So wie das ehemalige Haas-Gelände heute aussieht, sollte es auch nicht bleiben. Foto: Fritsche

Vorbereitungen für Zehn-Millionen-Projekt kommen gut voran. Einige Anwohner sind gegen die Lage.

Schramberg - Trotz der einhelligen Zustimmung des Gemeinderats zum Bau eines medizinischen Versorgungszentrums auf dem ehemaligen Haas-Gelände zwischen Lauterbacher und Tösstraße formiert sich Widerstand von einigen Anwohnern gegen den Standort.

In der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag, den 26. März, hatte Alexander Bechtler von der Fachanwaltskanzlei Hahne, Fritz, Bechtler und Partner aus Gießen das Konzept vorgestellt. In der öffentlichen Sitzung saß auch Hans-Jürgen Kracht, als Eigentümer eines Hauses in der Lauterbacher Straße ein "Angrenzer" des Haas-Geländes. Kracht hatte "die Vorstellung des Projekts entsetzt zur Kenntnis genommen". In den Wochen danach schrieb er mehrere Briefe: Einen Leserbrief an den Schwarzwälder Boten und einen an Rechtsanwalt Bechtler, mit gleichlautenden Kritikpunkten: Unter anderem Verschattung, Überfrachtung der Anliegergebäude durch die Höhe, Verschlechterung der Verkehrs- und Parkplatzsituation, längere Wege für die Patienten durch Zentralisierung von Ärzten, Missachtung der Empfehlungen des Stadtentwicklungsprogramms 2020. Die hätten nämlich einen Parkplatz oder eine Grünanlage für das Haas-Gelände vorgesehen. Auch sei der Boden wahrscheinlich teilweise verseucht. "So ein Projekt würde besser auf den Schweizer-Parkplatz passen", meint Kracht und deutet an, dass er und weitere Anlieger auch zu einer Klage gegen das Projekt bereit wären. Kracht moniert auch, dass die Anlieger im Vorfeld nicht informiert worden und auf der Gemeinderatsitzung keine Fragen erlaubt gewesen seien.

Solche Vorwürfe weist das Rathaus zurück: Erstens seien nach der Sitzungsordnung Bürgerfragen immer nur am Beginn der Sitzung unter Tagesordnungspunkt 1 erlaubt, danach nicht mehr. Zweitens wäre das Konzept des Vorhabens vorgestellt worden, ein Modell, wie es aussehen könnte. Danach komme ein Baugesuch, das ein Baugenehmigungsverfahren anstieße, das dann Angrenzeranhörungen vorsehe. "Ein Beteiligung und Anhörung der Angrenzer im Vorfeld macht keinen Sinn", erklärt Fachbereichsleiter Uwe Weisser. Zuerst müsse ein Vorschlag auf den Tisch, dann könne man darüber diskutieren. Und drittens sei das Haas-Gelände immer als Entwicklungsfläche gedacht gewesen, eine Nutzung als öffentlicher Parkplatz wäre nie endgültig verabschiedet worden. "Auch das Stadtentwicklungsprogramm 2020 hat den Platz als Entwicklungsfläche auserkoren", sagt Weisser. Zur Parkplatzsituation erinnert er daran, dass noch bis 1995 am dortigen Standort 200 Mitarbeiter tätig gewesen wären, die meisten mit eigenem Fahrzeug,.

Parallel zum Schlagabtausch zwischen Angrenzer Kracht, Rathaus und den Projektentwicklern aus Gießen kommen die Vorbereitungen für den Bau des Ärztehauses planmäßig voran. "Die Med-Zentrum Schramberg GmbH und Co KG als Bauherr ist inzwischen gegründet worden, das Eigenkapital ist grundsätzlich da, die Mietverträge werden zur Zeit ausgehandelt und dürften bis nach den Sommerferien vorliegen", berichtet Rechtsanwalt Bechtler.

Geschäftsführer der Med-Zentrum Schramberg wird Andreas Bednorz, bereits Geschäftsführer der Ideenwelt Gesundheitsmarkt GmbH & Co. KG in Gießen. Alexander Bechtler kümmert sich dort als Netzwerkpartner und Gesellschafter um die medizinrechtlichen Aspekte. "Im Auftrag der Stadt Schramberg übernehmen wir die Projektentwicklung auf einem uns von der Stadt und ihren demokratischen Gremien zugewiesenen Grundstück", erklärt Bednorz die Aufgabe. Die Anwohner und Angrenzer wollen beide ins Boot holen. "Wir nehmen diese als künftige Nachbarn sehr ernst", betont Bechtler. Das geplante Gebäude sei im übrigen niedriger als das frühere, baurechtliche Vorgaben würden in jeder Hinsicht strikt eingehalten.