Neuinländerstammtisch diskutiert Wege für besseres Miteinander / Viele bleiben von Wahlen ausgeschlossen

Von Christoph Ziechaus

Schramberg. Nur miteinander Sprechen und Tun führt zu besserer Integration, deshalb sollte in Schramberg über den Stammtischrand geblickt und gehandelt werden.

Diese Meinung vertraten die Gäste des wiederbelebten "Neuinländerstammtischs" in Schramberg. Die Podiumsgäste und Zuhörer der Diskussionsrunde im Foyer im Schloss Schramberg waren sich darin einig, dass "mehr Dialog und Kennenlernen" zu einem guten Zusammenleben in der Stadt führen können.

Sie fühle sich als "Türkenschwob" längst integriert, obwohl ihr "das Wahlrecht entzogen ist", erklärte die Arzthelferin Burcu Bildircin. Sie sei hier geboren, zur Schule gegangen, und ihre Heimat sei Schramberg. Der Aufwand für die doppelte Staatsbürgerschaft sei viel zu hoch, deshalb sei ihre Tochter Deutsche.

Nur eine Minderheit der etwa 578 türkischen Staatsbürger in Schramberg habe die Staatsbürgerschaft gewechselt, meinte Aydin Özisik, der ebenfalls in Schramberg geboren und aufgewachsen ist und kürzlich zum Vorsitzenden des türkischen Elternvereins gewählt wurde. "Ich arbeite und fühle mich nicht als Gastarbeiter, denn ich lebe schon immer hier", betonte der 40-Jährige. Er erfülle, wie viele andere, seine Pflichten, werde aber von der Mitbestimmung ausgeschlossen.

Das kommunale Wahlrecht gelte für EU-Ausländer, aber nicht für Bürger aus Drittstaaten, hatte Schrambergs Alt-OB Herbert O. Zinell die rechtliche Situation geklärt, bei der man große Teile der Bevölkerung ausschließe. Ob für eine Verfassungsänderung eine Zweidrittelmehrheit zu finden ist, sei unklar, aber das Land werde sich an einer Initiative von Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein beteiligen. Hans Jörg Fahrner vom SPD-Ortsverein verwies auf die Forderung des SPD-Landesparteitags, dauerhaft in Deutschland lebenden Bürgern auch aus Drittstaaten das aktive und passive Kommunalwahlrecht zu geben. "Viele EU-Staaten haben das längst eingeführt, und wir sollten gesellschaftliche Veränderungen anerkennen", so Fahrner. Das Wahlrecht helfe bei der Integration und könne die Entwicklung von Parallelgesellschaften vermeiden.

Zur abschließenden Gesprächsrunde am Stammtisch gab es türkische Spezialitäten und französischen Rotwein.