Sehr empfindlich sind Auerhähne und -hühner, wenn sie bei der Aufzucht des Nachwuchses gestört werden. Foto: dpa

Auerwild-Population im Schwarzwald geht immer mehr zurück. Auch Windkraftanlagen schrecken scheue Tiere ab.

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Vor 40 Jahren", erzählt Reinhold Mayer, Dezernent für den ländlichen Raum im Schwarzwald-Baar-Kreis, "hat es noch Auerwild in Tennenbronn und St. Georgen gegeben".

Doch die Population dieser Vogelart geht seither kontinuierlich zurück. "Gerade im mittleren Schwarzwald ist der Rückgang der Art gravierend" Mayer sieht mehrere Ursachen dafür, dass die empfindlichen Vögel in ihrer Fortpflanzung offenbar gestört werden. Momentan nisten sie noch im Gebiet Rohrhardsberg. "Wenn ein Mountainbiker zum Beispiel durch ein Gebiet fährt, in dem sie brüten, dann laufen die Küken weg und finden nicht mehr mit den Eltern zusammen."

Nach der aktuellen Frühjahrszählung des Landesjagdverbandes tummeln sich im gesamten Schwarzwald momentan nur noch zirka 250 Auerhähne und ähnlich viele Hennen. Als Ursachen für den Rückgang der Population erkennt unter anderem den Klimawandel und "die enorme Erschließung des Waldes", den Rückgang der Heidelbeeren und die Zunahme der Fuchspopulation. Auch die Erschließung von Wanderwegen und die Zunahme von Schneeschuhwanderungen zählen für den Experten mit zu den Ursachen. Windkraftanlagen sollten nicht in Brut- und Aufzuchtgebieten von Auerwild stehen, auch nicht in potenziellen. Momentan leben Auerhähne- und Auerhühner vor allem im Gebiet Rohrhardsberg.

Orkan Lothar hatte vor mehr als zehn Jahren zunächst für einen leichten Anstieg der Auerwildpopolation gesorgt. Seit drei Jahren ist ein gegenläufiger Trend zu beobachten, den der Landesjagdverband vor allem auf "zunehmende touristische Erschließung entlegener Waldgebiete durch E-Bike und Mountainbike, durch neue Natur- und Erlebnissportarten, Geocaching und neue Wintersportarten" zurückführt. Hinzu kämen Mountainbikerennen, Ultramarathons und Hundeschlittenrennen, die ohne Rücksicht auf Schutzgebiete und Wildtiere geplant würden. "Wir stimmen alle Aktivitäten mit dem Forstamt ab", erklärt Reinhold Mayer. Auch den neue Genießerpfad "U(h)rwaldpfad" im neuen Wanderparadies der durch das Gebiet Rohrhahrdsberg führt. Die Wandervorschläge seien vom Regierungspräsidium geprüft worden. "Die Touren sind alle mit dem Auerwildschutz abgestimmt worden".

Auerwild wird seit 1971 nicht mehr bejagt und galt in früheren Jahrhunderten als das Wild des Adels.

500 Auerhähne und Auerhühner werden im Schwarzwald benötigt, um die Population aufrecht zu erhalten. Doch Mayer meint, dass es nur Schätzungen gebe, die sich zum Beispiel von Trittsiegel und Kot orientieren. "Wir können bestätigen, dass die Population stetig zurückgegangen ist".