Ignaz Netzer (links) und Werner Acker begeisterten ihr Publikum im Festspielhaus mit Lieder über die Kehrseite der Freiheit und tröstliche Zuglichter. Foto: Trommer Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Publikum lässt die Gitarristen Ignaz Netzer und Werner Acker erst nach Zugaben ziehen

Mit Jazz und Blues vom Feinsten wartete die Kulturwerkstatt in Simmersfeld auf. Ignaz Netzer und Werner Acker schufen eine intensive und entspannte Stimmung, auf die sich die Zuhörer gerne einließen.

Simmersfeld. Ein Schmankerl besonderer Art nicht nur für Freunde der Saitenmusik ist das brandneue Programm der beiden bekannten Gitarristen Werner Acker und Ignaz Netzer. Als ein Novum trifft der Hochschuldozent für filigrane Jazzgitarre Acker auf den rundum geerdeten Bluesman Netzer. So entsteht ein hochkarätiger Musikcocktail aus Folk, Gospel, Pop, Blues und Jazz, umrahmt von balladesken Eigenkompositionen.

Werner Acker ist in vielerlei Musikrichtungen zu Hause. Er ist auch auf den verschiedensten großen Bühnen in Konzerthäusern und Festivals zu sehen, so mit Helen Schneider und Wolfgang Dauner, ebenso mit der SWR Bigband, oder auf Musical- und Theaterbühnen, hier mit Ute Lemper.

Ignaz Netzer lernte während seines Studiums in Freiburg in den 70er-Jahren Liedermacher wie Hannes Wader kennen. Alexis Korner übte einen maßgeblichen Einfluss auf ihn aus. Öfters reiste er in die Südstaaten der USA, um vor Ort den Wurzeln des Blues zu folgen. Seit 2001 ist er Profimusiker.

Auf der Bühne in Simmersfeld unterhält er zwischen den musikalischen Leckerbissen das Publikum mit Anekdoten über seine Katzen, er lebt in einer Wohngemeinschaft mit fünf davon. Ein Stück nennt er "Lady Gaga", denn die jüngste der Katzen bei ihm zuhause sei "total gaga". Die Töne sind weich und harmonisch und erzeugen den Eindruck, ganz in die Musik eingehüllt zu sein.

Eine leicht melancholische Stimmung kommt auf, als Netzer davon singt, jemand zum Lieben zu brauchen – "Please send me someone to love".

Sein Freund Willi ist der älteste Kater im Haus, seine zehn Kilo Gewicht haben ihm den Beinamen "Bärchen" eingebracht. Er wurde von Tierschützern aus Alicante gerettet, wo er getötet werden sollte. Doch Flamenco wollte der Kater nicht hören, er genießt eher den Blues und wippt dazu im Takt mit dem Schwanz. Dazu passend spielen die beiden Ausnahmemusiker das Stück "Rocking my Blues away".

Nach der Pause ging es weiter mit einem Schlager aus den 20er-Jahren und dem Gospel "You got to move". Das durch Janis Joplin bekannt gewordene Stück aus der Oper "Porgy and Bess" wird hier ganz friedlich und beruhigend interpretiert. Die Ella-Fitzgerald-Version von "Summertime" geht ebenfalls in diese Richtung.

"Me and Bobby McGee", geschrieben von Kris Kristofferson und ebenfalls von Janis Joplin berühmt gemacht, erzählt vom Leben unterwegs, Netzer und Acker interpretierten das Stück über die Kehrseite der Freiheit in Simmersfeld.

"Let the Midnight Special" ist ein Song, der den meisten bekannt ist, vor allem in der Version von Creedence Clearwater Revival. Doch die wenigsten kennen den Hintergrund: Gefangene besingen das Licht, das der Zug "Midnight Special" in ihre Zellen bringt und das sie als tröstend empfinden. Ignaz Netzer und Werner Acker ermunterten das Publikum zum Mitsingen des Refrains, und tatsächlich stimmten die Zuhörer ein, wenn auch sehr schüchtern.

Wenn in einem Stück ein typischer Blues den Regen beklagt, so wird im nächsten ganz schwungvoll dazu aufgefordert, nicht so leicht aufzugeben – "Walk on!"

Der bekannte Gospel "Will the Circle be unbroken" war die erste Zugabe, durch rhythmisches Klatschen holte das Publikum die Musiker noch zweimal auf die Bühne.