Ausgleichsmaßnahmen: Kammergruber stellt Praxis und künftige Möglichkeiten vor

Schramberg (sw). Sie stinken – aber nicht jedem, die Ziegen, die rings um Schramberg die Hänge offen halten. Eine Karte mit entsprechenden Flächen wo eine Ziegenbeweidung erfolge, wünschte sich Johannes Grimm (CDU) von der Stadtverwaltung. Zuvor hatte Abteilungsleiter Michael Kammergruber das Thema Ökopunkte und ökologische Ausgleichsmaßnahmen vorgestellt. Grimm sah die Beweidung mit Ziegen im Tal nicht auf die Zustimmung der Bevölkerung stoßen – "Das stinkt", sagte er. Die Geruchsbelästigung bestätigte indirekt zwar Tanja Witkoswki, hinter deren Haus ebenfalls die Ziegen weiden. Sie meinte indes, die Aussage Grimms gelte nicht für alle Bevölkerungsteile. Sie selbst finde die Ziegen "ganz nett – und den Gestank halten wir aus", meinte sie.

Hintergrund der Vorstellung der bislang erfolgten Ausgleichsmaßnahmen in verschiedenen Gebieten, die der Stadt gehören, den Pferschelwiesen in Waldmössingen sowie dem Weihermoos zwischen Sulgen und Aichhalden sind Möglichkeiten, künftig auch so genannte Ökopunkte außerhalb des jeweiligen Gebiets erwerben zu können, eine Überlegung vor allem auch der CDU-Fraktion.

Kammergruber berichtete von ökologischen Verbesserungen, so seien als Ausgleich für Baugebiete Sukzessionsflächen entstanden, Aufforstungen aus den 60er-Jahren zurückgenommen worden, um die Durchlüftung der Tallage zu verbessern und wertvolle Bereich wie Tümpel geschaffen worden.

Ziel, so Kammergruber, sei es bisher immer gewesen, die Maßnahmen in Schramberg durchzuführen, um vor Ort wieder Verbesserungen zu schaffen, die nicht nur dem Kleinklima, sondern auch der Erholung dienten.

Seit 2012 ist es mit einer neuen Ökokontoverordnung des Landes, die großräumige Landschaftsbereiche ermöglicht, möglich, den Ausgleich auch andernorts zu schaffen. Dies sei bislang nicht genutzt worden. Hier, so Oberbürgermeister Thomas Herzog, sei im Herbst eine Grundsatzentscheidung erforderlich, wie künftig vorgegangen werde.

Hier plädierte Josef Günter (SPD/Buntspecht) vehement dafür, "gemarkungsneutral" zu handeln und brachte auch Flächen von Landwirten in Tennenbronn mit ins Gespräch. Dort könne in Abstimmung mit den Eigentümern auch eine ökologische Verbesserung erzielt werden, denn in den Tälern gebe es viele Flächen, wo es schwierig sei, Leute zu finden, die diese bewirtschaften wollten, "deswegen sollte das Geld auch hier ausgegeben werden", meinte er. Dies unterstützte auch Tanja Witkowski, die meinte "Wir verbrauchen die Fläche und sollten sie auch wieder ausgleichen".

Auch in der Talstadt spreche man von einer Mindestflur, so Kammergruber, man könne nicht sicher stellen, dass Schäfer oder Ziegenbeweider "immer da sein werden", es könne auch sein, dass die Stadt einen Schafstall bauen müsse, um die Landschaft offen zu halten.

Vor einer Grundsatzentscheidung sah Clemens Maurer (CDU) noch viele Fragen, die geklärt werden müssten. Dazu gehörten auch Vergleiche zu anderen Kommunen und deren Praxis. Er sei sich nicht sicher, meinte er, ob Eingriffe in der eigenen Gemarkung ausgeglichen werden müssten, es könnten andernorts vielleicht auch bessere Maßnahmen erreicht werden, spekulierte er.

Jürgen Reuter wollte wissen, was die Stadt ein so genannter Ökopunkt nicht nur im Einkauf, sondern auf Dauer koste und ob es welche gebe, die nichts im Unterhalt kosten würden. Im Gegensatz zu Kammergruber, der den "mittleren Schwarzwald" als Gebietskulisse für eine mögliche Ausgleichsmaßnahme sieht, betonte er hingegen, es sei im gesamten Schwarzwald möglich – und so könne man auch leichter einkaufen.