Schwarzarbeit gibt es in vielen Branchen – egal ob im Friseurhandwerk oder am Bau, um nur mal zwei Beispiele zu nennen. Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert

Die Coronapandemie hat die Schattenwirtschaft aufblühen lassen. Warum Forscher in diesem Jahr mit einem Rückgang der Schwarzarbeit rechnen.

Tübingen/Linz - Die Schattenwirtschaft hatte im vergangen Jahr einen Umfang von 338 Milliarden Euro und war fast so hoch im wie im Jahr zuvor. Wegen des Anstiegs der Arbeitslosigkeit sowie gesunkener Erwerbseinkommen durch die Coronapandemie florierte die Schwarzarbeit.

In diesem Jahr rechnen Forscher allerdings mit einem deutlichen Rückgang. Nach einer Analyse des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) und der Universität Linz dürfte die Schattenwirtschaft 2022 einen Umfang von rund 326 Milliarden Euro erreichen, was einer Abnahme um rund zwölf Milliarden Euro entspricht.

Gegenläufige Effekte von Mindestlohn und Minijobs

Den Rückgang führen die Forscher vor allem auf die wirtschaftliche Erholung nach der Coronapandemie zurück. Auch hätten die Pläne der Ampel-Koalition zur Erhöhung des Mindestlohns und der Ausweitung von Minijobs gegenläufige Effekte auf die Schattenwirtschaft. Der Prognose liegt fürs laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund drei Prozent zugrunde.

Der Mindestlohn, der auf zwölf Euro steigen soll, würde eine Zunahme der Schattenwirtschaft bedeuten, da Unternehmen versuchten, dem Mindestlohn durch mehr Schwarzarbeit zu entgehen, heißt es in der Analyse. Weil die Ampel-Koalition aber zugleich die Verdienstgrenze für Minijobs von 450 auf 520 Euro anheben will, müssten für mehr Beschäftigungsverhältnisse nur geringe Steuern und Sozialversicherungsabgaben geleistet werden. „Beide Vorhaben neutralisieren sich nahezu in der Wirkung auf die Schattenwirtschaft“, so die Forscher.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Entspannungssignale im Mindestlohnstreit

Darüber hinaus könnten die geplanten Zuschüsse für legale Haushaltshilfen die Schwarzarbeit vermindern. Berechnungen dazu seien aber nicht möglich, so das IAW.

Je nach Land ist die Schattenwirtschaft unterschiedlich. Deutschland gehört zu der Gruppe der Länder, in denen die Schattenwirtschaft abnimmt – vor allem wegen der günstigen Situation am Arbeitsmarkt. Insgesamt liegt das Verhältnis von Schattenwirtschaft und offiziellem Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland 2022 mit 8,7 Prozent deutlich unterhalb des Mittelwerts für 20 größere Industrieländer von 11,4 Prozent.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: „Wir haben Millionen von Arbeitsplätzen gerettet“

Unter den 20 ausgewählten Industrieländern liegen Griechenland und Italien mit über 20 Prozent vorn, am geringsten ist das Verhältnis der Schattenwirtschaft zum offiziellen BIP in der Schweiz mit 5,6 Prozent.