Die zunehmende Gewalt gegenüber Beamten macht der Polizei Sorgen. (Symbolfoto) Foto: dpa

19-Jähriger schlägt Polizisten "mit unglaublicher Brutalität" ins Gesicht und bricht ihm den Kiefer.

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Obwohl es so heiß ist, haben wir nicht mehr Unfälle und Schlägereien als sonst", sagt Michael Aschenbrenner. Mit einer Ausnahme: Die Gewalt gegen Polizeibeamte im Land hat am Wochenende bis jetzt unbekannte Dimensionen erreicht. "In Villingen-Schwenningen wurde ein Kollege schwer verletzt", berichtet Aschenbrenner.

"Dass man auf der eigenen Dienststelle was auf die Ohren kriegt, ist etwas Neues", meint Aschenbrenners Kollege Thomas Kalmbach. Der 19-jährige Täter, ein Deutscher, der mit einem osteuropäischen Dialekt sprach, schlug dem 52 Jahre alten Polizeibeamten auf der Wache "mit unglaublicher Brutalität" ins Gesicht, so dass der Kiefer des Polizisten gebrochen ist. Die Tatsache, dass der 19-Jährige das vor Zeugen, allesamt Polizeibeamte, tat, also bewusst in Kauf nahm, dafür bestraft zu werden, scheint unglaublich für Aschenbrenner und seine Kollegen.

Insgesamt gab es innerhalb von zwei Wochen mehrere Fälle von solcher Brutalität gegen Polizeibeamte im Land. In Ellwangen riss ein Täter einem Beamten fast das Ohr ab. Bei einem weiteren Vorfall in Oberndorf am 22. Juni fügte ein alkoholisierter 43-Jähriger einem Polizeibeamten Gesichts- und Kopfverletzungen zu. In Hechingen ging es um eine Unfallflucht, bei der die Polizei ermittelte. Ein 61-Jähriger und sein Sohn sollten zur Blutentnahme ins Krankenhaus und wiedersetzten sich mit Tritten und Schlägen. Die Beamten erlitten Prellungen. In Aldingen erhielt ein Polizeibeamter eine kräftige Ohrfeige, unter deren Folgen er leidet. "Das macht uns Sorgen", sagt Aschenbrenner. "Wir sind auch Bürgerpolizei und wollen nicht martialisch auftreten."

Nachdem die Gewalt gegen Polizeibeamte im 2013/2014 "relativ hoch" gewesen war, gab es 2014/2015 einen Rückgang.

Nur auf die heißen Temperaturen seit zwei Wochen mag Aschenbrenner den Anstieg der Brutalität aber nicht zurückführen. "Obwohl es so heiß ist, gab es weder extrem viele Schlägereien noch Unfälle", sagt er. Stichprobenartig wurden der 25. Juni, ein sehr kalter Tag, und der 2. Juli verglichen. Beides waren Donnerstage und es gab gleich viele Unfälle. Untersuchungen aus den USA legten jedoch einen Zusammenhang zwischen Hitze, Alkohol und mehr Kriminalität nahe.