Hans Kaiser, ehemaliger Direktor der Junghans Feinwerktechnik wird 80 Jahre alt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Geburtstag: Früherer Junghans-Feinwerk-Direktor Hans Kaiser wird heute 80 / Als Chef überaus beliebt

Von Carsten Kohlmann

Fast ein Jahrhundert lang haben mehrere Mitglieder der Familie Kaiser für die Uhrenfabrik Junghans gearbeitet und als Spezialisten für Zünder die wehrtechnische Entwicklung des Traditionsunternehmens maßgeblich geprägt.

Schramberg. Hans Kaiser, der von 1984 bis 1998 die Junghans Feinwerktechnik aufbaute, wird heute 80 Jahre alt.

Das Berufsleben des Jubilars stand von 1954 bis 1998 fast vollständig unter der berühmten Firmenmarke mit dem Stern, in dessen Mitte der Buchstabe "J" seit mittlerweile über 150 Jahren für Spitzenleistungen in der Uhren- und Wehrtechnik steht.

Wie kaum eine andere Führungskraft repräsentierte er mit seinem Berufsethos die mit der Firmenmarke verbundenen Werte wie die Bereitschaft zu höchster Präzision und größter Qualität bei den Produkten, aber ebenso die Bereitschaft zu sozialer Verantwortung für die Mitarbeiter und zu enger Verbundenheit mit der Heimat des Unternehmens, für das er sich in der Diehl-Gruppe immer eingesetzt hat. Gegenüber seinen Mitarbeitern folgte er dem bei Junghans bewährten Grundsatz der "Führung durch persönlichen Kontakt" und war dadurch näher bei den Menschen als viele andere Manager. Seine Lebensleistung wurde von Ministerpräsident Erwin Teufel zu seinem 40-jährigen Firmenjubiläum am 6. Mai 1994 mit der Stauffer-Medaille des Landes Baden-Württemberg gewürdigt.

Hans Kaiser wurde am 27. April 1936 als Sohn des Uhrmachers Karl Kaiser (1873 bis 1952) und seiner zweiten Ehefrau Emilie Kaiser (1898 bis 1976) in Schramberg geboren und ist im so genannten "Beamtenbau" in der Schillerstraße aufgewachsen, der 1919 für leitende Angestellte von Junghans gebaut worden war. Sein Vater stammte aus Höchenschwand im Südschwarzwald und war 1891 zunächst zur Hamburg-Amerikanischen Uhrenfabrik (H.A.U.) nach Schramberg gekommen. Ab 1908 wirkte er bei Junghans an der Konstruktion der ersten mechanischen Kanonenzünder mit, durch die das Unternehmen im Ersten Weltkrieg zum Rüstungsbetrieb wurde.

Auch das Berufsleben seines älteren Bruders Paul Kaiser (1905 bis 1993) war der Wehrtechnik gewidmet, insbesondere als enger Mitarbeiter von Helmut Junghans (1891 bis 1964) im Zweiten Weltkrieg, aber auch später wieder, nachdem sich die Bundesrepublik Deutschland zur Wiederbewaffnung entschlossen hatte. In Schramberg war die Familie deshalb unter dem Namen "Zünder-Kaiser" bekannt.

In der Tradition seiner Familie machte auch Hans Kaiser von 1952 bis 1954 bei Junghans eine Berufsausbildung zum Kleinuhrmacher, an die sich ein Studium der Feinwerktechnik an der Staatlichen Ingenieurschule in Furtwangen anschloss. Von 1960 bis 1964 arbeitete er bei Junghans als junger Ingenieur in der Entwicklungsabteilung von Günther Glaser (1912 bis 2003) mit und sammelte von 1964 bis 1967 auswärtige Berufserfahrungen als Betriebsleiter im Bergischen Land. Nach seiner Rückkehr wurde er 1967 mit der Entwicklung und später auch mit der Fertigung der als "Laufwerke" bezeichneten Zünder beauftragt, für die ab 1978 in Dunningen-Seedorf ein neuer Produktionsstandort aufgebaut wurde. Zur Wehrtechnik hatte er in Diskussionen, denen er nicht aus dem Weg ging, immer eine klare Position: "Ein demokratischer Staat kann seine Souveränität nur mit einer bestimmten physischen Stärke untermauern."

1963 verheiratete sich Hans Kaiser mit der Krankengymnastin Ingeborg Schilling aus Mannheim und zog mit ihr 1968 nach Königsfeld, wo das Ehepaar auch heute noch wohnt. Der Ehe wurden die beiden Kinder Kristin Kaiser (1964 bis 1998) und Marcus Kaiser geschenkt.

1984 wurde Hans Kaiser die Leitung des eigenverantwortlichen Bereiches Junghans Feinwerktechnik der Diehl GmbH & Co. übertragen, der von Ende der 1980er- bis Anfang der 1990er-Jahre zeitweise fast 1400 Beschäftigte hatte. Die kriselnde "Uhr" wurde damals von der "Feinwerktechnik" mitgetragen. In dieser Zeit erreichte das Unternehmen den Durchbruch auf dem Markt in den USA und stieg zum Weltmarktführer für Zünder auf. Parallel vollzog sich der Wandel vom mechanischen Zünder zum Zünder mit elektronischen Komponenten. Die nach dem Ende des Kalten Krieges rückläufigen Aufträge bereiteten der Firma und ihrem Direktor große Probleme und machten einen Personalabbau erforderlich, um dem Unternehmen wieder eine stabile Größe zu geben, so dass Ende der 1990er-Jahre noch 550 Mitarbeiter übrig blieben.

In seinen letzten Berufsjahren stellte Hans Kaiser die Weichen für die Zukunft des Unternehmens mit strategischen Allianzen und technischen Kooperationen, da er erkannt hatte, dass in der Wehrtechnik nur leistungsfähige Großbetriebe mit entsprechender Finanzkraft überleben werden.

Unter seinem Nachfolger Gerhard Nowicki wurde die Junghans Feinwerktechnik dann 1999 als GmbH in eine selbstständige Unternehmenseinheit innerhalb der Diehl-Stiftung umgewandelt und 2007 nach der zuvor erfolgten Konzentration in Dunningen-Seedorf in Junghans Microtec GmbH umbenannt, mit der Kaiser auch im Ruhestand in Kontakt geblieben ist.

Kritisch beobachtet er die Entwicklung des Gewerbeparks Junghans und kann nach wie vor nicht verstehen, dass dort 2008 das erhaltenswerte "Direktionsgebäude" gedankenlos abgerissen wurde, in dem er seinen Arbeitsplatz hatte.

Auch von seinem Wohnort Königsfeld aus ist der gebürtige Schramberger stets ein treuer Freund seiner Heimatstadt und ihrer Bürger geblieben und unterstützt seit vielen Jahren die Arbeit des Stadtarchivs und Stadtmuseums zur Erforschung und Darstellung der Firmengeschichte. Seine Heimatstadt und ihr Traditionsunternehmen Junghans haben ihm viel zu verdanken.