Die Polizei sei grundsätzlich auf neue Situationen eingestellt. Foto: Seeger

Grundsätzlich auf neue Situation eingestellt. Opfer stehen im Mittelpunkt der Prävention.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Vorfälle sexueller Belästigung wie in Köln hat es im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen nicht gegeben.

Gleichwohl sei die Polizei alarmiert von diesem anscheinend neuen Phänomen, erklärte Michael Aschenbrenner, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, auf Anfrage. Nicht nur wegen der Vorfälle, sondern seit dem Zuzug von Flüchtlingen in die Erstaufnahmestellen und Region "haben wir grundsätzlich mehr Leute im Einsatz".

Wobei noch nicht abschließend geklärt sei, ob es sich bei den Tätern, die als junge Männer mit nordafrikanischem Aussehen und ohne deutsche Sprachkenntnisse bezeichnet wurden, tatsächlich um Asylbewerber handele. Dies müssten die Ermittlungen der Kölner Polizei noch klären. Gespannt wartet Aschenbrenner auf das Ergebnis der Untersuchungen.

"Im ersten Moment, als ich das gehört habe, habe ich gedacht: ›Hoppla, da bahnt sich etwas an‹", schildert der Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit der Polizeidirektion Tuttlingen seine Eindrücke, als er von den Vorfällen hörte. Andererseits, so schränkt er ein, "darf man nicht vorschnell urteilen". Die Polizei, so Aschenbrenner, sei jedenfalls in der gesamten Bundesrepublik auf die neue Situation eingestellt. Mehr Beamte als sonst werden während der Fasnet im Dienst sein. Allerdings nicht zu jeder Uhrzeit: "Nicht unbedingt um 5 oder 6 Uhr morgens".

Zwar sei die Situation "hochsensibel wegen der Fasnet", aber Aschenbrenner hält es aus verschiedenen Gründen nicht für wahrscheinlich, dass sich beispielsweise in Villingen in der Färberstraße Ähnliches ereignen könne. Köln sei eine Millionenstadt, während Villingen nur etwa 40.000 bis 50.000 Einwohner habe. In Köln seien an Silvester auch viele Fremde gewesen, um zu feiern.

"Die Leute in Villingen kennen sich und sind in Gruppen unterwegs." Letzteres empfiehlt der Polizeibeamte ausdrücklich: "In Gruppen unterwegs sein und nicht zu viel dem Alkohol zusprechen." Die Videoüberwachung in der Färberstraße habe sich bewährt und soll auch in diesem Jahr stattfinden. Trotz größerer Zahlen von Flüchtlingen in Erstaufnahmestellen und Gemeinschaftsunterkünften in Villingen meint Aschenbrenner: "Ich glaube nicht, dass sämtliche Flüchtlinge in Villingen auf einmal auf die Straße gehen."

Opfer im Mittelpunkt der Prävention

Wichtig sei es jetzt, die Hintergründe der Vorfälle in den Großstädten, außer in Köln gab es wohl noch in Hamburg und Stuttgart ähnliche Straftaten, zu erfahren und aufzuarbeiten. "Es ist die Frage, ob es Parallelen zu früheren Vorfällen gibt und ob es sich um ein gesellschaftliches Phänomen handelt." Dann seien, so Aschenbrenner, Psychologen und Gesellschaftswissenschaftler gefragt.

Es gelte, solche Vorfälle zu verhindern. Das ist nicht einfach. Obwohl die potenziell geschädigten Opfer im Mittelpunkt der Prävention stehen sollten, müsse, so Aschenbrenner, "klar sein, wer das Recht gebrochen hat." Es könne nicht sein, dass Frauen extrem aufpassen müssten, wenn sie sich im öffentlichen Raum bewegten. "Nicht zu viel trinken und nicht allein unterwegs sein", rät auch Polizeipsychologe Adolf Gallwitz potenziellen Opfern zur Fasnet. Außerdem sollte man sich Gedanken machen, was man tun wolle, wenn man in eine solche Situation gerate. "Auf dem Heimweg sollte man möglichst keine Kopfhörer tragen und Gruppen nicht mutig allein durchschreiten, sondern stattdessen sichere Wege suchen."

Gallwitz, der lange Zeit an der Hochschule für Polizei in Schwenningen unterrichtete, stellt in Frage, dass die Übergriffe an Silvester tatsächlich die ersten dieser Art in Deutschland waren. "Möglicherweise hätten frühere Opfer gesagt: "Das mit dem Handy zeige ich an, das andere nicht." Für Deutschland sei die Größenordnung der Überfälle allerdings neu. Positiv bewertet er, dass es zum ersten Mal gelungen sei, viele Opfer zu einer Aussage zu bewegen.

Grundsätzlich, so Gallwitz, spreche die Vorgehensweise für Täter aus dem arabischsprachigen Raum. "Das ist eine Eigenart der Menschen aus dem Maghreb, dass die selten allein unterwegs sind. Man begeht auch Straftaten zusammen." Das Muster sei typisch: "Eine Gruppe schützt und die andere begeht die Straftaten."