Vorstandssprecher Udo Schlipf (stehen. Mitte) erläutert den Waldmössinger Volksbank-Mitgliedern die Notwendigkeit strategischer Zusammenschlüsse. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Volksbank: Schramberger Vorstand erläutert Mitgliedern Notwendigkeit zum Zusammenschluss mit Tuttlingen

Von Lothar Herzog

Wenn die Volksbanken Schwarzwald-Neckar und Donau-Neckar bei den Vertreterversammlungen am 22. und 29. Juni zur Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar verschmelzen, wird es nicht die letzte Fusion gewesen sein.

Schramberg-Waldmössingen. Dies bestätigten die Schramberger Vorstände Rainer Fader und Udo Schlipf bei einer außerplanmäßigen Mitgliederversammlung im Gasthaus "Kreuz" in Waldmössingen, bei der sie Überzeugungsarbeit leisteten. Gleich zu Beginn stellte Schlipf klar, dass er und Fader die Mitglieder nicht überreden, sondern überzeugen wollten. Aus Erfahrung werde großen Wert auf Diskussionen gelegt. In einer kleinen Runde könnten Ängste und Bedenken hinterfragt werden, die sonst zu kurz kämen.

Es tue sich etwas in der Bankenlandschaft. Derzeit seien in Deutschland 151 Fusionstermine reserviert. Der Grundauftrag der Genossenschafts- und Raiffeisenbanken vor 150 Jahren sei gewesen, Unternehmen und Privatpersonen mit Geld zu versorgen. Das Bankengeschäft verändere sich jedoch rasant und nachhaltig und nehme an Geschwindigkeit zu. Dieser Entwicklung könne man sich nicht entziehen, aber zu eigenen Gunsten gestalten.

Die anhaltende Niedrigzinsphase, steigende Eigenkapitalanforderungen und ständig zunehmende Regulatorik mache es kleinen und mittleren Geldhäusern zunehmend schwerer, ihre Strukturen vor Ort in der Region zu erhalten. Eine Fusion sei immer dann richtig, wenn sie auf Augenhöhe geschehe, partnerschaftlich und gleichberechtigt. Man dürfe nicht das Gefühl haben, dass man nur gebe. Das habe schon bei den ersten Gesprächen, die es gegen Ende 2015 gegeben habe, mit der Volksbank Donau-Neckar gepasst, bekräftigte Schlipf.

Nach Aussage von Fader arbeiteten die beiden Banken bereits seit mehreren Jahren partnerschaftlich zusammen. Aber jede Kooperation stoße irgendwann an ihre Grenzen. Während die Volksbank Schwarzwald-Neckar den Schwerpunkt der Kundengeschäfte in der Autozuliefererbranche habe, dominiere bei der Volksbank Donau-Neckar die Medizintechnik.

Die nächste Wirtschaftskrise werde kommen und dann sei es wichtig, breit aufgestellt zu sein. Man habe die Zahlen beider Geldhäuser auf den Kopf gestellt und gesucht, wo die größten Synergieeffekte vorhanden seien. Diese setzten sich aus vielen Stellschrauben zusammen: Personaleinsparung durch Fluktuation und in der Produktion durch Standardisierung.

Der größte Knackpunkt sei jedoch das Rechenzentrum, an das für jedes Konto Geld bezahlt werden müsse, so Fader auf Anfrage. Die Volksbank Schwarzwald-Neckar brauche pro Jahr 170 Personentage für die Bewältigung der gesetzlichen Vorgaben. Bei einer Fusion wären es insgesamt maximal nur noch 230 Tage. Durch den Zusammenschluss beider Geldinstitute bleibe man weiterhin regional vor Ort und es sei zudem möglich, anstatt bisher Kredite in Höhe von bis zu drei Millionen Euro künftig bis zu zehn Millionen Euro zu vergeben.

Komme die Fusion nicht zustande, sei andererseits die Gefahr von Filialschließungen deutlich größer, gab Fader zu bedenken. Gabriele Scheurenbrand, Betreiberin der Landmetzgerei Heinzelmann in Fluorn, wollte wissen, wohin die Gewerbesteuer der künftigen Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar fließt. Diese, so Fader, werde aus der Lohnsumme der Volksbank-Mitarbeiter vor Ort ermittelt.

Sie, so Scheurenbrand weiter, habe schon einige Fusionen miterlebt. Sie frage sich, wann über die nächste geredet werde. Wenn sie auf die Karte der Bankenlandschaften blicke, sehe sie gute Chancen für weitere Verhandlungen auf Augenhöhe, nahm die Geschäftsfrau den Vorständen die Antwort praktisch vorweg. "Sie sind eine Strategin", lobte Schlipf anerkennend. Er, so Schlipf, sehe nur Vorteile einer Fusion. Dennoch würde er gerne wissen, wer dagegen sei, wenn heute darüber abgestimmt werden müsste. Lediglich ein Mitglied streckte die Hand in die Höhe.