Großes soll mit Schrambergs ehemaligem Krankenhaus geschehen, war gestern großen Sitzungssaal zu hören. Von links: Peter Züllig und Ernst Gnädinger von der Schweizer Camedi Holding, OB Thomas Herzog und Wirtschaftsförderer Uwe Weisser. Foto: Göker Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadt verkauft Immobilie an Schweizer Camedi Holding AG / Für Oktober Baubeginn in Aussicht gestellt

Von Martin Göker Schramberg. Einstimmiger Beschluss am Donnerstagabend in nichtöffentlicher Sitzung des Gemeinderats: Die Stadt Schramberg verkauft ihr ehemaliges, leerstehendes Krankenhaus an die Schweizer Camedi Holding AG.Diese Investorengruppe, so war am gestrigen Freitag in einer Pressekonferenz im Schramberger Rathaus zu erfahren, will nach eigenem Bekunden die Gebäude in ein so genanntes "Vier-Sterne-Urlaubs- und Gesundheitsresort" umbauen. Das Gut Berneck hingegen bleibt im Eigentum der Stadt Schramberg.

Über den Kaufpreis, den die Stadt von den Schweizer Investoren bekommen soll, wurde Stillschweigen vereinbart, sagte Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog. Er sprach von "einer Chance, die Immobilie zu erhalten". Deren Veräußerung bedeute eine Entlastung des städtischen Haushalts. "Wir haben keine Abbruchkosten und schaffen eine höhere Attraktivität für die Stadt", fügte er hinzu.

"Wir waren heute bereits beim Notar und haben erste Entwürfe für einen Kaufvertrag besprochen. In vier bis fünf Wochen wollen wir den Vertrag unterzeichnen". Dies berichtete der städtische Wirtschaftsförderer Uwe Weisser.

Die Camedi Holding AG will, so konnte man gestern außerdem hören, sage und schreibe 60 Millionen Euro in das Projekt investieren, wobei die Finanzierung übrigens gesichert sei, wie der in Schramberg wohnende und für das Projektmanagement zuständige Ernst Gnädinger, einer der fünf Vertreter der Camedi, auf Anfrage des Schwarzwälder Boten versicherte.

Im Oktober diesen Jahres, so Ernst Gnädinger weiter, wolle man mit den Bauarbeiten beginnen. Nur die Gebäudehülle bleibe stehen. Es werde alles entkernt und völlig neu aufgebaut, versicherte Gnädinger.

Und Folgendes stellt Camedi in Aussicht: In einem Verbund sollen ein Hotel, ein ärztlich geleitetes Therapiezentrum und eine Spa-Wellnesslandschaft entstehen. Das "Resort" beinhalte rund 130 Zimmer mit unterschiedlicher Größe und Klassifizierungen, ein Restaurant sowie Konferenz- und Veranstaltungsräume. Aus dem ehemaligen Personalwohnheim werde ein Appartementhaus für Gäste, die einen längeren Aufenthalt im "Resort" planen.

Der Wellness-, Spa- und Therapiebereich mit Saunalandschaft umfasse rund 2500 Quadratmeter und werde auch "für die regionale Bevölkerung und andere Gäste Schrambergs" geöffnet sein. Die Investorengruppe gehe von rund 30 000 Übernachtungen jährlich aus, was einer Auslastung von 60 Prozent entspreche. Das sei keine klassische Hotelanlage, sondern eben ein "Resort", so die Auskunft von Peter Züllig, der bei der Camedi Holding für Finanzen und Investment zuständig ist. Er gebrauchte Begriffe wie Urlaub, Revitalisierung und Prävention. Peter Züllig: "Wir brauchen ein breites Spektrum, um internationale Gäste nach Schramberg zu bekommen".

Und noch weiteres verspricht die in Hergiswil bei Luzern am Vierwaldstättersee beheimatete Camedi Holding: Angeblich rund 160 Arbeitsplätze würden in Schramberg geschaffen, die "nicht durch externe, sondern im wesentlichen durch die heimische Bevölkerung" besetzt werden könnten. Ebenso seien "Partnerschaften mit einheimischen Firmen, Unternehmen und Dienstleistungsanbietern" möglich.

Bekanntlich hatte die Stadt Schramberg die Krankenhausimmobilien im Oktober 2012 von der Helios-Klinik Rottweil übernommen. Und die Camedi Holding, die übrigens nicht nur im Schweizerischen Hergiswil tätig ist, sondern auch in Schramberg, Erhard-Junghans-Straße 22, ihr "Projektbüro Deutschland" unterhält, wurde nach Auskunft von Ernst Gnädinger vergangenes Jahr im Januar gegründet, eben mit dem Ziel, besagtes Projekt in Schramberg in Angriff zu nehmen.

Von Edgar Reutter

Eine "heiße Spur" bis zum Sommer hat OB Thomas Herzog kurz vor der Fasnet zur künftigen Verwendung des Krankenhaus-Areals gelegt. Und schwupps, schneller als gedacht, ist die Katze aus dem Sack und das Problem wohlgefällig gelöst. Nobelurlauber aller Länder aufgepasst: eine eidgenössische Holding vom Vierwaldstätter See will die Schramberger den Duft der großen weiten (und reichen?) Touristik-Welt schnuppern lassen. Ein Nobelhotel mit Wellness und allem Pipapo soll künftig am Bühle thronen und die Feriengäste verzücken. Die Adresse Parktorweg 10 klingt ja schon mal gut, fast wie die Schlossallee beim Monopoly. Der Stadt gilt ein Glückwunsch, wenn es gelingt, das Projekt in trockene Tücher zu bringen. Wünschen darf man sich aber auch, dass es keine Luftnummer wird, wie seinerzeit das Reichert’sche 70-Millionen-Hotel auf dem Sulgen.