sommertheater. Bei "Tom Sawyer" gab er den Huckleberry Finn, der auch frech singen und klampfen konnte. Am Samstagabend, 24. September, ist der Südschwarzwälder mit seiner siebenköpfigen Rock’n’Roll-Band "Late Castle" im Festpielhaus zu Gast, zu deren Namen noch der Zusatz "and He White Autumn" gehört. Die Furtwanger-Vöhrenbacher Combo schwärmt country-mäßig gelegentlich in den ami-hinterwäldlerischen Rockabilly aus und will das Publikum von 20.30 Uhr an für die Party gut in Stimmung bringen. Ein DJ legt nach bis in die Nacht.

Am Sonntag ab 11 Uhr geht es beim Brunch ums Essen, aber auch um feine musikalische Untermalung. Die kommt von Open Brass, der Jazz-Formation um den Posaunisten, Komponisten und Altensteiger Musikschulleiter Moritz von Woellwarth. Sie tritt erstmals im Festspielhaus auf.

Der Nachmittag ist spätestens ab 16 Uhr für Kinder ab 4 Jahren und ihre Eltern reserviert. Um 16 Uhr gibt es als Teil eines ganzen Familientages den Evergreen-Renner mit den Abenteuern von "Pettersson & Findus" nach Sven Nordqvist mit Thomas Glaesser, Marianne Lindt und Andreas Jendrusch, der das Stück auch inszeniert hat. Bei gutem Wetter wird im Freien gespielt.

Über den "Faust" geht immer noch das Schüler-Bonmot, Johann Wolfgang von Goethe habe für sein Stück ja bloß ein Zitat an das andere gereiht. Der "Tragödie erster Teil" ist nicht nur immer wiederkehrendes Sternchenthema im Abitur, auch 2017, es ist nicht nur ein geistestiefes Gelehrtendrama, es ist auch eine Liebestragödie zwischen dem älteren Intellektuellen in seiner Sinnkrise und einem einfachen Mädchen. Von Brecht stammt der Spruch, so etwas könne nur mit dem Teufel zugehen, und der ist ja auch als Mephisto zugange. Faust hat ihm für das Glück des Augenblicks die Seele verschrieben, und der Kerl kuppelt und arrangiert für seinen Kunden maßgeschneiderte Angebote wie die Big Brothers von Google oder Amazon. Der Bruder dieses Gretchens und seine Mutter kommen zu Tode und schließlich auch das neugeborene Kind der verzweifelten, ungleichen Liebe. Showdown im Kerker, in der Todeszelle.

In einer Neubearbeitung für die drei Schauspieler Ann-Kathrin Hinz, Serjoscha Ritz und Brian Sommer sucht das Team der Schwarzwälder Theatermacher aus Simmersfeld um Regisseur Andreas Jendrusch, Produzentin Birgit Heintel und Dramaturg Roland Schweizer einen Bezug in die Gegenwart und will zeigen, wie brennend die in dem Klassiker aufgeworfenen Themen heute noch sind.

Die Premiere beginnt am Donnerstag, 22. September, um 20.30 Uhr im Festspielhaus der Kulturwerkstatt Simmersfeld. Für Licht und Technik des Kammerspiels ist Max Schweizer zuständig.