Erika Faust freut sich auf weiße Weihnachten. Dann werden die Skier ausgepackt. Foto: Schück

Erika Faust, Chefin der Agentur für Arbeit, prophezeit goldene Zeiten für Suchende. Fachkräftemangel Problem.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Vor einem Jahr hat Erika Faust, Chefin der Agentur für Arbeit, eine gute Entwicklung des Arbeitsmarktes und einen Anstieg der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Jahr vorausgesagt. Das ist eingetroffen.

Die Arbeitslosigkeit war im November niedriger als vor einem Jahr. Und im nächsten Jahr, so prognostiziert die Expertin, wird sie erneut sinken. Mit 3,7 Prozent im Jahresdurchschnitt 2014 liegt die Arbeitslosenquote unter der des Vorjahres (3,9 Prozent). "Beschäftigung baut sich tatsächlich auf, mehr als sich in der niedrigen Arbeitslosenquote spiegelt", sagt Faust. Von November 2013 bis November 2014 gab es einen Rückgang der Arbeitslosen im Kreis um 38 Personen.

Langsamer vollzog sich die Entwicklung im Rechtskreis SGB II. Kaum Anstieg im Frühjahr, aber im Sommer machten sich die Krisenherde auf der Welt bemerkbar, die für weniger Exporte sorgten. "Als die Meldungen kamen, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal ins Minus abrutschen könnte, machte sich das wohl "psychologisch" bemerkbar.

Traditionell liegt der Schwarzwald-Baar-Kreis mit seinem Branchenmix etwas höher bei der Arbeitslosenquote als die Nachbarkreise. Diese ging im von der Medizintechnik geprägten Tuttlingen im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,5 Prozent zurück, während der Rückgang im gleichen Zeitraum im Schwarzwald-Baar-Kreis nur bei einem Prozent lag.

Deutlich weniger Arbeitslose gegenüber dem Vorjahresmonat, nämlich 7,7 Prozent, gab es im Kreis Rottweil.

Die Regionalprognose, die die Bundesagentur für Arbeit in Bezug auf die Arbeitslosigkeit in der Region im vergangenen Jahr gab, ist bestätigt worden Sie hatte einen Mittelwert von 8400 Personen ermittelt. Der Ist-Wert von Januar bis November liegt bei 8571 Personen. Die Regionalprognose für den Jahresdurchschnitt Beschäftigung in der Region wurde übertroffen, prognostiziert war ein Mittelwert   von 191 400 Beschäftigten, am 31. März waren es 191886 Beschäftigte. Zwei Drittel der Beschäftigten im Schwarzwald-Baar-Kreis sind, Stand März 2014, Fachkräfte, ein Drittel Hilfskräfte. Ein Drittel kommt direkt aus dem EU-Ausland. Um 2,3 Prozent ist die Zahl der Beschäftigten im Schwarzwald-Baar-Kreis gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen und lag im März 2014 bei 80826. Das sind 1800 mehr.

"8456 Menschen mit Migrationshintergrund, die meisten wohl aus der EU, waren im März 2014 im Schwarzwald-Baar-Kreis tätig", sagt Erika Faust.

Kunststofftechnik ist Besonderheit im Kreis

Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe sind die Beschäftigten im Schwarzwald-Baar-Kreis tätig. Mit 38,8 Prozent ist diese Gruppe am größten. "Metall und Elektroindustrie ist ein großer Teil", erklärt die Expertin für den Arbeitsmarkt. "Das Besondere im Schwarzwald-Baar-Kreis ist außerdem die Kunststofftechnik." Zuwachs bei den Beschäftigten gab es zum Stichtag 31. März in der Verkehrs-und Logistikbranche und bei der Zeitarbeit, ebenso in den Erziehungs- und Gesundheitsberufen.

Kurzarbeit spielte im laufenden Jahr eine eher untergeordnete Rolle. Ungefähr 1000 Beschäftigte in 80 Firmen und drei Landkreisen waren 2014 Kurzarbeiter. "Wir gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit im Jahr 2015 erneut leicht sinken wird", sagt Erika Faust. Ein großes Thema ist nach wie vor der Fachkräftemangel. Bei den Jugendlichen will die Agentur für Arbeit beginnen, wenn es darum geht, den Fachkräftebedarf zu decken. Berufsberater der Arbeitsagentur sollen zukünftig verstärkt an allen Schulen, auch den Gymnasien und in enger Zusammenarbeit mit den Lehrern präsent sein. 2016 ist landesweit die Einführung eines Berufswahlfaches vorgesehen.

Vor allem die Vorzüge der Dualen Ausbildung wollen die Berufsberater ins rechte Licht rücken. Mehr als 50 Prozent der Schüler besuchen ein Gymnasium, 90 Prozent von ihnen beginnen ein Studium. "Die Abbrecherquote ist aber sehr hoch", gibt Faust zu bedenken. "Hohe Bildung ist ein Wert, aber man sollte sich die Frage stellen, ob es unbedingt ein Studium sein muss. Viele duale Ausbildungsberufe sind sehr anspruchsvoll."

Gefragt sind vor allem Anlagenmechaniker und Kunststofftechniker im Schwarzwald-Baar-Kreis und grundsätzlich Berufe im Bereich Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung. Aber auch Verkehr und Logistik sowie die Gesundheitsbranche haben Bedarf. Bei den Jugendlichen will die Agentur für Arbeit beginnen, wenn es darum geht, den Fachkräftebedarf zu decken. Jugendliche sollten bedenken, dass die Karrierechancen bei Unternehmen im Schwarzwald oft größer seien als in den Ballungszentren. Zudem gebe es "tolle Angebote" für Familien in der Region. Außerdem verweist Faust auf Projekte wie die Anwerbung spanischer Fachkräfte und die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten, die gefördert werden, was das Thema Fachkräftemangel betrifft. Der gute Arbeitsmarkt bietet momentan auch Helfern Chancen auf einen Job. Erika Faust beobachtet außerdem, dass ältere Arbeitslose über 60 Jahre durchaus Chancen haben. Beispielsweise meldeten sich im September 415 Personen aus der Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit ab. Von diesen waren immerhin 14 über 60 Jahre alt. "Das heißt, auch bei den über 60-Jährigen geht was", sagt Erika Faust.

Die Auswirkungen der sogenannten Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren werden, so befürchtet Erika Faust, eher negativ für den Fachkräfte mangel sein. Zum Jahresende 2013 waren 6,9 Prozent der Beschäftigten im Kreis über 60 Jahre alt.

Im Bereich des gemeinsamen Jobcenters mit dem Landkreis könnte sich im nächsten Jahr "das Thema Asyl" auswirken.

Die Bedarfsgemeinschaften verringerten sich zum August 14 gegenüber dem Vorjahr geringfügig. Nach wie vor zu rechnen sei aber mit ungefähr 950 bis 1000 Alleinerziehenden pro Jahr. "Das ist ein Klientel, das schwer gut zu vermitteln ist", sagt die Leiterin der Agentur für Arbeit. Oftmals seien gut ausgebildete Frauen darunter.