Die Schülerbeförderung bleibt in Seewald in der Diskussion. Symbol-Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat entscheidet sich für Mischlösung bei der Schülerbeförderung / Hochdorfer Eltern enttäuscht

Von Monika Braun

Seewald. Skeptische Blicke der Ratsmitglieder und unzufriedene Eltern aus Hochdorf gab es nach der jüngsten Sondersitzung des Gemeinderats Seewald. Einziger Tagesordnungspunkt: die Schülerbeförderung des Ortsteils Hochdorf.

Der Bürgersaal des Rathauses in Besenfeld war gut gefüllt, nicht zuletzt, weil der Schulbusverkehr in der Gemeinde und die geplanten Fahrplanänderungen viele betreffen. Bürgermeister Gerhard Müller fasste die Situation nochmals zusammen und machte bereits im Vorfeld deutlich, dass alle Alternativen ihre Tücken hätten. "Die Wunschlösung, die ganz oben steht, dass ein großer Linienbus Hochdorf anfährt, ohne Veränderungen oder Nachteile für die anderen Teilorte ist nicht möglich", so Müller, der zuvor zahlreiche Gespräche auch mit der RVS Regionalbusverkehr Südwest GmbH geführt hatte.

Simon Niemann von der RVS hatte in einer vorhergehenden Versammlung Lösungsmöglichkeiten präsentiert, die jedoch längere Fahr- und Wartezeiten für die Kinder der anderen Ortsteile bedeutet hätten (wir berichteten). "Die Aussage der RVS war, dass zusätzliche Busse nicht zur Verfügung stehen und auch derzeit nicht finanziert werden können", teilte Müller mit. Damit war klar, dass ohne den Einsatz eines zusätzlichen Busses die Auswirkungen auf die anderen Ortsteile nicht vermieden werden können.

Als sogenannte Alternative zwei stellte der Bürgermeister eine Mischlösung vor. Dabei soll der Kleinbus ab Erzgrube um 16.09 Uhr durch einen großen Bus ersetzt werden, auf den verbleibenden Kleinbuslinien sollen die Fahrten durch den Einsatz von Verstärkerbussen realisiert werden. "Hier muss jedoch der zweite Kleinbus, der als Verstärker eingesetzt wird, zum größten Teil von der Gemeinde finanziert werden", so Müller. Dies würde Kosten in Höhe von rund 3800 Euro bedeuten. Nochmals rund 4000 Euro zu Lasten der Gemeindekasse fallen für die Beförderung der Kindergartenkinder zwischen Besenfeld und Hochdorf an, für die die Gemeinde eine neue Linie einrichten muss. "Damit muss sich der Gemeinderat nochmals beschäftigen", so Müller.

Martin Rebstock (Vereinigter Seewald) wollte wissen, ob 2015 bessere Beförderungsbedingungen angeboten werden könnten. "Es gibt Bewegungen im Landkreis, die zeigen, dass wir hier im Raum etwas ändern müssen. Eventuell kann Hochdorf dann besser angefahren werden, hier bin ich zuversichtlich. Im Moment kocht es intern und auch im Landratsamt", so Simon Niemann von der RVS. Thomas Frey (VS) bat um frühzeitige Gespräche. "Bisher ist immer alles im Dunkeln gelaufen, daher sind wir auch immer zu spät dran und werden erst informiert, wenn der Fahrplan schon steht. Mir ist es wichtig, früh zu reagieren", erklärte Frey. "Es kann doch nicht sein, dass die RVS nur dort fährt, wo es lukrativ ist, und wir hier auf dem flachen Land ausbluten müssen", machte Jochen Bier (VS) seinem Unmut Luft.

Der gesamte Bereich finanziere sich rein über den Schülerverkehr, die wenigen "Jedermann"-Fahrer seien Premiumgäste, die es kaum gebe. Wirtschaftlich gesehen sei das nicht lukrativ, teilte Simon Niemann mit.

Thomas Frey forderte eine höhere Beteiligung des Landkreises. Die RVS am Hungertuch nagen zu lassen, könne ja auch keine Lösung sein. "Der Kreis finanziert sich aus der Kreisumlage, steigt diese, werden die Kommunen wieder stärker belastet", gab Bürgermeister Müller zu bedenken.

Uwe Funk (VS) wollte sichergestellt haben, dass sich Kinder, die auf ihren Anschlussbus nach Freudenstadt warten müssen, auch im Warmen aufhalten können. Das sei besonders im Winter wichtig. Müller sicherte zu, dass man dies mit der Grundschule organisieren könne.

Carmen Lehmann (Frauenliste) forderte mehr Kompromissbereitschaft in Seewald: "Ich bin nicht zufrieden mit der Lösung, man muss mehr aufeinander zukommen, sonst kommen wir auch künftig auf keinen gemeinsamen Nenner." Es müssten Kompromisse her und eine Lösung miteinander gefunden werden, auch wenn das heiße, dass jeder Abstriche machen müsse, so Lehmann. Bei einer Enthaltung stimmte der Gemeinderat mehrheitlich der Alternative zwei zu. Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember soll das Mischkonzept von Groß- und Kleinbussen laut Planung optimiert werden. Die RVS wird im Beschlussvorschlag aufgefordert, frühzeitig vor Beginn der Sommerferien 2015 ein Konzept zur verbesserten Beförderung vorzulegen. Außerdem soll sichergestellt sein, dass Schüler während der Wartezeiten entsprechende Aufenthaltsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen.

Gar nicht begeistert zeigten sich die anwesenden Eltern der Schüler aus Hochdorf nach der Sitzung. "Wir kommen uns echt verschaukelt vor, jedes Jahr heißt es, es gibt eine Lösung. Doch wir werden immer wieder vertröstet, das ist doch nicht fair", war zu hören.