EishockeyDer neue Schwenninger Coach über Münchens Ausscheiden, den Stand der Kaderplanung und seinen Wohnort Villingen

Die Tage als Co-Trainer bei Red Bull München neigen sich für den zukünftigen Coach der Wild Wings, Helmut de Raaf, dem Ende entgegen. Nach dem Viertelfinal-Aus der Bayern sitzt er gerade noch über dem Saison-Abschlussbericht. Aber immer mehr sind seine Gedanken nun auch bei seinem zukünftigen Arbeitgeber. Wir sprachen mit ihm über den Stand bei der Kaderplanung in Schwenningen, über seinen neuen Co-Trainer, die Vorbereitungszeit und seinen neuen Wohnort Villingen.

Herr de Raaf, zunächst eine Frage zum aktuellen Geschehen in den Play-offs. Warum ist das Münchner Team gegen Wolfsburg bereits nach vier Spielen im Viertelfinale ausgeschieden?

Wir haben gewusst, dass wir auf einen unangenehm zu spielenden Gegner treffen werden. Uns haben unterm Strich die Mittel und Lösungen gefehlt, dieses kompakte Wolfsburger Team zu knacken, auch wenn unsere Leistungen in den vier Spielen immer besser wurden. Auch haben uns zu viele wichtige Spieler in dieser Serie gefehlt.

Ist es ein großer Rückschlag für das Münchner Eishockey?

Nein, das denke ich nicht. Erstmals stand eine Münchner Mannschaft nach langer Zeit wieder im Viertelfinale. Der zweite Platz nach der Hauptrunde war bemerkenswert. Das Eishockey in München wird sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln, da bin ich mir sicher.

Sie schwenken nun gedanklich gleich um zu den Wild Wings?

Die Planungen mit den Wild Wings beschäftigen mich ja schon seit einigen Wochen. Nun werden die Gedanken darüber natürlich immer mehr. Aber zunächst werden wir hier in München noch ausführlich unsere Abschlussberichte und Analysen verfassen. Mein Vertrag läuft in München ja offiziell noch bis zum 30. April.

Wie oft haben Sie täglich Kontakt zu Wild-Wings-Manager Jürgen Rumrich?

Wir telefonieren jeden Tag ein Mal und sprechen die Dinge ab.

Sie werden nun auch einige Spieler selbst beobachten?

Ja natürlich, wobei der Schwerpunkt eher in den kommenden Wochen im Ausland liegt. Die Spieler in der DEL kenne ich ja bereits umfangreich.

Wie ist der Stand für die Kaderplanung bei den Wild Wings?

Die ersten zwei Monate waren geprägt davon, dass Jürgen Rumrich und ich den Markt sondiert haben, daraus auch die Spieler herausfilterten, die für uns sportlich interessant und vor allem für den Klub finanziell zu realisieren sind. Nun gehen die ersten Angebote raus. Es ist sicherlich ein Vorteil, dass wir bei den Planungen teilweise früh dran sind. Dies betrifft aber nicht die überdurchschnittlichen deutschen Spieler, die bereits bei anderen Vereinen unter Vertrag sind. Bei den ausländischen Spielern waren wir dagegen in der Zeit gut dran, nur warten diese nun auch ab, wie sich die Nachfrage nach ihnen entwickelt. Hier müssen wir geduldig sein und natürlich auch gute Überzeugungsarbeit leisten, um sie für den Eishockey-Standort Schwenningen zu begeistern.

Welches Anforderungsprofil stellen Sie und Jürgen Rumrich an den neuen Schwenninger Kader?

Wir suchen eine erfolgreiche Mischung aus jungen deutschen Spielern, die gute Perspektiven haben – und aus ausländischen Spielern, die Erfahrung besitzen und vor allem Führungsrollen gut ausfüllen können. Unsere Spieler sollen schnell und läuferisch gut sein. Jeder im Kader muss seine spezielle Rolle effektiv erfüllen.

Wird bei den Ausländern der Schwerpunkt wieder auf Nordamerika liegen?

So kann man das nicht sagen. Wir wollen auf jeden Fall ausländische Spieler haben, die bereits in Europa spielen und keine lange Anlaufzeit benötigen. Bei Spielern, die aus Nordamerika kommen und in Europa erstmals spielen, kann man eine längere Eingewöhnungszeit nicht ausschließen. Das kann für uns ein Nachteil sein.

Könnte es sein, dass die Wild Wings auch einen ausländischen Torhüter verpflichten?

Wir haben mit Dimitri Pätzold einen guten Torhüter unter Vertrag. Wir wollen uns auf allen Positionen verbessern. Ich schließe nicht aus, dass wir einen ausländischen Torhüter noch verpflichten, aber die Anforderungen in diesem Fall sind sicherlich von uns aus sehr hoch.

Wie ist der aktuelle Stand bei den Personalien Dan Hacker und Jon Matsumoto?

Wir sind mit beiden Spielern, die für uns nach wie vor interessant sind, über die Agenten in den Gesprächen.

Ist es richtig, dass Sie auch daran interessiert sind, Schwenninger Eigengewächse, wie zum Beispiel Jonas Schlenker und Kai Wissmann, die beide für Berlin spielen, zurückzuholen?

Ich denke, dass es immer eine gute Sache ist, eigene Spieler irgendwann wieder zurückzuholen. Bei den beiden Spielern könnte dies aber frühestens in einem Jahr sein. Kai Wissmann besucht in Berlin noch das Gymnasium – Jonas Schlenker hat noch ein Jahr Vertrag bei den Eisbären.

Wie sehen Sie die Zukunft in Sachen Kooperation mit dem EHC Freiburg?

Steigt Freiburg in die DEL 2 auf, wäre es eine optimale Geschichte. Kooperationen machen in meinen Augen vor allem dann viel Sinn, wenn beide Teams geografisch nicht weit auseinanderliegen. Ich hoffe, die Freiburger Verantwortlichen sehen es ähnlich.

Inwieweit steht bereits die Planung der Vorbereitung? Wird es auch ein Trainingslager geben?

In diesem Punkt sind wir schon weit. Wir planen fünf, sechs Vorbereitungsspiele in erster Linie gegen ausländische Teams. Ein Trainingslager wird es nicht geben. Wir werden viele neue Spieler haben. Sie sollen die Zeit auch dafür nutzen, sich auch privat gut in der Region einzuleben. Außerdem haben wir in Schwenningen ausgezeichnete Arbeitsbedingungen.

Ist es richtig, dass schon im Sommer Spielergruppen gemeinsam trainieren sollen?

Ja, es wäre optimal, wenn dies auch in Schwenningen mit den Spielern passiert, die schon frühzeitig wieder vor Ort sind. Ebenso werden wir einen neuen Athletik-Trainer installieren.

Petteri Väkiparta, mit dem Sie bereits bei den Jungadlern Mannheim zusammenarbeiteten, wird Ihr neuer Co-Trainer in Schwenningen?

Er ist weiterhin mein Wunschkandidat. Abschließende Gespräche wird es aber erst mit Petteri Väkiparta geben, wenn er in Finnland mit seinem Club die Play-offs beendet hat.

Haben Sie mit Ihrer Familie denn schon ein neues Zuhause hier in der Region gefunden?

(lacht). Ja, meine Familie und ich werden nach Villingen ziehen mit einem von dort aus relativ kurzen Anfahrtsweg zum Eisstadion. Ich finde die Region mit vielen Freizeitmöglichkeiten sehr attraktiv.

u  Fragen von Gunter Wiedemann und Michael Bundesmann