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Schramberger Kleidlesträger und hunderte Zuschauer feiern den Abschied von der fünften Jahreszeit.

Schramberg - "Die hoorig Katz wird langsam alt", verkündete Zunftmeister Michael Melvin, und so wurde die Schramberger Fasnet gestern auf dem Rathausplatz mit Brezelsegen und Tanz verabschiedet.

Bunt, laut und fröhlich ging es gestern noch über zwei Stunden lang auf dem Schramberger Rathausplatz zu. Bis in die Abenddämmerung tanzten Kleidlesträger und Zuschauer gemeinsam zu den Klängen der Stadtmusik. Eröffnet wurde der Abschied der fünften Jahreszeit pünktlich um 16 Uhr als die Hansel, Narros, Brüele und Bach-na-Fahrer zum Brezelsegen aus dem besetzten Rathaus strömten. Zum Narrenmarsch der Stadtmusik unter Leitung von Meinrad Löffler wurde wild gehüpft und lauthals aufgesagt, um die letzten Leckereien von den Hästrägern zu ergattern, bevor morgen um elf Uhr der Rathausschlüssel wieder zurückgegeben werden muss und die Fasnet damit offiziell beendet ist.

In seiner Abschiedsansprache lobte Zunftmeister Michael Melvin sämtliche Beteiligte der diesjährigen Schramberger Fasnet. "Die fünfte Jahreszeit geht zu Ende, und wir sind traurig", erklärte er mit vom Feiern heiser gewordener Stimme. Nun müsse man noch 382 Tage bis zur nächsten Fasnet warten, die im nächsten Jahr erst sehr spät stattfindet. Fasnetssamstag ist dann der 1. März. "So können wir dann zwei Monate lang Fasnet feiern", freute sich Melvin über dieses späte Datum. Zuletzt sei die Fasnet im Jahr 1943 so spät gewesen.

Er gab einen kurzen Rückblick über die vergangenen Fasnetstage. "Grandios" sei es gewesen. Bei Kaiserwetter waren beim diesjährigen Hanselsprung gut 800 Kleidlesträger unterwegs. Er lobte die Teilnehmer der traditionellen Da-Bach-na-Fahrt, die zur Erleichterung aller wieder auf der Schiltach und nicht – wie im Jahr zuvor – auf der Straße stattgefunden habe, und die Wagenbauer, die beim Umzug am Montag die Hauptstraße belebt hatten. Das alles war musikalisch traditionell von der Schramberger Stadtmusik begleitet worden, in der Melvin besonders Hermann Kimmich hervorhob, der der Kapelle seit 60 Jahren angehört. "Wie oft der schon den Narrenmarsch gespielt hat, das will man sich gar nicht vorstellen", witzelte der Zunftmeister.

Zuletzt galt sein Dank dem Oberbürgermeister. "Unser OB Thomas Herzog ist ein absoluter Fasnetsnarr", freute sich Melvin. Herzog, das entmachtete Stadtoberhaupt, wird am heutigen Aschermittwoch den Schlüssel zum Rathaus zurückerhalten und sein Amt wieder antreten.

Zuletzt wies der Zunftmeister auf die letzte Großveranstaltung des Abends, den Rattenball des alternativen Elferrates, hin. Es sei sozusagen eine Pflichtveranstaltung für alle. Man müsse noch einmal in die "Schöne Aussicht zu Frau Kaiser" gehen, denn man wisse ja nicht, ob nicht durch den ganzen Schramberger Fasnetsrabatz der Hang am Schlossberg wieder in Bewegung kommen könnte um alles unter sich zu begraben.

Als es dunkel wurde und alle Brezeln verteilt waren, machten sich die Narren und die Zuschauer auf den Weg. Wahrscheinlich, um noch ein letztes Mal in die "Schöne Aussicht" zu gehen.