Der Schweizer Electronic AG in Sulgen steht weiterhin Ärger ins Haus. Foto: Schweizer Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Zwischen der IG Metall und der Schweizer Electronic AG geht der Streit weiter / Resolution

Nach dem Warnstreik vergangene Woche ist bei der Schweizer Electronic AG der Teufel los. Vertrauensleute wurden abgemahnt und Gewerkschafter sprechen von einem "Klima der Angst".

Schramberg-Sulgen. Man könnte meinen, in den Fertigungshallen und Büros der Schweizer Electronic AG im Stadtteil Sulgen ist die Anarchie ausgebrochen. Dorothee Diem, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Freudenstadt, berichtete bei der Delegiertenversammlung in Dornhan vom Abbruch der Tarifgespräche mit den Vorstandsvorsitzenden der Firma Schweizer (wir berichteten). Seither sei die Stimmung in der Belegschaft "explosiv". Vier IG-Metall-Vertrauensleute hätten im Vorfeld des Warnstreiks ein Merkblatt zum Verhalten von Vorgesetzten im Falle eines Warnstreiks an Schweizer-Führungskräfte verteilt. Dies habe den Vorstand dazu veranlasst, die Vertrauensleute abzumahnen und die Gesprächszeit vom Lohn abzuziehen. Von einer Kultur "über alles Reden zu können" sei man quasi lückenlos in einen kriegsähnlichen Zustand gewechselt, meint Diem auf Nachfrage.

Das sagt der Vorstand

Der Vorstand hingegen betont auf Nachfrage unserer Zeitung, dass sich auch gewerkschaftlich organisierte Betriebsräte "an Recht und Gesetz" halten müssten. "Dazu gehört, nicht während der Betriebstätigkeit Arbeitskampfmaßnahmen durchzuführen oder vorzubereiten."

Die Fronten zwischen der IG Metall und dem Schweizer Vorstand um die Vorsitzende Maren Schweizer, die Insidern zufolge in Asien weilt, scheinen verhärtet. Das Kräftemessen scheint auf die Mitarbeiter und Führungskräfte überzugehen. Davon jedenfalls berichtet Gewerkschaftssekretär Stefan Kirschbaum. "Der Vorstand in seiner Gesamtheit handelt aktuell ohne Sinn und Verstand, forciert über Vorgesetzte die Spaltung der Belegschaft." Die Beschäftigten würden regelrecht gegeneinander aufgehetzt. Die IG Metall sieht gar den betrieblichen Frieden gefährdet.

Der Schweizer-Vorstand schiebt den schwarzen Peter der IG Metall zu: Das Unternehmen habe kein Interesse daran, mit einer auf Konflikt und Chaos ausgerichteten Minderheit von Gewerkschaftsmitgliedern Gespräche zu führen. Die Gewerkschaft könne keinen Beitrag zum Erhalt von Unternehmen oder der Sicherung eines Standorts leisten. Schweizer und die überwiegende Zahl der Mitarbeiter hätten jedoch genau daran Interesse und brächten sich in diesem Sinne ein.

Aufsichtsrat soll eingreifen

Die IG Metall sieht nun den Aufsichtsrat gefordert, der dem Treiben tatenlos zusehe. Unter der Schlagzeile "Demokratie endet nicht am Werkstor" hat die IG Metall eine Resolution verfasst, in der sie zur Solidarität mit den von der Abmahnung betroffenen vier Vertrauensleuten aufruft und den Vorstand der Schweizer AG auffordert, die Tarifgespräche mit der Tarifkommission wieder aufzunehmen.

Schweizer kontert: "Die im Grundgesetz festgelegte Tarifautonomie erlaubt es auch, keine Tarifverträge abzuschließen."